Das Stadtarchiv Schweinfurt ist um zahlreiche – bislang sogar unbekannte – Manuskripte seines berühmten Sohnes Friedrich Rückert reicher. Die wertvollen Dokumente konnte die Rückert-Gesellschaft anlässlich einer Auktion des Berliner Hauses Stargardt für insgesamt 14 689 Euro erwerben.
Der profunde Kenner der Werke Friedrich Rückerts und Vorsitzende der Rückert-Gesellschaft, Rudolf Kreutner, dankte der Kulturstiftung Schweinfurt unter Geschäftsführer Klaus Stapf für die finanzielle Unterstützung. Sie hatte sich zu 50 Prozent an den Kosten beteiligt. Insgesamt handelt es sich bei den erworbenen Manuskripten um 23 Briefe, ein Telegramm, ein Gedicht sowie zahlreiche Briefabschriften, Exzerpten und Notizen von fremder Hand.
„Zum größten Teil ist es Rückerts Korrespondenz mit dem Brockhaus-Verlag aus den Jahren 1820 bis 1864, die zweifelsohne als eine äußerst wertvolle Bereicherung der bedeutenden Schweinfurter Rückert-Bestände zu betrachten ist“, erklärte Kreutner, der sich seit Langem für die Erschließung der Werke des deutschen Dichters, Übersetzers und Begründers der deutschen Orientalistik engagiert. Dafür verlieh ihm die Universität Erlangen-Nürnberg im Jahr 2006 sogar die Ehrendoktorwürde. Unter den neu erworbenen Manuskripten befindet sich auch die Korrespondenz zum Druck von Rückerts erstem Werk nach ausschließlich orientalischen Motiven, den „Oestlichen Rosen“ (erschienen 1921). Das Werk sei selbst von Johann Wolfgang von Goethe wohlwollend rezensiert worden, erläuterte Kreutner. „Die neun Briefe, die aus den Jahren 1820 bis 1822 stammen, waren bislang gänzlich unbekannt.“ Sie geben erstmals Aufschluss über das Zustandekommen von Rückerts Kontakt zu Arnold Brockhaus (1772 bis 1823), die nicht ganz problemfreien Honorarverhandlungen sowie diverse Schwierigkeiten um die Drucklegung.
Weitere Briefe berichten über die fruchtlosen Bemühungen von Heinrich Brockhaus (1804 bis1874), Rückert zu einer engeren Zusammenarbeit mit dem befreundeten Dichter Wilhelm Müller zu bewegen, damit in der 1825 verlegten sechsten Auflage des berühmten „Conversations-Lexikons“ endlich ein denkwürdiger Artikel über den schon damals berühmten Schweinfurter erscheinen konnte. Doch Rückert zierte sich auf dieses Ansinnen hin zunächst mit den Worten: „(...) aber es ist mir nach meiner Eigenthümlichkeit innerlich unmöglich, etwas über mich zu schreiben, außer in schlechten Versen, was ich oft genug gethan.“ Nett auch die Briefe, die die Geschäftsbeziehung Rückerts zur Brockhaus'schen Buchhandlung dokumentieren, über die er offenbar viele orientalistische Werke bezogen hat. „Er hat sie nach Gebrauch wieder an selbige verkauft“, so Kreutner.
Den Rückert-Experten interessierte natürlich, in wessen Obhut sich die Dokumente zuletzt befanden. Nachweislich war der „Conversations-Lexikon-Brief“ noch 1955 im Besitz des Brockhaus-Verlages, der diesen in einer Verlagsbroschüre auszugsweise publizierte. Auf mündliche Anfrage hin bekam Kreutner bestätigt, dass der Brockhaus-Verlag selbst Anbieter der erworbenen Autographen war.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé würdigte das Engagement der Rückert-Gesellschaft und hob hervor, wie wichtig es sei, die Werke Rückerts – „trotz oft schwerer Kost“ – einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.