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GEROLZHOFEN
Schalthäuser aufgebrochen und Blinkanlagen abgeschraubt
An der Bahnstrecke Kitzingen-Gerolzhofen-Schweinfurt gibt es reihenweise Diebstähle von Eisenbahninfrastruktur. Das Bild entstand am Übergang der Straße von Schalfeld nach Frankenwinheim. Deutlich erkennbar auch links am Schalthaus der Einbruchversuch. Die Tür wurde aufgebogen.
Foto: Norbert Finster | An der Bahnstrecke Kitzingen-Gerolzhofen-Schweinfurt gibt es reihenweise Diebstähle von Eisenbahninfrastruktur. Das Bild entstand am Übergang der Straße von Schalfeld nach Frankenwinheim.
Norbert Finster
Norbert Finster
 |  aktualisiert: 11.12.2019 21:38 Uhr

Noch ist der allergrößte Teil der Bahnlinie Kitzingen-Gerolzhofen-Schweinfurt nicht entwidmet, sondern nur stillgelegt. Das heißt, der Eisenbahnbetrieb könnte jederzeit wieder aufgenommen werden, was ja zurzeit ein Diskussionsthema ist.

Viel von der Eisenbahninfrastruktur längs der Strecke hat all die Jahre seit der Aufgabe des Zugverkehrs (die letzten Züge waren Güterzüge mit amerikanischem Militärgut Anfang der 2000er Jahre) relativ gut überstanden. In letzter Zeit allerdings hat sich das geändert. Einige glauben wohl, sie könnten sich jetzt, nachdem die Gemeinderäte nach und nach den Daumen über der Strecke gesenkt haben, beliebig bedienen.

Alle Schalthäuser im Schweinfurter Raum aufgebrochen

So wurden seit März 2017 bis zur Gegenwart am Streckenteil im Landkreis Schweinfurt alle Schalthäuser aufgebrochen. Solche Schalthäuser stehen an Straßenübergängen bei Lülsfeld, Frankenwinheim, Alitzheim, Grettstadt und Gochsheim. „Die sind alle ganz brachial mit einer Brechstange aufgehebelt worden“, sagt Dietmar Parakenings, Vorsitzender des Fördervereins Steigerwald-Express. Wer an einem solchen Schalthaus vorbeikommt, sieht jetzt noch, dass die Türen krumm in ihren Fassungen hängen. Die Eigentümerin, die DB Netz AG, hat die Schalthäuser nur notdürftig wieder verschlossen.

In einem Schalthaus befindet sich die komplette Steuerung eines Bahnübergangs: der Schrankenantrieb und die Signaleinrichtung für die Warnblinkanlage an einem Bahnübergang. Solche Gegenstände sind teuer.

Parakenings beziffert den Schaden an den Schalthäusern mit etlichen tausend Euro. Für die verständigte Polizei ist es natürlich schwierig, hier Täter ausfindig zu machen. Sie meldet die Diebstähle an die DB Netz AG weiter.

Schwarzmarkt für Eisenbahn-Liebhaber

Mit brachialer Brecheisen-Gewalt haben Unbekannte auch das Schalthaus am Bohnübergang zwischen Frankenwinheim und Schallfeld aufgebrochen und ausgeplündert. Die DB Netz AG hat die Tür nur notdürftig repariert.
Foto: Norbert Finster | Mit brachialer Brecheisen-Gewalt haben Unbekannte auch das Schalthaus am Bohnübergang zwischen Frankenwinheim und Schallfeld aufgebrochen und ausgeplündert. Die DB Netz AG hat die Tür nur notdürftig repariert.

Doch was kann ein Dieb mit seiner Beute von der Bahnstrecke anfangen? Laut Parakenings gibt es dafür einen Schwarzmarkt, denn viele Eisenbahn-Freaks haben eigene kleine Strecken und können solche Bauteile gut brauchen. Auch auf dem weltweit größten Online-Marktplatz Ebay hat Parakenings schon Eisenbahn-Sicherungsanlagen im Angebot gesehen.

Am Streckenteil im Landkreis Kitzingen hat es jüngst ebenfalls einen Vorfall gegeben. Gestohlen wurden zwei Lampenschirme des Bahnübergangs am Ortseingang von Feuerbach sowie eine Rotlichtoptik. Der Diebstahl wurde am Montag, 29. Oktober, bekannt. Das alles könnte aber nur die Spitze des Eisbergs sein, sagt Dietmar Parakenings. Denn alle Orte, an denen die genannten Diebstähle geschahen, sind öffentlich einsehbar. Teile der Strecke sind aber bereits zugewachsen. Auch dort steht Eisenbahninfrastruktur.

Der Förderverein mit Dietmar Parakenings hat bisher keine Erlaubnis zu einer kompletten Begehung der Strecke von der DB Netz AG erhalten. „So bekommt keiner mit, was sonst noch so längs der Gleise fehlt. Es ist davon auszugehen, dass weitere Bahnübergänge geplündert wurden“, bedauert Parakenings.

 
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  • N. K.
    Die Sinntalbahn Jossa - Wildflecken ist dank kurzsichtiger Kommunalpolitiker bedauerlicherweise für immer verschwunden.

    Lange Zeit, bevor der Abbau feststand, haben dort zwielichtige Zeitgenossen ihr Unwesen getrieben. Beispielsweise wurden die Zugseile zu den Formsignalen durchtrennt. Eine darartige "Meinungsäußerung" oder "Selbstjustiz" - der Leser möge sich selbst für die Begrifflichkeit entscheiden - hätte nicht toleriert werden dürfen. Nun, das Problem "Sinntalbahn" hat sich selbst erledigt.

    Im Fall des Steigerwald-Express' können solche Handlungen nicht geduldet werden. Die Verantwortlichen (DB-Netz bzw. als Pächterin die Bayerische Eisenbahngesellschaft) haben für einen brauchbaren Zustand der Strecke zu sorgen und sind daher verpflichtet, tätig zu werden, vor allem auch deshalb, weil realistisch betrachtet Chancen für eine Reaktivierung bestehen. Hilfreich wäre es, wenn sich Zeugen fänden, die "Monteure" bei ihrer "Arbeit" beobachtet haben.
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