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Schloss Craheim bei Wetzhausen war Vorreiter der dualen Ausbildung
Schloss Craheim bei Wetzhausen war Vorreiter bei der gewerblich orientierten Ausbildung im mittleren Schulbereich.
Foto: Anand Anders | Schloss Craheim bei Wetzhausen war Vorreiter bei der gewerblich orientierten Ausbildung im mittleren Schulbereich.
Bearbeitet von Jürgen Sterzbach Oswald Haberhauer
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:22 Uhr

Das duale System, bezogen auf das Erreichen der Mittlere Reife als schulischer und gewerblicher Lehrabschluss, wird nach der derzeit gültigen Berufsschulverordnung 70 Jahre alt. Ein Verdienst für das Zustandekommen dieser heute weit verbreiteten Ausbildungsform gebührt laut einer Pressemitteilung dabei der IHK Würzburg-Schweinfurt. 

Die Main-Post berichtete am 18. September 1950: "Heute hat das im Schloss Craheim bei Wetzhausen neugeschaffene Landerziehungsheim, das mit einer Werkschule verbunden ist, seine Arbeit aufgenommen. Die Schule stellt einen neuen Typ dar und vermittelt neben einer abgeschlossenen Oberschulausbildung eine bis zur Gesellenprüfung geführte handwerkliche Ausbildung."

Gründer Philipp Emmert suchte nach dem Zweiten Weltkrieg mit Gleichgesinnten einen Ausweg aus den Nachkriegsverhältnissen – mit einer Kombination von Schule und Handwerk in einer parallelen Ausbildung. Er schöpfte dabei aus der langen Erfahrung der Landerziehungsheime, die traditionell handwerkliche Kursangebote hatten.

Emmert stützte sich dabei auf seine Lehrer und Vorbilder wie Hermann Lietz und Kurt Hahn, die entscheidende Weichen gestellt und Erfolge während ihrer Zeit in der Erziehung junger Menschen hinterlassen hatten. Von Pestalozzi wollte Emmert drei Elemente verwirklichen: das schulische Lehren, die praktische Betätigung und die Erziehung in der Gemeinschaft, die er in Schloss Craheim von Beginn an koedukativ verwirklichte.

Gründungsmitglieder waren Rechtsanwalt Egid Saukel als erster Vorsitzender, damals Bürgermeister in Hofheim, und Oberingenieur Georg Ehrlicher als zweiter Vorsitzender der IHK Würzburg.

Als Beisitzer waren unter anderem der damalige Oberbürgermeister Ignaz Schön aus Schweinfurt, Hofheims Landrat Herbert Krahmer, Georg Schäfer, Inhaber der Firma Kugelfischer in Schweinfurt, Theodor Vogel, Inhaber der gleichnamigen Firma in Schweinfurt, sowie Werner Koch, Direktor im Zementwerk in Lengfurt, dabei.

Hans Bolza, Generaldirektor von König & Bauer und zugleich IHK-Präsident zu dieser Zeit, blieb zwar im Hintergrund, muss aber ebenso erwähnt werden: In erster Linie war er es, der Georg Ehrlicher für die Craheimer Belange entsandt hatte und die umliegenden Industriebetriebe positiv für das Vorhaben stimmte. Auch Kosten wurden nicht gescheut. Das galt besonders für die Zusammenarbeit mit der Maschinenfabrik von Hermann Heller in Nürtingen.

Als staatlich anerkannte Einrichtung unterstand der Schulbetrieb der Kultusbehörde im Bezirk Unterfranken. Rund 600 Lehrlinge wurden ausgebildet in den Berufen Schneiderei für Damenmoden, Möbeltischler, Gärtner, Maschinenbauschlosser sowie chemische und physikalische Laboranten. Einer der bekanntesten Schüler war Kameramann Michael Ballhaus.

Eine Aufnahme aus der Werkstatt von Schloss Craheim bei Wetzhausen, als die duale Ausbildung vor 70 Jahren etabliert wurde.
Foto: Oswald Haberauer | Eine Aufnahme aus der Werkstatt von Schloss Craheim bei Wetzhausen, als die duale Ausbildung vor 70 Jahren etabliert wurde.
 
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