
Die Stimme des 32. Amerikanischen Präsidenten - Franklin D. Roosevelts – schallt durch die Aula des Celtis-Gymnasiums – seine berühmten Antrittsworte "The only thing we have to fear is fear itself" sind der Auftakt zu einem Musicalerlebnis der ganz besonders schönen Art.
Das Celtis-Gymnasium ist bekannt für tolle Musicalproduktionen; die letzte fand 2019 statt, danach war erstmal coronabedingt Pause. Fünf Jahre später nun wagt sich Musiklehrer Michael Styppa gemeinsam mit Katharina Döhner und dem stellvertretenden Schulleiter Andreas Maier an einen Restart der Musicaltradition – ein "New Deal" quasi, umschreibt es Schulleiterin Birgit Weiß in Anlehnung an Roosevelts berühmtes Reformpaket - mit vielen Premieren.
Auf dem Programm an den vier ausverkauften Abenden steht "Annie", die Geschichte eines Waisenmädchens im New York der 1930er Jahre, das 1977 am Broadway uraufgeführt wurde, alleine dort 2377 Mal lief und viele Preise einheimste. Ein wunderbares Stück über Freundschaft, Hoffnung und den amerikanischen Traum, über die feste Vorstellung, dass jeder Mensch seines eigenen Glückes Schmied ist und die Karten des Lebens unabhängig von Herkunft und Standards durch Mut, Optimismus und harte Arbeit immer wieder neu gemischt werden. Ein Stück, das sich nicht nur hervorragend als Jugendtheater eignet, sondern auch die aktuellen gesellschaftspolitischen Themen in unseren unruhigen Zeiten in den Fokus rückt, erläutert Schauspielleiter Andreas Maier in der Pause der gut zweistündigen Musicalproduktion. Deshalb, sagt er weiter, sei auch die Optimismus versprühende Präsidenten-Szene im zweiten Teil eine seiner erklärten Lieblingsszenen.
Insgesamt 60 jungen Menschen haben mitgemacht
Fast ein Jahr haben die insgesamt 60 jungen Menschen geprobt, an Nachmittagen und Wochenenden - ein "Mammutprojekt" stellt Schulleiterin Weiß abschließend fest, das zeigt, was für eine wunderbare Truppe sich da zusammengefunden hat, um den Musical-Spirit im Celtis neu zu beleben. Neben dem großartigen Orchester in Bestbesetzung und den Schauspielenden, haben auch Regie- und Technikteam herausragende Arbeit geleistet.
Lange, von der Aula-Decke hängende Stoffbahnen mit der Skyline zeichnen die perfekte Illusion des New Yorks der 1930er Jahre; die aus den verschiedensten Fundi zusammengetragenen Requisiten und Kleidungsstücke, sowie die schrille großstädtische Geräuschkulisse machen das stimmige Bühnenbild komplett.

Nicht nur der musikalische Leiter Styppa und die Dramaturgen Döhner und Maier haben sich musicaltechnisch neu zusammengefunden, auch viele der Jugendlichen stehen das erste Mal auf einer Musicalbühne, wenn nicht sogar überhaupt auf einer Bühne.
Die drei großartigen Solistinnen Johanna Glos (Annie), Katie Nutall (Miss Hannigan) und Helene Gebhardt (Oliver Warbucks) allerdings sind das Scheinwerferlicht gewöhnt. Sie sind alle preisdekorierte Sängerinnen in der von Canan Semel geleiteten Pop-Gesang-Klasse der Musikschule Schweinfurt und haben übrigens - wie andere im Musical-Team auch - paralell zum Probenengagement auch noch ihr Abi gestemmt. Nun begeistern sie mit ihren mitreißenden Auftritten – ein schöner Abschluss von der Schulzeit!
Zum Schluss gab es tosenden Applaus
Johanna Glos gibt eine wunderbar optimistische Annie, ihr klangschönes "Die Sonne geht auf schon morgen" – das berühmte "Tomorrow"- bezaubert das Publikum ebenso wie Helene Gebhardts Interpretation vom Milliardär Oliver Warbucks, der sich vom knallharten Selfmade-Geschäftsmann zum Herzensmenschen wandelt und letztendlich Annie adoptiert. Katie Nutall liefert den perfekten Gegenpart als kinderhassende, schnapsdrosselige Heimleiterin mit vielen komischen Momenten und tollem Gesang, auch gemeinsam mit Dimitri Schmautz und seiner überdrehten Freundin Merle Kern auf kriminellem, vermeintlich "leichtem Weg". Als weitere Solistinnen glänzen Julia Müller in der Rolle von Grace Farrell, sympathische Assistentin von Milliardär Warbucks, und Maria Vollmer als "Sternchen" à la Marilyn Monroe. Und auch der Heimkinderchor macht choreografisch wie gesanglich einen tollen Job, herausragend hier das freche "Dieses Leben stinkt", klangstark ummalt von einem fulminant-spielfreudigen Orchester unter der ausdrucksstarken Leitung ihres Dirigenten Michael Styppa, dem Ideengeber des berührenden Musicalerlebnisses.
Zum Abschluss gibt es tosenden Beifall und viele dankbare Worte. Wichtige gehen dabei von Schulleiterin Birgit Weiß an das Ensemble und da besonders an das künstlerische Leitungstrio, das, wie sie so schön sagt: "mit ganzem Herzen die Ärmel hochgekrempelt habe und damit den vielen jungen Agierenden die Möglichkeit gegeben habe, auf sich stolz zu sein". Und so lautet ihr Appell: "Bitte setzen Sie diese Tradition fort".
