Im Animationsfilm schwimmen bereits Wale und Fischschwärme durchs leuchtend blaue Wasser. Die Planer haben für das sanierte Sportbad Dittelbrunn eine Videowand angedacht, die am Beckenrand für maritime Stimmung sorgen könnte – auf der sich aber auch Lehrfilme der Wasserwacht zeigen ließen. Mit 12 zu 7 Stimmen beschloss der Gemeinderat, das 9,5 Millionen Euro teure Projekt, inklusive Erneuerung der Turnhalle, zu starten.
Für die Generalsanierung werden 6,34 Millionen Euro an Zuschüssen erwartet, wenn zur Bundesförderung "SJK" auch noch eine Landesförderung "FAG" fließt. Das Publikumsinteresse war enorm.
Das Gremium tauchte erst einmal ins tiefe Blau der Finanzpolitik: Ist der Erhalt des Schwimmbads eine nötige Investition, in Lebensqualität, Schwimmfähigkeit der Kinder und Trainingsmöglichkeiten der Wasserwacht? Oder werden andere drängende Sanierungsprojekte aufs Spiel gesetzt? Auch in den Sozialen Medien wurde kurz nach der Entscheidung heftig diskutiert.
Die Kissinger Architekten Michael Rüth und Johannes Messerschmitt hatten im Rat Zahlen und Pläne dabei. Das Doppelgebäude Schulturnhalle/Schwimmbad soll am Ende technisch auf dem neuesten Stand sein, ohne Sauna, aber mit Hubbodenbad, energetischer Sanierung und Barrierefreiheit. 9,476 Millionen Euro werden laut Kostenberechnung fällig, nahe an der Schätzung des Büros Perleth. "Wir haben mit größeren Kosten gerechnet", meinte Bürgermeister Willi Warmuth, der sich "Mut" wünschte. Als Haushaltsansatz waren elf Millionen Euro geplant.
In der Kämmerei sind mehrere Varianten durchgespielt worden, auf Gesamtkosten von zehn Millionen Euro gerechnet. Die Gemeinde hätte bei der Komplettsanierung einen Anteil von 5,7 Millionen Euro, falls es nur SJK-Förderung gäbe. Sie rechnet mit zwei Fördertöpfen und 3,66 Millionen Euro eigene Kosten.
Würde nur die Turnhalle saniert, mit reiner FAG-Förderung und Abriss des Hallenbads, würde dies 4,5 Millionen Euro kosten, bei einem Gemeindeanteil von 2,9 Millionen Euro. Laut Befürwortern würde man für etwa 727.000 Euro Mehrkosten ein grundsaniertes Schwimmbad erhalten.
Folgekosten von etwa 300.000 Euro jährlich
Es könne bei der Entscheidung nicht nur um diese Summe gehen, widersprach Gemeinderat Markus Ziegler. Harald Häpp warnte vor Folgekosten, von etwa 300.000 Euro jährlich. Für ein Eigenheim brauche man mittlerweile auch fast schon 727.000 Euro, meinte Architekt Michael Rüth. Die Förderkulisse sei derzeit noch günstig: "So viel Zuschuss werden Sie in ein paar Jahren nicht mehr bekommen."
Lars Neubauer warnte davor, den Altbau stehenzulassen, wo womöglich bald "die Fensterscheiben eingeworfen werden" würden. Es wäre Frevel, die Förderung nicht zu nutzen. Rainer Patzke verwies auf weitere Nutzer des Schulbads, von den Senioren bis zur Wasserwacht. Holger Schmitt sah eine einmalige Chance und den Mehrheitswunsch der Bevölkerung nach Erhalt.
Marie Arnold sprach von einer Investition in die Zukunft, Schwimmbäder seien defizitär. Sebastian Witzel erinnerte an den Wert eines Menschenlebens und die Notwendigkeit, Schwimmen zu lernen. 400 Menschen würden in Deutschland jährlich ertrinken. Das Bad werde im Schulverbund genutzt, entsprechend sollte man sich beim Unterhalt an den Landkreis wenden. Tatsächlich will der Bürgermeister dort anklopfen, zwecks Finanzierung der Folgekosten.
"Wir könnten 3,7 Millionen Euro auch in die Schule investieren", konterte Markus Ziegler: "Wir bauen das Gartenhaus, und das Haus fällt ein?" Schwimmunterricht finde ja statt, wenn auch anderswo. Der derzeitige Unterricht im Silvana sei nicht gesichert, warnte Jasmin Singh-Neckermann, bei den Grundschülern habe sich die Zahl der Nichtschwimmer in fünf Jahren verdoppelt. Wolfgang Stoll argumentierte naturnah: 727.000 Euro wäre der Gegenwert eines Hühnerstalls mit ein paar hundert Hühnern. Schwimmen sei quasi ein Schulfach und wichtiger als die Ganglien (Nervenknoten) von Regenwürmern zu kennen: "Wir bauen kein Spaßbad."
Harald Klein sah "Inseldenken" der Badbefürworter. Der Schuldenstand werde jetzt enorm wachsen und damit die Möglichkeit zur freien Haushaltsgestaltung schwinden. Man sei nicht einfach "gegen" das Bad, so Rebekka Geus, sondern wolle Kostensicherheit. Auch Knetzgau habe die Hallenbad-Sanierung verworfen, es gebe andere Projekte. Markus Ziegler erinnerte an nötige Maßnahmen im "Haus der Bäuerin" Pfändhausen. Hier sucht die Gemeinde Zuschüsse.
Johannes Messerschmitt rechnet beim Projekt Hallenbad/Turnhalle mit möglichen Kostenänderungen im Fünf-Prozent-Rahmen. Matthias Windsauer betonte den Qualitätsanspruch der Gemeinde. Schulden einer Kommune seien nicht das Gleiche wie bei einem Unternehmen oder Privathaushalt, meinte Sebastian Witzel. Andere Gemeinden würden sich trotz der Fördergelder auch nicht am Bäderbau beteiligen, sagte Harald Häpp. Man rede von einer Sanierung, meinte Willi Warmuth, demnächst werde das erneuerte Wernecker Bad eingeweiht. In namentlicher Abstimmung setzte sich dann die Seite der Sanierer durch.