
Nur einmal etwas ausprobieren, um sich besser zu fühlen. Um gut drauf zu sein. Um dem Stress standzuhalten. Nur einmal. Mir kann doch nichts passieren. Ich hab‘ doch alles im Griff. Doch bei dem einen Mal bleibt es eben nicht. Und zu spät merkt man, dass einen die Droge im Griff hat, und nicht umgekehrt. Schritt für Schritt rutscht man in die Sucht hinein.
Das Gesundheitsamt Schweinfurt im Landratsamt, die Polizeiinspektion Schweinfurt und das Jugendamt Schweinfurt haben deswegen behördenübergreifend das Schulprojekt „Flashback“ initiiert. Denn die Zahlen sind erschütternd. Im Landkreis Schweinfurt hate es in den vergangenen Monaten zwei Todesfälle wegen Drogen gegeben.
Aufklärung tut daher Not, gerade in den Schulen. In der Ludwig-Derleth-Realschule in Gerolzhofen fand nun die Auftaktveranstaltung für das Präventionsprojekt Flashback statt.
Laura Croes und Johannes Neubauer vom Theater „Chapeau Claque“ aus Bamberg spielten ein Präventionsstück. Sie griffen darin das brandaktuelle Thema Kräutermischungen auf.
Anna und Ben sind ein junges Paar. Beide spielen Musik und träumen vom großen Erfolg mit ihrer Band. Ben geht abends auf eine Party. Am nächsten Morgen trifft Anna ihn träge und lustlos in seiner Wohnung an. Spät erkennt sie, dass sein guter Freund Max ihn mit Kräutermischungen versorgt. Der Weg zur Sucht ist vorgezeichnet.
Anna reagiert immer hilfloser auf die Veränderung von Ben, der zunehmen aggressiver wird. Sie beschließt ihn zu verlassen, doch sie hat ein schlechtes Gewissen dabei. „Ich bleibe bei ihm“, beschließt sie und geht zu ihm zurück, mit der Bitte doch auch einmal etwas rauchen zu dürfen, damit sie wisse, wie er sich fühle.
Das endet tragisch, Anna verträgt die Mischung nicht, verliert ihre Sprache und „die Nieren sind auch im Arsch“. Hilflos muss Ben erkennen, welche Auswirkung dieses eine Mal für Anna hatte.
In einem eigens geschaffenen Parcours, bei dem der Drogenkonsum aus ganz verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wird, ohne dabei zu sanktionieren, werden Informationen in anschaulicher Weise an die Schüler weitergegeben. „Wir müssen uns auf Augenhöhe mit den Jugendlichen befinden, um Gehör zu finden“, sagt Alexandra Göbel von der Koordinationsstelle für Suchtprävention und Gesundheitsförderung am Gesundheitsamt.
Station eins beinhaltet die Drogenaufklärung durch die Polizei. Stefen Burkad, Thorsten Oppelt und Tobias Rost vermitteln in erster Linie das Wissen über die Gefährlichkeit der Drogen „Cannabis und Legal Highs“ und ihre oft tödlichen Auswirkungen. Bei Kräutermischungen, hübsch verpackt in bunten Tütchen, wisse man nie was letztlich beigemischt wurde.
Station zwei handelt von der schrittweisen Suchtentwicklung. Alexandra Göbel zeigte das ganz normale Alltagsgeschehen auf, wie sich eine Abhängigkeit entwickelt.
Solveig Steiche beschäftigte sich bei Station drei mit „Konsummustern“. Die Schüler zogen verschiedene Gegenstände, wie zum Beispiel eine Zigarettenschachtel, ein Handy oder eine Dose Chips und erklärten, wie man durch unmäßigen Konsum in die eine oder andere Sucht hineinschlittern kann.
Wie schütze ich mich vor den Risiken einer Sucht? Woher nehme ich die Kraft, was ist meine „Tankstelle“, um dagegen anzugehen? Das war das Thema der vierten Station. Helmut Backhaus setzte sich mit den Schülern über dieses Thema auseinander.
Station fünf beinhaltete das brisante Thema „Schwangerschaft und Drogen“. Zwei Baby-Puppen lagen auf dem Boden. Die Schüler nahmen sie nacheinander auf und sollten die Unterschiede feststellen. Das eine Baby war kleiner als das andere und schrie ständig. Dieses Baby durchleidet einen Entzug, denn die Mutter war drogensüchtig, erfuhren die Realschüler. Sie waren erschüttert. Lisa Bayer forderte sie auf, sich jetzt vorzustellen, dass eine drogensüchtige überforderte Mutter so ein Baby hat, das unentwegt schreit.
Am Präventionsunterricht nahmen alle neunten Klassen der Ludwig-Derleth-Realschule teil. Organisiert hatte die mehr als über zweistündige Veranstaltung Studienrätin Michaela Pfrang.