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THEATER
Satirischer Zündstoff
Lortzings Oper kommt einer gekonnten Gratwanderung zwischen gerade noch erlaubtem Witz und verbotener Kritik gleich.
Foto: A. T. Schaefer | Lortzings Oper kommt einer gekonnten Gratwanderung zwischen gerade noch erlaubtem Witz und verbotener Kritik gleich.
Bearbeitet von Kirsten Mittelsteiner
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:51 Uhr

Baculus, ein etwas kauziger Schulmeister, will seine Pflegetochter Gretchen heiraten. Den fälligen Hochzeitsbraten schießt er heimlich im Revier seines Dienstherren, des Grafen Eberbach. Dummerweise wird er dabei erwischt und des Amtes enthoben. Jetzt hilft nur eine List: Die attraktive Braut soll den Grafen umstimmen, denn dessen Jagdleidenschaft gilt insbesondere den Frauen. Das ist eine schwere Prüfung für den notorisch eifersüchtigen Baculus, zumal das Paar auf dem Schloss in ein Durcheinander heikler Missverständnisse, Maskenspiele und erotischer Begehrlichkeiten gerät.

Lortzings „Wildschütz“ ist als Werk des Vormärz purer satirischer Zündstoff: Der Adel sehnt sich nach dem simpel-unbeschwerten Leben des Bürgers, der Bürger schielt nach den Sorglosigkeit verheißenden Talern der Begüterten. Doch das Werk blieb von der Zensur unbeanstandet, offenkundig meisterte Lortzing gekonnt die Gratwanderung zwischen gerade noch erlaubtem Witz und verbotener Kritik, auch der musikalische Gestus der schwungvoll komponierten Oper schwankt zwischen Bloßstellung und Affirmation.

Albert Lortzing war ein genialer Theatermann, einer, der sein Handwerk von der Pike auf erlernt und studiert hatte. Seine vielfältigen Talente befähigten ihn, die Textbücher für seine Opernkompositionen selbst zu schreiben. Seine Erfahrungen als Sänger, Schauspieler und Dirigent brachte er in seine Werke ebenso ein wie seinen schier unerschöpflichen Ideenreichtum. Er ist der „Erfinder“ der sogenannten deutschen „Spieloper“, einer Sparte, die mit der französischen „opéra comique“ gesprochene Dialoge zur Straffung der Handlung gemeinsam hat und von den Sängern auch schauspielerisches Talent verlangt.

Das Landestheater Detmold zeigt jeweils um 19.30 Uhr am Sonntag, 21. Juni (Gemischtes Abo D und freier Verkauf), und am Montag, 22. Juni (Gemischtes Abo Ring E und freier Verkauf), Lortzings komische Oper „Der Wildschütz“ in der Inszenierung von Martina Eitner-Acheampong und unter der musikalischen Leitung von György Mészáros. Mit von der Partie sind Jakob Kunath/Benjamin Lewis (Graf von Eberbach), Brigitte Bauma (Die Gräfin), Stephen Chambers/Eungdae Han (Baron Kronthal), Emily Dorn (Baronin Freimann), Dorothee Bienert/Lotte Kortenhaus (Nanette), Seungweon Lee/Johannes Stermann/Philipp Meierhöfer (Baculus), Annina Olivia Battaglia (Gretchen), Georgi Karadjov (Pankratius) sowie der Extra-Chor, Opernchor und das Symphonische Orchester des Landestheaters Detmold.

Karten: Infos über den eventuellen Start des Freiverkaufs bei Zustandekommen der Vorstellungen auf www.theater-schweinfurt.de

 
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