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SCHWEINFURT
Schöne Betty und bunte Zwetschge
Bearbeitet von Kirsten Mittelsteiner
 |  aktualisiert: 03.03.2025 02:35 Uhr

Die „Sammlung Dr. Rüdiger Rückert“ gelangte 1957 durch Ankauf in den Besitz der Stadt Schweinfurt und umfasst rund 120.000 Einzelnummern aus 70 Teilnachlässen. Diese lassen sich zu einem großen Teil auf Friedrich Rückert (1788-1866) und seine Familie bzw. deren Nachkommen und die Familien Bertuch/Froriep und deren Nachkommen zurückführen.

Die Verbindung dieser beiden Familien kam durch Heirat August Rückerts (1826-1880), einer der Söhne Friedrich Rückerts, mit Alma Froriep (1832-1910), Urenkelin des Weimarer Unternehmers und Verlegers Friedrich Justin Bertuch (1747-1822), 1856 zustande.

247 botanische Aquarelle

Die von Rüdiger Rückert (1897-1992), einem Urenkel des Dichters, erworbene „Sammlung Rückert“ umfasst Handschriften, Bücher, Zeichnungen, Druckgrafiken, Bilder, Möbel, Museumsgegenstände u. v. m.; bei Übernahme entschied man sich, das schriftliche Sammlungsgut an das Stadtarchiv zu übergeben.

Die Kunst- und Museumsgegenstände gelangten in die Städtischen Sammlungen und werden zu einem großen Teil in der Kunsthalle verwahrt. Die Sammlung ist nicht nur für die eigentliche Rückert-Forschung und Rückert-Rezeption von Bedeutung, sondern auch für die allgemeine Kunst- und Kulturgeschichte, vor allem des 18. und 19. Jahrhunderts.

Mit dem Nachlass der Familie Bertuch (1747-1822) fanden auch 247 botanische Aquarelle den Weg nach Schweinfurt: farbenprächtige und detailgenaue Darstellungen von Früchten und Pflanzen. Bei den meisten Abbildungen handelt es sich um heimische Gewächse wie Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Mandeln, Kastanien, Erd-, Stachel- und Johannisbeeren, Weintrauben, Pfirsiche u. v. m.

Die naturgetreuen Zeichnungen stammen vermutlich zum Großteil von dem gelernten Konditor Ernst Heinrich Gebhard (1757-1813). Er porträtierte die Früchte mit Blättern und Zweigen, manchmal auch die Blüten der jeweiligen Obstsorte mit brauner Tinte und Aquarellfarben. Diese Bilder dienten als Vorlagen für die Illustrationen in „Der teutsche Obstgärtner: oder gemeinnütziges Magazin des Obstbaues in Teutschlands sämmtlichen Kreisen“ – der ersten Gartenzeitschrift Deutschlands, die von 1794 bis 1804 erschien. Von 1804 bis 1824 erschien die Nachfolgezeitschrift unter dem Titel „Allgemeines teutsches Gartenmagazin“ ebenfalls im Verlag von Friedrich Bertuch in Weimar. Herausgeber und Hauptautor war der Pfarrer und Pomologe Johann Volkmar Sickler (1742-1820).

Sickler gehörte zu jenen Geistlichen, Lehrern und Apothekern, die ihre Freizeit und ihre Gartenfläche mit Hingabe dem Obstbau widmeten. Sie verschrieben sich der Pomologie, der Obstbaukunde (lat. pomum 'Obstfrucht'), einer jungen Teildisziplin der Botanik. Ihr Ziel war es, das Wissen um den Obstbau, das bislang in Hofgärten und klösterlichen Baumschulen gehegt wurde, zu erschließen, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und dem Obstanbau im ganzen deutschsprachigen Raum zu Aufschwung zu verhelfen.

Bebildertes Nachschlagwerk

„Der teutsche Obstgärtner“ bereitete in kurzen Artikeln Informationen zur Naturgeschichte der Obstpflanzen, zu Obstsorten, Baumpflege und Anbau bestimmter Sorten niedrigschwellig auf. Vier bis sechs Hefte erschienen pro Jahr. Abonnenten konnten die Hefte sammeln und jeweils nach einem halben Jahr in die Buchbinderei geben. So wuchs das Magazin zu einem vielbändigen bebilderten Nachschlagewerk an.

Kuriose Details der Originalaquarelle von Gebhard zeugen von der Arbeit an der Zeitschrift: Korrekturen der Beschriftung, Streichungen in den Bildern sowie Notizen mit Bleistift auf Vorder- und Rückseite sind zu finden. Da es sich „nur“ um die Druckvorlagen handelte, wurde gelegentlich ein bereits beschriebenes Blatt auf der freien Rückseite bemalt, denn Papier war teuer.

In diesem „Obstgarten“ gibt es noch viel zu entdecken, wie auch in der „Sammlung Rückert“ noch so mancher Schatz auf seine Entdeckung wartet.

 
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