
RWE will beim Umbau des Konzerns und der Erweiterung der Ökostromaktivitäten künftig auch Photovoltaik anbieten. Dazu übernimmt die künftige RWE-Ökostromtochter Innogy die Belectric Solar & Battery Holding aus Kolitzheim (Lkr. Schweinfurt). Der Kaufpreis für den Solarspezialisten, der mit rund 500 Beschäftigten Freiflächen-Solarkraftwerke sowie Großbatteriespeicher entwickelt, liegt im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich, wie das Essener Unternehmen am Montag ankündigte. Die Kartellbehörden müssen noch zustimmen, das Geschäft soll „Anfang 2017“ vollzogen werden, so RWE.
Der Energieriese, der sich in der erneuerbaren Energie bisher vor allem bei Wind- und Wasserkraft engagiert, würde durch die Übernahme auf einen Schlag zu einem der größten Solarprojektentwickler und -anlagenbauer weltweit. Denn dazu hat sich die von Solarpionier Bernhard Beck und weiteren fünf Gesellschaftern gegründete Belectric-Gruppe in den letzten gut 15 Jahren gemausert. Zur Gruppe gehört auch die Padcon GmbH mit Sitz in Kitzingen. Die stellte zwischenzeitlich die weltweit größten Solarwechselrichter her.
280 Freiflächen-Solarkraftwerke und Dachanlagen mit einer Gesamtkapazität von mehr als 1,5 Gigawattpeak (GWp) weltweit habe Belectric errichtet, zudem sei das Unternehmen für den Betrieb und die Wartung von Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von über 1,0 Gigawatt verantwortlich, nennt RWE Gründe für die Übernahme. Der Kauf sei für Innogy eine „wichtige strategische Weichenstellung“, sagte eine Sprecherin. Zumal Belectric weltweit tätig sei, mit starker Position auch in Wachstumsregionen wie dem Nahen Osten, Nordafrika, Indien und Südamerika.
Einen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen über der Zehn-Millionen-Euro-Grenze hat der übernommene Belectric-Bereich zuletzt erzielt. Wenn das Bundeskartellamt zustimmt, will nun Innogy diese Geschäfte übernehmen. Laut Belectric-Gründer Beck gehen auch die Namensrechte von Belectric an Innogy.
Doch nicht alles, was bisher Belectric hieß, gehöre künftig automatisch zu Innogy, ist grundsätzlich zu hören. Konkret „verbleibt im Solarbereich zum Beispiel die Belectric OPV GmbH bei der bisherigen Belectric Holding“, erklärte Beck. Deren beider Name werde sich aber ändern. Das Nürnberger Unternehmen stellt flexible, transparente Module aus „Organischen Solarzellen“ (OPV) her.
RWE steht indes vor der Aufspaltung. Die Zukunftssparten Ökostrom, Netze und Vertrieb mit zwei Dritteln der rund 60 000 Mitarbeiter gliedert der Konzern dabei aus. Die neue Großtochter firmiert noch bis Anfang September unter dem Namen „RWE-International SE“. Dann wird sie offiziell in „Innogy“ umbenannt. Voraussichtlich bis Ende dieses Jahres soll die Gesellschaft an die Börse gebracht werden. Mit Informationen von dpa