Am Ziel Bad Kissingen krachten Schüsse (aus der Schreckschusspistole eines Rentners), in und um Schweinfurt höchstens mal die Fehlzündungen eines Oldtimers. Ruhig verlief die Etappe der 17. Sachs Franken Classic in Stadt und Umland unter dem beschaulichen Motto „Fahren wie Gott in Franken“.
Bei wechselhaftem Wetter blieb die Zahl der Schaulustigen auf dem Marktplatz allerdings überschaubar. Dabei wurde am Samstagnachmittag einiges geboten: Da waren die beswingten Klänge der swing@sax bigband, dem Hausorchester des Automobilzulieferers „ZF-Sachs“, das die passende Nostalgiestimmung auf die Bühne vor dem Rathaus zauberte. Und natürlich die Pfingstrallye selbst.
Aus für den ältesten Oldie: der Wagen blieb liegen
Das älteste Gefährt von 1906 war zwischenzeitlich liegengeblieben. Nun schnaufte ein De Dion Bouton DW2 aus dem Jahr 1912 als ältester unter lauter Motor-Methusalemen vorneweg. Die klassische französische Benzinkutsche gehört Besitzern aus Schweinfurt : „Die erfolgreichste Automarke zu Beginn des 20. Jahrhunderts“, freute sich der Münchner Moderator Michael Hagemann, der auf der 500 Kilometer-Strecke wieder den Schweinfurter Part übernahm.
Manche Exemplare haben eine rasante Wertsteigerung hingelegt
„Garagengold“, das sei teilweise wörtlich zu verstehen, manche Exemplare hätten in den letzten Jahren eine rasante Wertsteigerung hingelegt. Der Porsche 911 RS aus den 1970ern wäre so ein Auto mit rasanter Preisentwicklung: „Das erste Auto mit aerodynamischen Hilfsmitteln.“ Hier und da fährt der Gegenwert einer Villa durch das malerische Wein- und Mainfranken, dem eigentlichen Star der Dreitages-Fahrt.
Einen Nachmittag lang defilierten im Jubiläumsjahr vor dem Rückertdenkmal die Zylinder vorbei, glänzte der Chrom, waberte der Benzinduft eines ganzen Jahrhunderts. Alter hin, Alter her: ein bisschen was mussten die Oldies auf dem Marktplatz schon leisten - in diesem Fall die Gleichmäßigkeitsprüfung.
Innerhalb von elf Sekunden ging es durch zwei Lichtschranken hindurch, ein auf die hundertstel Sekunde genau abgemessenes Spiel mit Gas und Bremse: „Das ist eine hochakkurate Geschichte“, sagt der Moderator.
Sportliche Höchstleistungen sind da eher Nebensache
Sportliche Höchstleistungen waren beim Markptlatzsprint dennoch eher Nebensache, zumal gerade die schönsten Altertümer auf vier Rädern schon etwas Schwierigkeiten mit der Feinmotorik hatten.
Ein uriger Bentley Jahrgang 1929 knatterte mit verrußtem Nummernschild vorbei, das Reserverad hatte er an die Seite geschnallt, wie ein nobler Invicta S-Type von 1932. Die Swallow Sidecar Company steuerte ein blaues Exemplar aus dem Jahr 1934 bei: Die Marke feierte nach dem Krieg als Jaguar Wiederauferstehung.
Besonders edel und sportlich glänzte ein rares bayrisches Vorkriegs-Modell. Von der Bergfahrt bis zur Langstrecke: „Der BMW 328 hat alles gewonnen, was sie sich vorstellen können.“ Gerade mal 464 Stück wurden gebaut: „Eines der wertvollsten Automobile unserer Zeit.“
Ein Wagen im Baukastenmodell: der Ford Phaeton
Ein Ford Phaeton näherte sich dem Start, ein Baukastenmodell, das 1929 aus 5580 Teilen zusammengefügt worden ist, gemäß dem Fordschen Fließband-Prinzip. Staatstragend rollte der Mercedes Benz 300 daher, bekannt als „Adenauerwagen“ und letztes Dienstfahrzeug des ersten Bundeskanzlers.
VW (vom Käfer bis zum Karmann Ghia), Aston Martin, Austin-Healey, Fiat, Porsche, Triumph, Cadillac, Alfa Romeo, Chevrolet, und weitere große Namen gaben sich ein Stelldichein, zwischendurch kam es regelrecht zum Stau.
Der Dittelbrunner Pietro Messina war mit seinem legendären Fiat Topolino ebenso unterwegs wie Veranstaltungsleiter Karlheinz Schott selbst.
2017 ist eine Rennfahrerlegende unter den Teilnehmern
Ansonsten dürfen sich die Fans und Fotografen schon auf 2017 freuen: Dann hat sich Rennfahrerlegende Walter Röhrl mit einem alten Lancia angekündigt.