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Vasbühl
Schrolla-Musikanten: Fränkisches Liedgut aus der Ackerscholle
Angefangen hat alles vor 50 Jahren mit einer Truppe musikalischer Landwirte. Das Jubiläum fiel Corona zum Opfer. Ein Blick in die Geschichte der "Schrolla Musikanten".
Bei einem Fest in der Kirchenburg Mönchsondheim spielten die Schrolla-Musikanten mit ihrer fränkischen Volksmusik auf.
Foto: Schrolla-Musikanten | Bei einem Fest in der Kirchenburg Mönchsondheim spielten die Schrolla-Musikanten mit ihrer fränkischen Volksmusik auf.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:15 Uhr

Die Einladungskarten waren schon gedruckt, aber den großen fränkischen Abend zu ihrem 50. Jubiläum konnten die Schrolla-Musikanten im Mai nicht mehr feiern – coronabedingt. Dabei wollten sie zurückblicken auf ein halbes Jahrhundert, in dem sie der fränkischen Volksmusik im Landkreis und darüber hinaus wieder zur Geltung verhalfen.

Seit ihrer letzten Probe Anfang März haben die acht Hobby-Musiker nicht mehr miteinander musizieren können, bedauert Hermann Pfister. "Da fehlt was", meint der Schnackenwerther. Er spielt "erst" seit 30 Jahren die Tuba in der Gruppe, ist einer der Landwirte, aus denen die Schrolla-Musikanten anfangs ausschließlich bestanden.

Freizeit-Blechbläser aus verschiedenen Kapellen taten sich zusammen 

"Es war beim Winterkurs in der Landvolkshochschule Münsterschwarzach", weiß Anton Böhm, Landwirt und Trompeter aus Vasbühl, noch. Der heute 71-Jährige lernte dort 1969/70 andere Freizeit-Blechbläser aus verschiedenen Kapellen kennen: Trompeter Gerhard Schuster aus Unterspiesheim, die Tenorhornspieler Edelbert Hart aus Waigolshausen, Alois Cäsar aus Rieden und Norbert Weidner aus Theilheim sowie Tuba-Spieler Theo Mikus aus Alitzheim.

Zum Besuch von Landesvater Alfons Goppel in der Schule steuerten die Sechs gleich die Musik bei. Ihr erstes fränkisches Notenmaterial erhielten sie von Schulleiter Heinrich Schmalz.

Etliche Polterabend- und Hochzeiten-Auftritte später beschlossen die jungen Männer, ihre gemeinsame Freude an der Volksmusik weiter zu pflegen. Böhm, treibende Kraft der Gruppe, kontaktierte die neu gegründete "Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik", dessen Leiter Ludwig Moritz altes Liedgut sammelte. "Noten zu finden war schwierig, es war kaum etwas Gedrucktes vorhanden". Viele fränkische Stücke wurden für die Bläser-Besetzung extra arrangiert oder umgeschrieben.

Acht Musiker bilden inzwischen die Schrolla-Musikanten, die sich für fränkische Volksmusik einsetzen: (von links) Hermann Pfister, Anton Böhm (für ihn spielt seit 2018 Peter Heeg die Trompete), Norbert Weidner, Inka Pfister, Ernst Weigand, Gabriele Weigand, Edelbert Hart und Stefan Böhm.
Foto: Schrolla-Musikanten | Acht Musiker bilden inzwischen die Schrolla-Musikanten, die sich für fränkische Volksmusik einsetzen: (von links) Hermann Pfister, Anton Böhm (für ihn spielt seit 2018 Peter Heeg die Trompete), Norbert Weidner, Inka ...

Ein eigener Name für das "kleine Blechle" musste her. Weil alle Bläser Landwirte waren und "wir alle Schrolla hatten", wie Böhm den mundartlichen Ausdruck für Ackerscholle erklärt, war der Name geboren. Als gemeinsame Kleidung wurde die alte Werntaltracht nachgeschneidert.

Um bei Fränkischen Abenden aufspielen zu können, absolvierten die Musikanten erst einmal selbst einen entsprechenden Tanzkurs. Schottisch, Rheinländer oder Galopp standen auf dem Plan. Die Musikproben fanden reihum bei jedem Spieler statt. "Natürlich wurde da auch gefachsimpelt", erinnert sich Hermann Pfister an Gespräche über Ackerbau und Viehhaltung. "Und hinterher gab es immer eine Brotzeit".

Wenn die menschliche Harmonie stimmt, dann klappt es auch mit der Musik

"Wir haben uns von Anfang an privat gut verstanden", blickt auch Anton Böhm zurück. "Das ist ganz wichtig, sonst funktioniert das nicht". Das blieb auch so, als sich die Besetzung veränderte und der reine Blech-Klangkörper um zwei Klarinetten auf acht Musiker erweitert wurde.

Bei Sänger- und Musikantentreffen, bei Mariensingen, Fränkischen Tanzabenden, der Fränkischen Weihnacht in der Schweinfurter Rathausdiele und unzähligen anderen Veranstaltungen waren die Schrolla-Musikanten bald gefragt. Sogar der "Waigolshäuser Siebensprung", ein uralter Fruchtbarkeitstanz, wurde 1982 von ihnen musikalisch wieder zum Leben erweckt.

Auf internationales Parkett ging es für sie schon 1981 mit dem Mainfrankenkreis Würzburg: Auftritte in Italien, Monaco, Frankreich und der Schweiz standen an. Auch die neugegründete deutsch-französische Partnerschaft zwischen Unterfranken und dem Calvados umrahmten die Schrolla-Musikanten 1986 in Caen.

Anspruchsvoll ist ihr Musikspiel allemal: "Man muss schon Leistung bringen", sagt Anton Böhm. Weil jede Stimme nur einfach besetzt ist, heißt das, den ganzen Abend lang das alleinige Spiel auch durchzuhalten.

Die Qualität ihrer Musik ist überregional anerkannt. Zuletzt nahm der Bayerische Rundfunk Ende 2019 mehrere fränkische Titel der Schrolla-Musikanten auf und sendete sie mit einem Gruppenporträt im Februar.

Anstrengend ist das Musikspiel, weiß Anton Böhm, der sich als Trompeter und Dirigent zurückzieht, aber weiter als Organisator fungiert. Musiker Peter Heeg aus Greßthal bereichert jetzt die Gruppe.

 
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