Ein Schnäppchen ist das Schloss Wetzhausen mit seinen über 70 Räumen und einem Verkaufspreis von 390 000 Euro nur auf den ersten Blick. Denn die historische vierflügelige Anlage, ein früheres Wasserschloss, ist sanierungsbedürftig. Jetzt aber könnte die Suche nach einem Käufer ein Ende haben.
Viele Kaufinteressenten hat Immobilienmaklerin Wilhelmine Kofler in den vergangenen fünf Jahren durch das Schloss geführt, Stammsitz des Adelsgeschlechts der Freiherren Truchseß von und zu Wetzhausen seit dem 14. Jahrhundert. Die Grundmauern sind sogar auf das Jahr 1231 datiert.
Die ehemalige Burg war im Bauernkrieg zerstört, ab 1569 wieder aufgebaut und mehrmals umgebaut worden. „Damals haben zwei Familien dort gewohnt, das Schloss hat auch zwei Rittersäle“, weiß die Maklerin über das Gebäude der ehemaligen evangelischen Reichsritter mit etwa 2000 Quadratmetern Wohnfläche sowie 8600 Quadratmetern Grundstück.
Einst zog sich ein Wassergraben rund um das Schloss
Die vier Flügel des Gebäudes mit Kantenlängen von etwa 30 Meter umschließen einen fast quadratischen Innenhof. An der Außenfassade prangt in der Mitte ein rechteckiger Erker, der sich bis zum vierten Stockwerk erhebt. Allerdings verwehrt heute ein dichter Baumbewuchs den freien Blick auf das ehemalige Wasserschloss. Ein trockener Graben an der Ostseite, über den eine sanierungsbedürftige Brücke führt, zeugt vom einstigen Wassergraben rund um das Gemäuer. Das Wasser wurde aus einem künstlich angelegten See hergeleitet.
Der heutige Besitzer Johannes Freiherr Truchseß hat nicht die enormen finanziellen Mittel, um das mächtige vierstöckige Gebäude plus Keller instand zu halten. „Man muss etwa zweieinhalb bis fünf Millionen Euro investieren“, schätzt die Maklerin.
Der Zustand des seit vielen Jahren leer stehenden Schlosses gleicht einem Rohbau: teilweise ohne Fußbodenbelag, nackte, rissige Wände ohne Putz, Reste von Stuck und Bemalung in etlichen Räumen, kein Strom, keine Wasserleitung. „Es gibt dort noch Bakelit-Schalter aus den 50er-Jahren“, weiß Wilhelmine Kofler.
Das war die Zeit, als von 1948 bis 1955 der Schauspieler und Regisseur Oskar Ballhaus mit seiner damaligen Frau, der Schauspielerin Lena Hutter, und einigen Künstlern das Schloss gemietet hatte, um dort zu wohnen und ihr frisch gegründetes „Fränkisches Theater“ zu betreiben, das heute in Schloss Maßbach ansässig ist.
Ihr Sohn, Hollywood-Kameramann Michael Ballhaus, der im April starb, verlebte dort seine Jugend. 1974 nutzte er das teileingestürzte Schloss Wetzhausen als Kulisse für den Kriminalfilm „Das Amulett des Todes“. Ab 1976 wurden Dach, Fassade und Statik des denkmalgeschützten Schlosses erneuert. Unter Professor Manfred Schuller vom Lehrstuhl für Bauforschung und Baugeschichte der Universität Bamberg diente das Schloss ab 1986 als Untersuchungsobjekt für angehende Denkmalpfleger und Bauforscher.
Staat investierte zwei Millionen Euro in die Statik
„Der Staat hat in den 90er-Jahren über zwei Millionen Euro in die Statik des Schlosses gesteckt“, sagt Wilhelmine Kofler. Deshalb sei es für sie naheliegend gewesen, das zum Verkauf stehende Objekt auch dem Heimat- und Finanzministerium als mögliche Behördenunterkunft anzubieten. „Ich habe zwei Briefe an Herrn Söder geschrieben, weil es doch immer heißt, der Freistaat suche Gebäude in wirtschaftlich schwacher Lage“, erzählt sie. „Aber ich habe nicht mal den Eingang meiner Briefe bestätigt bekommen.“
Ursprünglich hatte der Vater des jetzigen Eigentümers, Crafft Freiherr Truchseß von und zu Wetzhausen, ehemaliges Ratsmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), vergeblich versucht, ein Kirchenarchiv in den Schlossmauern unterzubringen. In der Reihe der Interessenten wollte einer auch schon ein Schachzentrum im Schloss aufbauen, erinnert sich Maklerin Kofler. Und Eventmanager interessieren sich ebenso für das Gebäude. „Ich hatte eine Anfrage, ob sich die Gemeinde Stadtlauringen an einem Vorkonzept finanziell beteiligt“, gibt Bürgermeister Friedel Heckenlauer Auskunft.
Das sei zwar derzeit nicht der Fall, aber wenn es konkret um eine Sanierung gehe, könne die Gemeinde diese begleiten und bei der Finanzierung behilflich sein, verweist er auf Kontakte zu möglichen Geldgebern wie das Landesamt für Denkmalpflege, die Dorferneuerung oder den Bezirk Unterfranken. Für die Gemeinde selbst aber sei eine Übernahme des Schlosses eine „nicht zu lösende Aufgabe“, sagt Heckenlauer. Man habe bereits eigene Denkmäler, um die man sich kümmern müsse.
Jetzt ist ein Künstler aus der Schweiz an dem Gebäude interessiert, gibt die Maklerin preis. Er sei auch handwerklich versiert, habe Restaurator gelernt und sei offenbar auch finanziell gut aufgestellt. Sie wartet jetzt nur noch auf seine Zusage, damit wieder Leben im Schloss Wetzhausen einzieht.