
Bereits vor einigen Jahren hat das Olympia-Morata-Gymnasium in Zusammenarbeit mit der Schweinfurter „Initiative gegen das Vergessen e.V.“ die Patenschaft für den Gedenkweg an der Uferstraße übernommen, der mit Hilfe von Infotafeln und einem Denkmal des Künstlers Hermann de Vries an das Schicksal der Zwangsarbeiter erinnert, die zur Zeit des Zweiten Weltkriegs von der Stadt Schweinfurt und Schweinfurter Industriebetrieben beschäftigten worden waren. Das Denkmal kontrastiert dieses Schicksal mit der Maxime unserer bundesdeutschen Demokratie: der Unantastbarkeit der Menschenwürde.
Eigentlich sollen im Rahmen dieser Patenschaft jedes Jahr am 8. Mai, dem Tag der deutschen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg, die aktuellen 9. Klassen des Olympia-Morata-Gymnasiums eine Gedenkveranstaltung vor Ort gestalten. Die Vorbereitung dafür beginnt jeweils im Februar im Rahmen einer zweitägigen Exkursion nach Dachau. Beides war coronabedingt in diesem Schuljahr nicht möglich. Da das Gedenken an das Schicksal der Zwangsarbeiter schon im vergangenen Schuljahr wegen der Pandemie hatte entfallen müssen, sollte es dieses Jahr nicht wieder ersatzlos gestrichen werden.
Überraschenderweise erwiesen sich die Bedingungen des Distanzunterrichts hierbei eher als Chance denn als Hindernis. Der Klasse 9b wurde in Teams ein Onlinearchiv aus zahlreichen Zeitungsartikeln und Buchkapiteln - zum Beispiel aus der Firmengeschichte von ZF Sachs oder den Erinnerungen des italienischen Zwangsarbeiters Leonardo Calossi - zur Verfügung gestellt. Die Schülerinnen und Schüler übertrugen die wichtigen Inhalte aus den Quellen in ein von allen gemeinsam bearbeitetes Online-Dokument und ordneten sie dabei bereits verschiedenen Kategorien wie „Verpflegung“, „Kleidung“, „Unterbringung“ oder „Biografien“ zu. Nach dieser doch eher ungewohnten und daher recht mühsamen Vorarbeit nahm sich jeder Kategorie eine Schülergruppe an, um das Wissen zu vertiefen, ein Element für einen der Schulschaukästen zu kreieren und das Drehbuch für ein Erklärvideo zu konzipieren.
An einem der Projekttage, die am Ende des Schuljahres als Ersatz für Dachaufahrt und Gedenkveranstaltung stattfanden, liefen die Schülerinnen und Schüler zum Abschluss des Schaukastenprojekts in den Morgenstunden den Gedenkweg am Main ab und besuchten das Denkmal unter den Linden. Anschließend wurden in der Schule die zu den Kategorien gestalteten Elemente im Schaukasten „inszeniert“. Johanna Bonengel von der „Initiative gegen das Vergessen e.V.“ besuchte die Klasse zum Ende des Projekttags, um sich von den Schülergruppen die einzelnen Gestaltungselemente erläutern zu lassen.
Von: Heike Hartmann, Geschichtslehrerin Olympia-Morata-Gymnasium