Schweinfurt hat eine Künstlerpersönlichkeit verloren, die mit ihrem Schreiben und ihrer Liebe zur Literatur das Kulturleben reich gemacht hat. Zusammen mit der Schweinfurter Autorengruppe SAG gelang es Martina Müller-Wagner, der Literatur in Schweinfurt eine starke, lebendige Stimme zu geben. Sie starb am 28. Juli im Alter von 85 Jahren, bis zum Schluss trotz ihrer Krankheiten immer optimistisch und voller Humor.
Die geborene Würzburgerin fand in Schweinfurt ihren Lebensraum, mit dem sie sich stark identifizierte. Hier lebte sie mit ihrem Ehemann und ihren vier Kindern. Die lebenserfahrene Frau suchte und fand einen Bereich, in dem sie sich entfalten konnte: das literarische Schreiben. Dies war ihr Weg, sich mit Gesellschaft und Umwelt auseinanderzusetzen. Ihr Schreiben umkreiste den Menschen, der verletzbar und selbst verletzend ist. Die Zerbrechlichkeit spiegelt sich in leiser Poesie wider.
Ihr Credo: Man muss nicht laut sein, um gehört zu werden. Lyrik und Kurzprosa waren ihre Schwerpunkte. In der Welt der Literaturfreunde eroberte sich Martina Müller-Wagner einen festen Platz. Davon zeugen etliche Literaturpreise.
Ihr Schreiben hatte eine Basis im eigenen Erinnerungs- und Echoraum. Deshalb verarbeitete sie auch ihre Kriegserinnerungen, um zu zeigen, was Menschen alles aushalten müssen und aushalten können. Es war Martina Müller-Wagner sehr wichtig, jungen Menschen die Augen zu öffnen. In Schulen las sie aus ihren literarisch bearbeiteten Kindheitserinnerungen „Die Festung oder Kopf und Kragen“ und fand die passende Sprache, um bei den Schülern verstanden zu werden.
Schreiben war ihr Lebenselement, an dem sie auch andere teilnehmen ließ. Sie wollte ihre Liebe zur Literatur weitertragen. Vor 25 Jahren war sie Mitbegründerin der Schweinfurter Autorengruppe SAG und bis zu ihrem Tod die Sprecherin dieser Gruppe. Sie war der Motor, eine Frau mit Haltung und ausgleichender Kraft. Mit der Autorengruppe rief sie die Offene Lesebühne ins Leben, um auch anderen Mut zu machen zu schreiben.