Rinderfilet, Trüffel, Gänsestopfleber, Madeirawein – das Wasser konnte einem im Munde zusammenlaufen, noch dazu, wenn der Rezeptvortrag für die „Tournedos Rossini“ so genüsslich zelebriert wurde wie von Dominik Wilgenbus. Ihm kam beim Abend „Rossini – Genie und Genießer“ im Schweinfurter Theater die Aufgabe zu, als Sprecher durch das Leben des Komponisten zu führen. Den musikalischen Teil der Inszenierung übernahmen Solisten und Orchester der Kammeroper München unter der Leitung von Nabil Shehata.
„Rossini war ein dicker Mann“, eröffnete Wilgenbus. Als Liebhaber des Essens sei Italien für ihn das passende Herkunftsland gewesen. Die Texte von Alexander Krampe, der auch für Gesamtkonzept und Arrangements verantwortlich zeichnete, erlaubten dem Publikum im stark lückendurchsetzten Saal Blicke in Kindheit und berufliche Laufbahn des Komponisten; auch private Aspekte kamen nicht zu kurz.
Gioachino Rossini war berühmt, jeder pfiff seine melodienreichen Arien, die Fans griffen zur Schere, um ein paar Haare des Meisters zu erbeuten. Wilgenbus präsentierte in vortrefflicher Diktion fein ausgewählte Anekdoten, Heiteres, zitierte Zeitzeugen und entwickelte so das Bild einer Lebemann-Persönlichkeit, die einerseits wie ein Popstar gefeiert wurde und gehörige Arroganz und Ironie zu Tage legen konnte: Ein überzogenes Honorar als Gesangslehrer in Amerika verstand Rossini als Schmerzensgeld fürs Ertragen schreiender Ladies. Andererseits war da der Gefühlsmensch, der nach der Begegnung mit dem nahezu ertaubten Beethoven zu Tränen gerührt war.
Spritzige Musik
Ouvertüren, Arien, Duette und ein Terzett ließen den der Opera buffa verbundenen Komponisten auch musikalisch lebendig werden. Dirigent Nabil Shehata, über den das ungewohnt lieblos kopierte Programmblatt ebenso wenig Hintergründe lieferte wie über die Solisten und die handlungsmäßige Einordnung der Opernausschnitte, führte seine elf ausgezeichneten Musiker energisch und elegant, feurig, federnd und spritzig wie die Musik selbst. Ein Streichquintett, vier Holzbläser, dazu Horn und Akkordeon – diese pikante Besetzung reichte, um den Esprit, die Vielfalt und Farbe der Musik Rossinis zu offenbaren.
Die Mezzosopranistin Irena Weber, stimmlich vielfältig angelegt, kann sowohl durch Innigkeit, Tiefe und Strahlkraft wie auch durch mühelos leichte Koloraturen fesseln. Modestas Sedlevicius erhielt starken Beifall nicht nur für die schmissig und bravourös dargebotene Bariton-Arie „Largo al factotum“ aus dem „Barbiere“. Tenor Francisco Brito wirkte anfangs noch angestrengt, zeigte seine ganze Form jedoch in der zweiten Programmhälfte.
Schauspielerisch, ja komödiantisch lieferten die drei Solisten Köstliches. Hatte das Publikum zu Beginn des Abends noch eher verhalten reagiert, zeigte es sich zum Schluss begeistert – der Funke war übergesprungen.