Im Landkreis Schweinfurt gibt es nun offiziell einen von 100 Heimatschätzen in Bayern: Das Friedrich-Rückert-Poetikum in Oberlauringen erhielt beim Wettbewerb „100 Heimatschätze“ eine Auszeichnung für ein Gedicht von Friedrich Rückert.
Welche Schätze schlummern in Bayerns nichtstaatlichen Museen? Auf diese besondere Schatzsuche haben sich das Heimatministerium und das Kunstministerium gemeinsam mit der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen und dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege begeben. „Unsere bayerischen Heimatmuseen bewahren regionale Tradition und Heimatkultur. Unzählige Kleinode erzählen spannende Geschichten, stärken das Gefühl für die bayerische Lebensart und präsentieren einen modernen, lebendigen Umgang mit der bayerischen Heimatgeschichte“, stellte Finanz- und Heimatminister Albert Füracker bei der Prämierung von „100 Heimatschätze“ im Rahmen eines Festakts in München fest, so die Pressemitteilung. Die bayerische Museumslandschaft mit ihren über 1300 Museen sei eine wahre Schatztruhe.
Mit 1000 Euro dotiert
Museum konnten sich mit maximal drei Objekten bewerben. Die 100 besten Heimatschätze im Freistaat wurden mit einem Preisgeld von 1000 Euro prämiert und mit einer Urkunde ausgezeichnet.
Große Freude bei den Mitgliedern des Friedrich-Rückert-Arbeitskreises Oberlauringen, die sich mit einer Originalhandschrift des Dichters und Orientalisten Friedrich-Rückert beworben und gewonnen haben. Friedrich Rückert verfasste im August 1851 einen Vierzeiler, der in seinem Gesamtwerk angesichts der Tausende von Gedichten wie ein Sandkorn in der Wüste erscheinen mag, für Oberlauringen jedoch von ganz besonderer Bedeutung ist. Denn dieses originale handschriftliche Manuskript hing seit 1958 in der Friedrich-Rückert-Grundschule Oberlauringen, die nach dem Dichter und Orientalisten benannt wurde, der seine Kindheit mit meist frohen aber auch manch traurigen Tagen in diesem Dorf verbracht hatte und daraus eine lebenslange Erinnerung zog.
Erinnerungen an 1851
Zu den glücklichsten Erfahrungen Friedrich Rückerts zählten die Erlebnisse in der Natur, wozu auch der unmittelbare Kontakt zu den Haus- und Hoftieren, die es auch im Hause des Amtmannes Johann Adam Rückert gegeben hat, gehörte. Dann auch die vielen Freundschaften und Spiele mit den Kindern, die nicht weiter beschwerliche Schulzeit in der Dorfschule mit ergänzendem Privatunterricht beim Pfarrer, der in seinem protestantischen Haushalt viel Wert auf Bildung gelegt hatte.
Aber auch schwere, leidvolle Tage mischten sich unter die glücklichen. Freude und Trauer lagen bei jedem in Oberlauringen neugeborenen Geschwisterkind Friedrich Rückerts sehr nahe beieinander – drei Schwestern und ein Bruder überlebten die Kindheit auf dem Dorf nicht. Die miserablen hygienischen Verhältnisse, eine mangelnde medizinische Versorgung und die große körperliche Arbeitsbelastung der schwangeren Mutter waren die Ursachen für die hohe Kindersterblichkeit.
Preisgekrönter Vierzeiler
Die Schicksalshaftigkeit des Lebens- und Weltenlaufs kombinierte Friedrich Rückert mit einer Portion Leichtigkeit und einer Prise Humor, die geeignet wären, diese zeitlose Mischung fast wie einen mahnenden Spruch über seine in Oberlauringen verbrachte Kindheit ins Poesiealbum aller Schulkinder der Friedrich Rückert-Grundschule zu schreiben:
„Ende August 51 / Dir wünsch‘ ich unsers Kätzchen Sinn, / Wenn dich der Weltlauf plagt: / Es nimmt für Spiel u. Scherz es hin, / Wenn man es Stößt und jagt.“