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Zeilitzheim
"Ron Martinio" als heimische Alternative zum "Havana Club"
Nach einem Kuba-Urlaub kam Winzer Martin Mößlein der Gedanke: Wieso nicht auch Rum in Franken herstellen? Nun gibt es in Zeilitzheim den ersten Rum an der Mainschleife.
Rund fünf Jahre lagert der fränkische Rum im Holzfass, bis Winzer Martin Mößlein ihn in Flaschen abfüllt.
Foto: Dominik Dorsch | Rund fünf Jahre lagert der fränkische Rum im Holzfass, bis Winzer Martin Mößlein ihn in Flaschen abfüllt.
Laura Dorsch
 |  aktualisiert: 10.02.2024 10:00 Uhr

Mit ihrem gold-braun glänzendem Inhalt sind sie ein echter Hingucker: Die kleinen Flaschen tragen das Etikett "Ron Martinio – Premium Franconian Rum 5 Anos". Das aus Zuckerrohr gewonnene Extrakt veredelt Winzer Martin Mößlein zu einem heimischen Destillat der ganz besonderen Art. So gibt es neben Whisky, Likör, Gin und den verschiedenen Sekt- und Weinsorten im Familienweingut der Mößleins in Zeilitzheim von nun an auch den ersten echten fränkischen Rum von der Mainschleife.

Das Interesse zum Rum wurde bei Martin Mößlein erstmals vor gut fünf Jahren im Sommerurlaub auf Kuba mit seiner Frau Eva geweckt, erzählte er in einem Gespräch. Wie für viele andere war die Karibik damals für das Paar ein faszinierendes Urlaubsziel, da Temperaturen unter 20 Grad dort sehr selten sind, auch sei das gesamte kubanische Flair stets eine Reise Wert. Rum zählt, ebenso wie Zigarren, zu den "Schätzen Kubas" und ist dort ein enorm wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Bei einem Ausflug in die bekannte Mojito Bar von Schriftsteller Ernest Hemingway, der "La Bodeguita del Medio", kam Mößlein bei einem rumhaltigen Cocktail auf den Geschmack und scherzte mit der Idee, einen eigenen, fränkischen Rum herzustellen. Auch der jetzige Name "Ron Martinio" entstand noch am selben Abend vor Ort in jener Mojito Bar.

Rum trinken nur auf Kuba? Martin Mößlein macht vor, dass das auch in den den Weinbergen geht. 
Foto: Dominik Dorsch | Rum trinken nur auf Kuba? Martin Mößlein macht vor, dass das auch in den den Weinbergen geht. 

Nun, fünf Jahre später, füllt der Winzer seinen fränkischen Rum zum ersten Mal in Flaschen ab. "Pünktlich zu meiner Hochzeit im Weinberg im August dieses Jahres hatte der Rum das perfekte Stadium erreicht", berichtet Mößlein. Die Hochzeitsfeier sei der ideale Zeitpunkt für den "Startschuss" gewesen, um das Holzfass mit einem Fassungsvermögen von 220 Litern anzubrechen.

Doch woher bekommt Mößlein die Zutaten für das exotische Destillat? Den Grundstoff für Rum stellt das Zuckerrohr bereit. Kuba hat mit seinem Klima und den fruchtbaren Böden optimale Bedingungen, Zuckerrohr als Basis von Rum anzubauen. Die Stängel werden in Mühlen ausgepresst und der Saft zu der sogenannten Melasse verarbeitet. Dieses dickflüssige Nebenprodukt der Zuckerherstellung importierte der Winzer und verflüssigte es zunächst mit Wasser.

Lagerung im fränkischen Holzfass

Im nächsten Schritt versetzte der Winzer die Masse mit speziellen Hefepilzen - der Zucker wird dadurch zu Alkohol umgewandelt. Das Ergebnis aus dem Gärprozess ist eine Art "Hefewein", der die Grundlage für die nachfolgende Destillation ist. Bei diesem Brennvorgang entsteht der Zuckerrohrschnaps, in Kuba genannt "Aguardente". Den besonderen Charakter, sind sich die Kubaner und der Zeilitzheimer Weingutsinhaber einig, bekommt der Rum in erster Linie durch die richtige Lagerung über mehrere Jahre in einem Holzfass.

Doch anders als das importierte Zuckerrohr, setzt der Winzer beim Holzfass auf Regionalität. Mößlein verwendete dafür ein Fass aus der Heimat, was dem Getränk die einzigartige, fränkische Note verleiht. Und bei richtiger Herstellung und ausreichender Reifung entsteht ein gold-brauner Rum voller Aromen – mit einem Alkoholgehalt von 40 Volumenprozent.

Inspiriert wurde Winzer Martin im Sommerurlaub auf Kuba in der bekannten Mojito Bar von Schriftsteller Ernest Hemingway, der 'La Bodeguita del Medio'.
Foto: Dominik Dorsch | Inspiriert wurde Winzer Martin im Sommerurlaub auf Kuba in der bekannten Mojito Bar von Schriftsteller Ernest Hemingway, der "La Bodeguita del Medio".

Bisher war hierzulande wohl nahezu ausschließlich der weltberühmte, kubanische Rum "Havana Club" bekannt, doch Martin Mößlein hat nun eine Alternative geschaffen: Fränkischer Rum "Ron Martinio", welcher fünf Jahre gereift ist und nun genüsslich getrunken werden kann, entweder pur oder als Cocktail.

Experimentierfreude vom Vater geerbt

Die Erweiterung seines Angebots mit dem neuen Produkt Rum soll ein weiteres Standbein im Weingut werden. Schon vor einigen Jahren hat die Familie mit Whisky und Gin ihr Sortiment ausgebaut. Martins Vater Reiner Mößlein hatte in Pioniermanier schon in den 1990er Jahren das Experimentieren begonnen. Ihren vorläufigen Höhepunkt erlebte die Whiskyherstellung der Mößleins vor einigen Jahren, als sie im Whisky Guide in die TOP 3 der deutsche Whiskybrennereien aufgenommen wurden.

Als weitere besondere Attraktion haben sich im Betrieb der Mößleins die Planwagenfahrten durch die Weinberge inzwischen weit etabliert. Sich breit aufzustellen war für Martin und Reiner Mößlein seit je her ein Ziel ihres Schaffens. Besonders in Jahren wie diesem, wenn die Ernte im Weinberg dürftig ausfällt, soll sich diese Vielfalt im Angebot besonders auszahlen. Denn: "Noch weniger als gedacht" sei bei der bisherigen Weinlese herum gekommen, berichtete Martin Mößlein. Er hofft nun, dass Reserven aus den guten Jahren 2018 und 2019 die Mengenverluste ausgleichen können.

Rum sorgt für Karibik-Feeling

In Bezug auf den Rum hat Martin folgenden Wunsch: "Besonders jetzt im Herbst und Winter hat man oft Sehnsucht nach Karibik-Feeling." Hinzu kommt laut dem Winzer, dass in Corona-Zeiten in diesem Jahr viele auf den Sommerurlaub verzichten mussten. "Ich hoffe, dass bei einem Glas "Ron Martinio" auch zuhause ein wenig Karibik-Feeling aufkommt und man die Seele einmal baumeln lassen kann." Na dann: Cheers.

 
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  • M. B.
    Perfecto, und wenn dann die nächste Charge Rum aus dem Saft fränkischer Zuckerrüben gewonnen werden kann wäre das muy bien.
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