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Waigolshausen
Rücklagen schrumpfen, die Schulden steigen
Rücklagen schrumpfen, die Schulden steigen
Gerald Gerstner
 |  aktualisiert: 24.05.2021 02:15 Uhr

Für den neuen Kämmerer Philipp Müller war es die Feuertaufe. Und die hatte es gleich in sich. Mit einem Gesamtvolumen von 10,33 Millionen Euro war das von ihm erarbeitete Zahlenwerk rekordverdächtig, ist der Haushalt 2021 wohl der bisher Größte der Gemeinde. Das liegt am Vermögenshaushalt, der sich mit einem Volumen von 5,56 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt hat. Ein "großes Lob" für den Kämmerer gab es vorweg von Bürgermeister Christian Zeißner. Für die nächsten Jahre sieht er ganz wenig Spielraum, den es aber zu nutzen gälte.

Der Verwaltungshaushalt bewegt sich auf Vorjahresniveau. Zu den Besonderheiten zählt ein erwartetes Defizit von 94 000 Euro beim Freizeitzentrum. Den laufenden Kosten steht hier coronabedingt nahezu ein Totalausfall bei den Einnahmen gegenüber. Eine geplante Unterhaltungsmaßnahme für 39 000 Euro ist die Dacherneuerung beim Feuerwehrhaus Theilheim.

Schlüsselzuweisungen steigen wieder

Größter Einnahmeposten bleibt die Einkommenssteuerbeteiligung. Gemeldet ist ein Jahresansatz von 1,73 Millionen Euro, den der Kämmerer mit Blick auf wirtschaftliche Unsicherheiten vorsorglich um zehn Prozent reduzierte. Die Schlüsselzuweisungen legen noch einmal leicht auf 1,047 Millionen Euro zu. Keine Informationen gäbe es derzeit, ob die Kommunen wie im Vorjahr noch einmal einen Finanzausgleich für coronabedingte Einnahmeausfälle bekommen, sagte Müller.

Das erwartete gemeindliche Steueraufkommen beläuft sich bei gleichbleibenden Hebesätzen auf 459 000 Euro, wobei 170 000 Euro auf die Gewerbesteuer entfallen. An Kreisumlage sind 1,044 Millionen Euro zu zahlen, rund 50 000 mehr als im Vorjahr. Auch 2022 rechnet Müller noch einmal mit einer deutlichen Erhöhung. An Zinszahlungen sind 10 300 Euro eingeplant.

Lange Liste von Investitionen

Deutlich länger ist diesmal die Liste der Investitionen im Vermögenshaushalt. Voll zu Buche schlägt 2021 die Kläranlage Hergolshausen mit 2,5 Millionen Euro. Große Investitionen sind auch die Anschaffung einer Klärschlammentwässerungsanlage (635 000 Euro), Kanalsanierungen in Waigolshausen (445 000 Euro), Straßenausbau, Kanalverlegung und Erneuerung der Beleuchtung beim Nordring (700 000 Euro). Eingeplant sind 148 000 Euro für die Erneuerung der Friedhofsmauer in Hergolshausen sowie zur Einrichtung von Baumbestattungsmöglichkeiten in allen Friedhöfen. Bei der Flurbereinigung Hergolshausen steuert die Gemeinde 70 000 Euro für den Wegebau bei.

Schneller als gedacht muss bei der Natursteinmauer beim Kriegerdenkmal in Hergolshausen gehandelt werden. 150 000 Euro sind für die Instandsetzung eingeplant, weitere 50 000 Euro im kommenden Jahr. Für den Austausch der Heizung im Freizeitzentrum sind 150 000 Euro vorgesehen.

Kreditaufnahme ist erforderlich

Auf 2022 verschoben sind eine PV-Anlage und die Erneuerung der Beleuchtung (65 000 Euro). Angedacht ist für 2023 außerdem eine Erneuerung des Hallenbodens (70 000 Euro). Mittlerweile Auflage sei der Einbau von Abgasabsauganlagen in den Feuerwehrhäusern. Den Anfang macht wegen der geplanten Dacherneuerung Theilheim. Kosten inklusive einer Ersatzpumpe: 26 000 Euro.

Auf der Einnahmeseite stehen neben der Zuführung insbesondere 350 000 Euro staatliche Zuschüsse, Beiträge von 930 000 Euro für den Kläranlagenbau sowie 725 000 Euro aus den Grundstücksverkäufen beim neuen Baugebiet Honigleite. Eingeplant ist zum Haushaltsausgleich auch eine Rücklagenentnahme von 845 000 Euro, was den Rücklagenstand zum Jahresende auf 588 000 Euro schrumpfen lässt. Erforderlich ist zudem eine Kreditaufnahme von 1,4 Millionen Euro. Davon sollen bereits 2022 wieder 400 000 Euro durch erwartete Förderungen getilgt werden.

Gemeinderat segnet Haushalt einstimmig ab

Einen aus Reserven und Schulden finanzierten Rekordhaushalt bilanzierte Wolfgang Schraut, seines Zeichens auch Kreiskämmerer, bescheinigte dem Gemeindekämmerer aber eine sehr gute Arbeit. In der Zuführung aus dem Verwaltungshaushalt zeige sich die Finanzkraft der Gemeinde. Beides sei rückläufig.

Er regte an, die Einnahmesituation – angefangen von der Generierung staatlicher Hilfen bis zu den gemeindlichen Steuerhebesätzen - zu überdenken. Der Gemeinderat segnete den Haushalt, bei einer Gegenstimme von Thomas Köth, ab, nachdem das Zahlenwerk bei zwei Sitzungen des Finanzausschusses bereits vorberaten worden war.

 
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