Die Vorstandschaft des Fördervereins freute sich, bei ihrer Hauptversammlung auf zehn Jahre des Vereinsbestehens zurückblicken zu können. Dem Verein sei es zu verdanken, dass man nach Jahrzehnten des Stillstands endlich die verantwortlichen Seiten Kirche und Gemeinde, aber auch die einzelnen Bürger aktivieren konnte, um das Baudenkmal als Ortsmittelpunkt zu erhalten.
Vorstand Willi Groha gab dazu einen ausführlichen Rückblick über die politische Seite, aber auch die vielseitigen Aktivitäten und Baumaßnahmen, wie den Backofen und die Remise, die durch die Mitglieder und auch vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer ermöglicht wurden. Besonders lobte er auch die Jugend, die sich dabei immer wieder eingebracht hatte. Für Ihren letzten Einsatz, beim Winterzauber, erhielt sie einen Scheck für die Jugendfeuerwehr.
Da die Bauarbeiten am Schloss bereits im letzten Jahr begannen, waren die beauftragten Architekten Christoph Jordan und Konstantin Gerner eingeladen, um einen Einblick in ihre aktuellen Renovierungsplanungen zu geben; dazu Dieter Heyse, dessen Firma die verpflichtenden baubegleitenden archäologischen Untersuchungen durchführt.
Archäologische Baubegleitung des Schlosses
Seit dem Herbst 2022, dem Zeitpunkt, an dem die ersten Erdarbeiten im Schlosshof begannen, übernahm die Firma BfAD Heyse aus Stadtschwarzach die archäologische Baubegleitung. Es gibt einen Urkataster in verschiedenen Auflösungen, die eingetragenen Bodendenkmäler sind im Bayern-Atlas für jedermann zugänglich. "Da, wo Napoleon sich verlaufen habe", so Dieter Heyse, könne immer etwas gefunden werden.
Spannend seien auch die dokumentierten Wasserläufe der Schwarzach, die im nach ihr benannten Ort ihren Ursprung hat. In den Jahren 2013 und 2022, in denen der Fluss viel Wasser führte, ist der Lauf dem in den damaligen historischen Karten ähnlich. Im Bayern-Atlas ist der historische Ortskern Oberschwarzachs mit seinen Baudenkmälern zu sehen, dazu die Vorstadt. Laut Heyses Einschätzung passt das Schlossgebäude mit seinen Rundtürmen ins 15. Jahrhundert. Es ist ein von den Truchsessen von Henneberg stammendes Schlossgut, das von Fürstbischof Julius Echter erworben und umgestaltet wurde, um ihm als Amtshaus zu dienen.
Zum wahrscheinlich als Burganlage genutzten Komplex könnten eine eigene Kapelle und ein Friedhof gehört haben. Davon zeugt eine im Vorgarten bzw. Rosengarten des Schlosses gefundene Grabstätte. Dass es sich dabei um eine christlicher Art handle, sei außer Zweifel, da sie keine Grabbeigaben enthalte und die Menschen in gestreckter Körperhaltung beigesetzt worden seien. Die Grabstätte liegt somit außerhalb des sich an der Nordseite der Kirche anschließenden Friedhofs.
Bei der bisher durchgeführten archäologischen Baubegleitung ergaben die 17 Bodenschnitte 53 Befunde, meistens Kleinfunde von Keramik, beispielsweise spätmittelalterlicher bzw. neuzeitlicher Gebrauchsofenkeramik. Das Alter der Scherbenfragmente könne durch Einsatz der C14-Methode vonseiten des Landesamtes für Denkmalpflege mit einer relativen Genauigkeit abgeglichen werden.
