
„Ich arbeite jetzt schon 51 Jahre am Stück, das schaffen wenige Männer.“ Peter Bertschy hat es geschafft, beendet aber jetzt, mit 69 Jahren, sein Arbeitsleben. Weil er trotz intensiver Suche keinen Nachfolger für seinen Laden „Samen Fetzer“ in der Manggasse gefunden hat, verschwindet zum Monatsende neben der Kultfigur Peter Bertschy auch ein Kultname.
Der Mann, dessen Markenzeichen Zeit seines Lebens die grüne Schürze war, hatte bei der Übernahme des Geschäftes die Namensrechte der Firma „Samen Fetzer“ erworben, der jetzt „leider auch wegfällt“, sagte er im Abschiedsgespräch mit dieser Zeitung.
Zurück zu den Wurzeln
Bertschy war mit der Übernahme der Firma Samen Fetzer vor zehn Jahren eigentlich zu den Wurzeln zurückgekehrt. Er war 23 Jahre lang in der Würzburger Filiale von Samen Fetzer beschäftigt. Danach eröffnete Bertschy seinen Naturkostladen „Samen und Korn“ im Fischerrain, wo nach 18 Jahren im Sommer 2000 aus wirtschaftlichen Gründen das schmerzhafte Ende kam.
Bertschy war nun in der Manggasse wieder der Chef im eigenen Laden. Und weil er den Schwerpunkt auf den Bereich Garten setzte, war er irgendwie auch wieder bei „Samen und Korn“ gelandet. Darüber musste der längst zum Schweinfurter gewordene gebürtige Wiesentheider selbst lachen.
Die Traditionsfirma wurde 1850 von Andreas Fetzer in Etwashausen bei Kitzingen gegründet. Schon in der Anfangszeit befasste sie sich mit dem Samenhandel und der Zucht von Saatgut. Der Saatzucht dienten viele Hektar (1978: 22 Hektar). Fetzer- Samen gingen über einen Versand in viele europäische Staaten. 1999 kam das Ende. Gleichwohl: Das damalige Insolvenzverfahren über das Vermögen der Kitzinger Fetzer KG fand ein vergleichsweise gutes Ende: Die fünf unterfränkischen Handels-Filialen wurden mit den Beschäftigten von der neuen Firma „Weigand GmbH“ übernommen.
Zwiebeln und Dünger
Das Namensrecht erwarb sich Bertschy für Schweinfurt, gemeinsam mit seiner Mitinhaberin Ling Ling Xu (63), die aus Altersgründen alleine auch nicht weitermachen könne und wolle.
Bertschy gewichtete im 170-Quadratmeter-Laden Sämerei, Pflanzenschutz, Dünger und Blumenzwiebeln für den Gartenbereich. Die von der Stadt angemieteten rund 50 Quadratmeter Außenfläche nutzt er mit Angeboten zum Einfangen von Laufpublikum.
Bertschy schimpft zum Abschied nicht auf irgendwen oder -was, wenngleich er einräumt, dass die Geschäfte hätten besser laufen können. „Auf Rosen gebettet war ich nicht.“ Ja, er gehe mit viel Wehmut, aber auch mit Fröhlichkeit, „allein schon deshalb, weil ich nicht mehr früh aufstehen muss“, und auch der tägliche Druck falle künftig weg.
Mehrere Kunden versorgen sich während des Gesprächs mit Samen und Zwiebeln, und als Stammkundin Marie Kärpf aus Schonungen aufschnappt, dass Bertschy am Monatsende absperrt, dass es den Mann mit der grünen Schürze und Samen Fetzer nicht mehr gibt, da bricht aus der Frau heraus: „Sie können uns doch nicht im Stich lassen, wo gehen wir denn jetzt hin.“ Viele reagierten ähnlich, verrät Bertschy, und dieses eine Mal schaut er sehr nachdenklich.
Was macht er mit der freien Zeit? Hobbys pflegen, lautet die Antwort. Er geht gerne ins Kino, ins Kabarett, fährt gerne Rad und wandert mit Leidenschaft. Dazu fehlte ihm 51 Jahre lang die Zeit – die hat Peter Bertschy künftig.