(fi) „Rügshofen – Königshof und Dorf am Steigerwald“, so heißt der Schwerpunkt der neuen Ausgabe der Zeitschrift „Der Steigerwald – Zeitschrift einer fränkischen Landschaft – Natur, Kultur Geschichte“, die im Verlag Franz Teutsch erscheint.
Gerhard Wagner aus Höchberg, bekannt als der Forscher, der versucht hat, Licht in das biografische Dunkel um den Minnesänger Walter von der Vogelweide zu bringen, hat sich nun auch intensiv mit dem heutigen Gerolzhöfer Stadtteil Rügshofen befasst.
Rügshofen taucht als Roudeshof zum ersten Mal im Jahr 889 in der Überlieferung auf, als der fränkische König Arnulf dem Würzburger Bischof unter anderem die Schenkung des Zehnten von 26 Fiskalgütern oder Königshöfen bestätigt, unter ihnen Rügshofen. Während die bisherige Forschung Rügshofen als einzigen Königshof im Volkfeld, dem Landstrich zwischen Steigerwald und Main sah, stuft Gerhard Wagner den Königshof in Herlheim von seiner Bedeutung her höher ein. Dieser Hof wird zwar in frühmittelalterlichen Quellen nicht als Königshof bezeichnet, war es nach Wagner aber zweifellos.
Wagner hat mit Hilfe von Flurformen und Flurnamen herausgefunden, dass der karolingische Königshof Roudeshof nicht an der Stelle des heutigen Dorfes Rügshofen, sondern etwa 1000 Meter nördlich davon an der Straße nach Mönchstockheim zu suchen ist. Am Ende des karolingerreiches im ausgehenden 9. Jahrhundert gibt es noch einmal eine Nachricht über den Königshof. Sie besagt, dass König Arnulf den Hruodeshof, wie er jetzt heißt, einer Frau Friderun geschenkt hat. Aufgrund der hier angegebenen Zahlen muss er eine bedeutende Ausdehnung gehabt haben, größer als das spätere Dorf Rügshofen, das 1606 auf den Höhepunkt frühneuzeitlicher Entwicklung gerade einmal 23 Herdstätten zählte. Königshof und Dorf Rügshofen sind aber nicht identisch, sondern der Hof wurde wohl zur Wüstung, während das heutige Dorf im 12. Jahrhundert als kleines Straßendorf mit zunächst fünf Höfen von Gerolzhofen aus angelegt worden ist. Der heutige Ort entstand also nach Wagner als hochmittelalterliches Straßendorf.
Die Veröffentlichung Wagners in „Der Steigerwald“ hat bereits Reaktionen ausgelöst. Dr. Erwin Riedenauer aus Kirchseeon hat Kreisheimatpfleger Longin Mößlein mitgeteilt, dass er Wagners Recherchen für „eine kritische, umsichtige, gründliche, ja eigentlich vorbildliche Arbeit“ hält, „die Altes Korrigiert und Neues einsichtig macht.“ Riedenauer hat deshalb die wichtigsten Gesichtspunkte Wagners bereits in den Historischen Atlas von Bayern, Teil Franken, eingearbeitet.
Der Historische Atlas zählt in seinen drei Reihen Altbayern, Franken und Schwaben mittlerweile über einhundert Bände, in denen die Herrschafts- und Verwaltungsgeschichte der einzelnen Landgerichte beziehungsweise Landkreise in Form einer historisch-statistischen Landesbeschreibung umfassend aufgearbeitet wird.
Der Historische Atlas bietet mit seiner Flächendeckung eine einmalige Fülle an ortsbezogenen Informationen, die nicht nur dem Spezialisten, sondern auch einem weiteren Kreis von Interessenten zugänglich gemacht werden soll.
Erwin Rüdenauer hat seit 1973 die frühen Arbeiten am Historischen Atlas initiiert und vorangetrieben. 1998 wurde der Teil Schwaben fertig, 2000 der Teil Altbayern. Das Kapitel Franken ist noch in Arbeit.
In der neuesten Ausgabe von „Der Steigerwald“ findet sich eine Besprechung von Wagners ebenfalls bei Teutsch erschienenem Buch „Herr Walther von der Vogelweide – ein Minnesänger aus dem Steigerwald“. Rezensent ist Hans-Martin Maurer, Honorarprofessor für Landesgeschichte an der Universität Stuttgart. Maurer hält vieles an Wagners Thesen – dazu gehört, dass Walther um 1170 auf der Stollburg geboren sein soll und dass er 1215/16 ein Lehen in Herlheim erhalten haben soll – für nicht eindeutig erwiesen, aber doch plausibel. Manches sei noch thesenhaft. Aber die Hauptthese, Walther stamme aus dem Fränkischen, von Würzburg beeinflussten Raum und habe hier Lehensbesitz erhalten, erscheint nach Maurer bedenkenswert und sollte weiter diskutiert werden.