Den Schweinfurter Schiffsmodellbau-Club, der vor 50 Jahren (9. bis 11. April) eine große Ausstellung mit 221 Modellen in dem damaligen Polytechnikum (heute Fachhochschule) organisiert hatte, gibt es längst nicht mehr.
Vielversprechend hatte alles in den Freizeiträumen von Kugelfischer zu Beginn der 60er-Jahre begonnnen. Schon gleich nach der Gründung war der Club mit der Jugend zu Landesmeisterschaften gefahren, hatte gezeltet und Preise gewonnen. Rudolf Meinhardt, einer derer, die dem Modellbau treu geblieben sind, erinnert sich an den Bau von über 160 Segelyachten der Havelgruppe, mit denen vor allem die Jugend Wettbewerbe bestritt.
Damit die Schiffe mit den durch Blei beschwerten Kielen geradeaus gegen den Wind fuhren, musten die Schwerpunkte des Schiffs oberhalb der Wasserkante und unterhalb der Wasserkante bestimmt und so ge- oder versetzt werden, dass der untere Schwerpunkt weiter vorne lag und sich das Schiff nicht in den Wind oder wegdrehte. Beim Einsegeln waren zudem die Masten von Vor- und Hauptsegel so zu richten, dass sich die Segel aufblähen konnten.
Alsbald wagten sich die Mitglieder an größere Modelle mit größeren Segelflächen. Es stellten sich Erfolge selbst bei den Deutschen Meisterschaften ein, von denen Anregungen für den Bau von Motorschiffsmodellen und U-Booten im Kleinformat mitgenommen wurden.
Eine erste Stadtmeisterschaft, die bereits als nationaler Wettbewerb galt, wurde im Schweinfurter Sommerbad abgehalten, wo die Motorschiffe exakte Figuren fahren mussten.
Schweinfurt war bald eine Größe im deutschen Dachverband für Schiffsmodellbau „nauticus“ und konnte 1962 die „Bremen“ begrüßen, ein fünf Meter langes und begehbares Modellschiff, das ferngesteuert von Schweinfurt nach Bamberg und zurück fuhr.
1964 richtete der Club dann erstmals die Bayerische Meisterschaft im Baggersee bei Sand am Main aus. Zwei Jahres später war der Club noch einmal Organisator der gleichen Veranstaltung in Sand am Main.
Den Höhepunkt in der Geschichte des Clubs, der kein eingetragener Verein war, stellt jedoch die Ausstellung im Polytechnikum dar, wo den Besuchern in Vitrinen, auf Tischen und im Wasserbecken des Innenhofs 221 Modelle präsentiert wurden.
Ganze Kriegsgeschwader mit schweren Kreuzern, Flugzeugträgern und U-Booten waren genauso zu bestaunen wie schnittige Yachten, blütenweiße Segler, Rennboote, Ausflugsdampfer, Ozeanriesen, Handelsschiffe und Seenotrettungskreuzer.
Der besondere Reiz lag an den Osterfeiertagen des Jahrs 1966 im Polytechnikum in der praktischen Vorführung im Bassin des Innenhofes, wo die Schiffe ferngelenkt schwierige Manöver ausführten.
Auch war die Ausstellung eine Chronik der Seefahrt, die mit den Wikingerbooten begann.
Kolumbus' Caravelle Santa Maria fehlte bei der Ausstellung ebenso wenig wie das Auswandererschiff Mayflower. Ein Star unter den 27 historischen Modellen war die Galeere Golden Calf, die schon bei einer Filmproduktion als Modell gedient und in einem Seeräuberfilm für Geschützfeuer gesorgt hatte.