Der Vogelschuss ist das herausragende Ereignis im Jahreslauf der Bürgerlichen Schützengesellschaft Schweinfurt. Die Eröffnung findet traditionell in der Rathausdiele statt, die heuer leider nur mäßig gefüllt war. Und als ob er es geahnt hätte, die Rede des 1. Schützenmeisters befasste sich genau mit dem Thema Zusammenhalt und Zusammenarbeit im Verein.
Seine Ausführungen stellte er unter das Motto „E pluribus unum“ (Aus vielen ein Ganzes), der Wappenspruch im Großen Siegel der Vereinigten Staaten. Dieses Motto galt ursprünglich dem Zusammenfinden der dreizehn Gründerstaaten zu einer gemeinsamen Nation, steht aber seit dem 19. Jahrhundert vor allem dafür, dass die vielen Bevölkerungsgruppen der USA als Ganzes zu sehen seien, dass die Gesamtheit Vorrang vor Einzelinteressen der unterschiedlichen Gruppen habe. „Ich möchte dieses Motto auch auf unsere Schützengesellschaft bezogen sehen, die ja ebenfalls aus unterschiedlichen Interessengruppen besteht.“
An vier Beispielen machte Buchner diese Unterschiede fest: zunächst die Unterschiede zwischen Leistungs- und Freizeitschützen. Während Erstere alles gäben, um auf dem Treppchen zu stehen, bekämen die Anderen bestimmt keine Magengeschwüre, wenn sie danebenschießen. Das aber schließe Wechsel vom Freizeitschützen zum Sportschutzen – und umgekehrt – nicht aus.
Zum Zweiten seien es die Unterschiede zwischen den Abteilungen, die häufig in Auseinandersetzungen bei der Aufteilung des Budgets spürbar würden. Argumentationen wie „die sind doch viel weniger als wir und wollen mehr Geld“ seien auf den ersten Blick verständlich, dienten aber selten der Vereinsgemeinschaft.
Drittes Beispiel: Spaß an der Traditionspflege gegen andere Interessen. „Hast du den schon jemals bei einem Schützenumzug mitlaufen gesehen?“ und „Was soll ich mir einen oberbayerischen Jägerhut kaufen, der überhaupt nicht in unser Frankenland passt“ seien zwei typische Äußerungen. Natürlich stünden auch die Schützentraditionen auf dem Prüfstand, aber der Wandel gehe meist unmerklich vor sich.
„Als letztes Gegensatzpaar möchte ich den Perfektionisten dem eher geselligen Schützen gegenüberstellen“, sagte der Schützenmeister. Während Letztgenannter das Schützenhaus auch außerhalb der Schießzeiten zwecks besuche, kenne der typische Perfektionist oft nicht mal den Schützenwirt. Er betrete das Schützenhaus wie ein Schatten, verschwinde im Schießstand und sei unvermittelt wieder weg.
Aus all diesen Gegensätzen könne man die drei wesentlichen Bestandteile der Schützengesellschaft erkennen: Tradition, Sport und Geselligkeit. Wichtig sei der Zusammenhalt, das „Wir Gefühl“ aller Schützen quer durch Altersklassen, Abteilungen und Eigeninteressen.
Auch Bürgermeister Karl Heinz Kauczok ging auf den überall zunehmenden Egoismus in Gesellschaft und Vereinen ein. Leistungsansprüche an sich und die Gesellschaft seien keine neuen Errungenschaften, sie sollten aber stets sportartspezifischen Verbesserungen und nicht persönlichem Machtstreben oder egoistischen Selbstbewusstseinsfindungen dienen. Grüße des Schützengaus überbrachte Gauschützenmeister Norbert Mahr. Er betonte, wie wichtig eine gut funktionierende Zusammenarbeit im Verein und im Gau sei. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt wieder von den Schweinfurter Parforcehornbläsern unter der Leitung von Rainer Kloss.
Geehrt wurden für 60 Jahre: Fritz Baumbach, Klaus Peter, Rudolf Hannwacker. Für 50 Jahre: Heinz Lang, Erich Krüger. Für 40 Jahre: Rudolf Leder, Hubert Redelberger, Ludwig Bandorf, Gebhard Fleck. Für 25 Jahre: Heinz Appel, Manfred Diekhoff, Birol Karalar, Hans-Dieter Kutter, Philipp Schmidt, Gertrud Trump, Manfred Bauer, Roland Hartmann, Wolfgang Kuhn, Thilo von Schleinitz, Hans-Georg Spath.
DSB-Protektorabzeichen Silber: Winfried Ammer und Karl Spahn.
BSB-Protektorabzeichen: Irmgard Geuder, Martin Härter, Theo Viemann.
Goldene Ehrennadel mit Kranz: Liselotte Herdel, Ewald Schmitt, Josef Kreuzer.
Goldene Ehrennadel: Karin Schuler, Patrick Schmitt, Eberhard Lammerer.
Silberne Ehrennadel: Hans-Joachim Carl, Stefan Funk, Michaele Hobner, Georg Röslmaier, Sven Schuler.