Die erste Botschaft lautet: das Café Balthasar im Schloss Werneck ist wieder geöffnet. Die zweite heißt: Menschen mit Beeinträchtigung finden hier einen Arbeitsplatz und damit Zugang zum ersten Arbeitsmarkt. Eine kleine Eröffnungsfeier machte deutlich, wie sehr die Einrichtung gebraucht und geschätzt wird.
Mit den Marschklängen "Pomp and Circumstances" aus dem Akkordeon von Klaus Baur aus der Musiktherapie begann sinnigerweise das Treffen der vielen prominenten Gäste. Etliche von ihnen hatten aktiv an einer Lösung mitgearbeitet, wie der ehemalige Inklusionsbetrieb und ein Vorzeigeprojekt des Bezirks Unterfranken weitergeführt werden könnte.
Denn Ende 2020 hatte der bisherige Träger des Cafés, der Verein "Aufwind", seine Arbeit beendet. Vielfältig waren seine Gründe, das beliebte Café im barock-modernen Gartensaal des Schlosses samt Terrasse mit herrlichem Blick in den Schlosspark aufzugeben.
Seelisch kranke Menschen hatten dort die Möglichkeit für einen Zuverdienst erhalten. Das barg aber rechtliche Unklarheiten, bedingt durch gesetzliche Vorschriften, was dem Trägerverein massive Probleme bereitet hatte. Hinzu kamen wegen der Corona-Pandemie verordnete Schließungen inklusive Umsatzverluste sowie eine überalterte Struktur des Vereinsvorstands.
Am runden Tisch nach einer Lösung gesucht
Am runden Tisch, einberufen vom damaligen Innenstaatssekretär Gerhard Eck, wurden Möglichkeiten ausgelotet, wie der Betrieb weiterlaufen könnte. Im Februar 2021 beschloss der Bezirk Unterfranken, der die Krankenhäuser und Heime auf dem Gelände betreibt, die Gründung einer neuen Trägergesellschaft für das Café, die "Schloss Werneck Selbsthilfe gGmbH", erläuterte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel. Kurz darauf entschied sich auch der Förderverein Orthopädisches Krankenhaus Schloss Werneck unter Vorsitz des Ärztlichen Direktors, Professor Christian Hendrich, an der neuen Gesellschaft zu beteiligen.
Dennoch dauerte es noch fast eineinhalb Jahre, bis jetzt wieder Gäste in das Café kommen können. Gesetzliche Vorschriften, Gutachten, Corona-Pausen und schließlich Personalmangel erschwerten die Wiedereröffnung, sagte Krankenhausdirektor Alfred Stäblein am Rande der Veranstaltung. Er hat auch die Geschäftsführung der neuen Gesellschaft übernommen.
Jetzt arbeiten unter der Leitung von Annette Witas neben zwei Angestellten auch mehrere geringfügig Beschäftigte mit Beeinträchtigung sowie eine Halbtagskraft MED (Minderung der Erwerbsfähigkeit) im Café mit. Weitere Kräfte werden noch gesucht, so Stäblein.
Wieder kulturelle Veranstaltungen im Café Balthasar
Den Bezirk als guten Arbeitgeber hob Landtagsabgeordneter Paul Knoblach hervor, der selbst 35 Jahre im Schloss gearbeitet hatte. Er würdigte die "immense Aufgabe der Inklusion" und die vorbildliche Arbeit des Vereins "Aufwind".
Dessen "Pionierarbeit" und vor allem dem Vorsitzenden Paul Strobel zollte Landrat Florian Töpper unter dem Beifall der Gäste seine Anerkennung. Er dankte dem Bezirk, der sich zum Standort Werneck bekenne – auch durch den Neubau der Forensik – und der das Schloss und sein Café als Ort der Begegnung öffne.
Dass das "Balthasar" in der Bevölkerung vermisst worden war, bestätigte auch Wernecks Bürgermeister Sebastian Hauck. Er freute sich, dass dort nun auch wieder kulturelle Veranstaltungen, etwa beim Wernecker Kulturfrühling, stattfinden könnten.
Öffnungszeiten des Cafés: Montag bis Freitag 10 bis 16 Uhr, Sonntag 9 bis 17 Uhr, Samstag ist geschlossen.