Die Fundamente des Schlosses schneiden eine Grabgrube mit älteren mittelalterlichen Gräbern. Die Pflastersteine im Schlossbereich seien erst nach dem 17. Jahrhundert gelegt worden. Im Innenhof sind mehrere Schichten geöffnet, es wurden zudem zwei Latrinen bzw. Sickergruben entdeckt, die von aufwändigen Steinbearbeitungen zeugen. Dieter Heyse führte weiter aus, dass die Schichten vor dem Schloss horizontal verlaufen und es keinen Befestigungsgraben gab. Die Fundamente der Außenmauern des Schlosses sind älter und schneiden daher die Schichten ab.
Neue Außengestaltung mit modernem Zugang
Architekt Konstantin Gerner warf in seinem Vortrag einen Blick in die zukünftige Umgestaltung des Schlossareals. Der Zugang zum Schlosshof wird nach dem Konzept des Architekturbüros jordan.brueck auf zwei Möglichkeiten erfolgen können: zum einen durch das alte Schlosstor, in das ein gläserner Windfang integriert wird, zum anderen durch einen Weg an der Nordseite, welcher mit versickerungsfähigem Rasenpflaster befestigt werden soll.
Der Garten und der Vorplatz des Schlosses werden durch die Landschaftsarchitekten Kaiser/Juritza und Partner in das neues Konzept einbezogen und abterrassiert. Er soll für Veranstaltungen nutzbar sein, ebenso als Bürgergarten mit grünen Oasen und Verweilzonen und für die Außengastronomie genutzt werden. Dazu ist die Planung bereits sehr weit fortgeschritten. Auch der Brunnen im Innenhof soll erlebbar werden und Wasser fördern.
Für die Neugestaltung der Fassade an der Nordseite gibt es zwei Varianten
Die Erschließung der einzelnen Stockwerke erfolgt über den Nordgiebel. Die Toiletten sollen in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege als Form in den Raum gestellt werden, damit die Wirkung der Stuckdecken erhalten bleibt. Dazu zeigten die Architekten einige 3D-Skizzen. Diese sogenannten Raum-in-Raum-Boxen werden als wiederkehrendes Gestaltungsmotiv auftreten: als WCs im EG-Gewölbe, Sanitärboxen in den Gästezimmern, Lagerboxen im Dachstuhl, auch in der Schloss-Scheune. Störende Zwischenwände und Sekundäreinbauten werden im Zuge der Umgestaltung abgebrochen.
Für die Gestaltung der Fassade im Eingangsbereich der Nordseite gibt es zwei Vorschläge: Variante 1 wäre eine Lamellenfassade aus eloxiertem Aluminium, bei der geschlossene und offene bzw. verglaste Bereiche hinter der Lamellenfassade liegen und so eine gezielte natürliche Belichtung und Belüftung schaffen. Zudem wird ein Blick Richtung Kirche möglich. Die unterschiedliche Lochung generiert sowohl einen Ein- als auch Ausblick.
Variante 2 bevorzugt ein gelochtes Trapezblech als Fassadenverkleidung. Der integrierte Aufzug erschließt dabei sämtliche Stockwerke. Die Gestalt der Eingangstreppe wird den Rundtürmen angepasst, damit sich hier kein optischer Bruch ergibt. Der historische Eingangsbereich mit der Spindeltreppe bleibt dabei selbstverständlich auch in seiner Funktion erhalten.
Auch Bürgermeister Manfred Schötz gab einen Abriss der Geschichte des Schlosses bis zur Neuzeit und berichtete von den Hürden, die in politischer Hinsicht bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu überwinden waren. Er fungierte zuvor bei den Neuwahlen des Vereins als Wahlvorstand. Die Vorstandschaft Willi Groha, Andreas Zehner, Dietmar Herold und Leo Niedermaier wurden ebenso wiedergewählt wie die Kassenwartin Karin Herzog und Jessica Wiesmann. Auch die Kassenprüfer wurden wiedergewählt, die Beiräte berufen.
Pfarrer Stefan Mai stellte in seinem Grußwort die Aussage in den Raum, dass man stets eine Vision für ein Vorhaben benötige, woraus man den Antrieb für sein Handeln erhalte.