In einer herzerfrischenden und kurzweiligen Aufführung präsentierten die Schüler des Wahlfachs „Theater (Mittelstufe)“ des Gymnasiums Gerolzhofen den alten Stoff um die tragische Liebe von „Romeo und Julia“ in neuem Gewand.
Der Neufassung von Anke Ruge fügten die Leiterin Betina Karches und ihre Akteure eine Rahmenhandlung hinzu, in der eine sehr engagierte Regisseurin (Jaqueline Esch), das quirlige Plaudertäschlein Chantal (Lea Sauer) sowie ein umtriebiger Bühnentechniker (Fabio Loi) geschickt durch das Stück führten und einen humorvollen Kontrapunkt zur Tragik der Handlung bildeten. Die beiden Lager der verfeindeten Familien aus Verona verkörpern die Mädchen-Clique (Mirjam Wehner, Jacqueline Esch, Elisabeth Weigel und Jana Ruß) um Romeo Montague (Max Nagler) und der Mädchen-Clan der Capulets (Vanessa Bujupi, Lea Sauer, Betty Beyer) um Simon (Nico Adams), heißt es in einer Pressemitteilung.
Während die erst Genannten sich mit Bierflasche in der Hand eher laut und proletenhaft verhalten, bemühen sich die Capulet-Damen mehr um Äußerlichkeiten, Reichtum und ihr Ansehen in der Stadt. Julia (Amelie Bauer) soll mit dem reichen Prinzen Paris verheiratet werden, um die finanziell angeschlagene Familie (Shirin Malaney und Elias Schmiedel als Eltern Capulet) vor dem Ruin zu retten. Trotz all dieser Widrigkeiten finden Romeo und Julia zueinander. Als jedoch im Rahmen der Zwistigkeiten zwischen beiden Clans zwei Menschen umgebracht werden, muss Romeo fliehen. Die Liebenden finden einen Ausweg im Rat von Pater Lorenzo (hervorragend im gregorianischen Stil gesungene Text-Partie von Adrian Sternecker): Julias Tod wird vorgetäuscht und Romeo in die Gruft, in der ihr Leichnam liegt, geführt. Der Liebende hält sie für tot und nimmt Gift. Als Julia – zu spät – aus ihrem Schlaf erwacht, hat Romeo sein Leben bereits ausgehaucht. Julia folgt ihm, indem sie den Rest aus dem Fläschchen zu sich nimmt.
Der 400 Jahre alte Stoff hat nichts an Aktualität verloren: Hass, Feindschaft, mangelnde Kommunikation und fehlende Empathie haben immer Leid und Elend bis hin zum Tod zur Folge. Ruge hätte das Stück auch anders enden lassen können, indem sie die gelebte (!) Liebe zwischen Romeo und Julia als Siegerin über den Unfrieden triumphieren lässt. Hat sie leider nicht, wohl aber durch zahlreiche witzige Textstellen der Tragik die Tragik genommen.
Dass viel gelacht wurde und die zahlreich erschienenen Besucher einen sehr vergnüglichen Abend im kleinen Theatersaal verbrachten, ist nicht zuletzt dem hervorragenden Spiel aller Akteure zu verdanken, die nicht nur einzeln durch Gestik, Mimik, Artikulation und Aktion überzeugten, sondern auch als Ensemble brillierten. Die Vorliebe der Regisseurin Betina Karches für schnelle Szenenwechsel, sparsame, aber ausgesuchte Requisiten sowie passende Musik und Beleuchtung sorgte auch dieses Jahr wieder für eine gelungene dynamische und homogene Theater-Präsentation. Mit großem Applaus bedankte sich das Publikum bei den Schauspielern und Joachim Müller als Leiter des Gymnasiums Gerolzhofen mit einem Blumenstrauß bei Betina Karches.