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SCHWEINFURT
Saisonauftakt im Theater: Wenn die Trommeln tanzen
Erna Rauscher
 |  aktualisiert: 02.04.2019 12:19 Uhr

Scheinbar zufällige Ereignisse können überaus bemerkenswerte Ergebnisse hervorbringen. So geschehen beim Deutschen Musikwettbewerb. Philip Pineda Resch, Tenorposaunist und Stipendiat des Deutschen Musikwettbewerbs in Leipzig, wurde in die Bundesauswahl Junger Künstler aufgenommen mit der Auflage, mit anderen Stipendiaten ein Ensemble zu gründen. Seine Wahl fiel auf die Pianistin Elisabeth Brauß und den Schlagzeuger Kai Strobel.

Wie sich diese Neugründung anhört konnte das Publikum bei dem Auftakt zur 52. Spielzeit im oberen Foyer des Theaters Schweinfurt erleben. Dieses „kleine, aber feine Format“ liegt Theaterleiter Christian Kreppel am Herzen, birgt es doch immer wieder überraschende Momente und garantiert vor allem die Nähe zu den aufführenden Künstlern und ihren Instrumenten.

Ganz frisch gingen die jungen Musiker zu Werk, präsentierten sie doch ihr Programm erst zum zweiten Mal. Wie besonders die Besetzung ihres Ensembles ist erfuhren die Drei bei der Suche nach einem Repertoire: es gab schlicht keines. So machte sich Kai Strobel ans Werk, Werke von Claude Debussy, Astor Piazzolla und Darius Milhaud für Klavier, Tenorposaune und Malletinstrumente zu bearbeiten.

Im neuen Gewand zeigten sich drei Sätze aus Astor Piazzollas Jahreszeiten. So kam es, dass der Posaunist bei „Primavera Portena“ energisch aufstampfte und mit dem Klangholz zusätzlich dem Schlagzeuger zur Seite stand, die Pianistin den Rhythmus vorgab und der Schlagwerker auf dem Marimbaphon für Stimmung sorgte.

Beachtliche Solowerke

Kai Strobel richtete das Augenmerk des Publikums auf zwei Solowerke für sein Instrumentarium. Bei Emmanuel Séjournés „Attraction“ für Marimba, Vibraphon und elektronisches Zuspielband war zu sehen, wie raumgreifend die Beherrschung seiner so unterschiedlichen Instrumente ist. Nicht unproblematisch war die Einbeziehung des unsichtbaren Mitspielers in Gestalt des Zuspielbandes: Strobel war dabei in das vorgegebene Zeitgerüst eingebunden, musste das Tempo verinnerlichen, durfte nicht lediglich reagieren.

Das gelang ihm ausgezeichnet, und so entstand ein mitreißendes Zusammenspiel aus Kuhglocken, Töpfen, Mallets und den zugespielten indischen Tablarhythmen. Einen völlig anderen Charakter wies Iannis Xenakis‘ Stück für Tom Toms „Rebonds A“ auf. Von dem oberen Zwischenabsatz herab ergaben das Ausholen und Schlagen eine Art Tanz zwischen den sieben unterschiedlich großen Trommeln.

Eine gänzlich andere Stimmung entstand bei den Debussy-Liedern. Sanft und einfühlsam breitete Brauß einen schillernden Klangteppich aus, über dem Pineda Resch mit der Tenorposaune die Liedmelodie legte. Hatte man sich erst einmal daran gewöhnt, dass keine menschliche Stimme von der tiefen Traurigkeit des Herzens erzählte, entfaltete die Posaune ihren besonderen Ton.

Erstaunlich beweglich und geschmeidig formte Pineda Resch die Lieder. Mit Darius Milhauds Scaramouche-Suite„ in lebhaft ansteckendem Sambarhythmus endete ein besonderer Konzertabend. Die jungen Musiker haben gezeigt, wie meisterlich sie ihre Instrumente sie beherrschen, wie beweglich sie sind und -nicht zuletzt – wie sie ihr Programm dem Publikum nahe bringen können. Applaus!

 
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