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SCHWEINFURT
Romeo, Julia und der Tod mit der roten Rose in der Hand
Eine faszinierende Inszenierung von Romeo und Julia zeigte das TNT Theatre Britain im Schweinfurter Theater. Im Bild Aimee Hislop und Jerome Dowling mit ihrem Begleiter Tod.
Foto: ADG | Eine faszinierende Inszenierung von Romeo und Julia zeigte das TNT Theatre Britain im Schweinfurter Theater. Im Bild Aimee Hislop und Jerome Dowling mit ihrem Begleiter Tod.
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 11.03.2018 02:28 Uhr

Man braucht ein bisschen, um sich einzufinden, in die Art, in der das TNT Theatre Britain Shakespeares Romeo und Julia im Theater der Stadt Schweinfurt in englischer Sprache zeigt. Aber dann packt's einen.

Schließlich erwartet man nicht unbedingt Possenreißer, Gaukler, Derbheit, Lieder, Chöre aus der griechischen Tragödie, italienische Commedia dell' arte im Shakespeare-Klassiker. Sondern eher hehre Tragödie. Genau an dieser Erwartung setzt Regisseur Paul Stebbings an. Und schafft ein überzeugendes, neues Bild von Romeo und Julia.

Stebbings und seine Truppe bringen den Zuschauer damit wohl auch näher an William Shakespeares eigene Welt. Possenreißerisch und wohl auch ein bisschen vulgär ging's bestimmt damals im Globe Theatre zu. Und die Themen und Konflikte, die Shakespeare beschreibt, sind nicht veraltet, im Gegenteil. Das zeigt Lord Capulet (David Chittenden), wenn er das Intro zum TV-Seriendrama „Game of Thrones“ pfeift. Netter Gag, um die Zeitlosigkeit des Stücks zu zeigen, das 1597 erschienen ist.

Eigentlich müsste das Stück in dieser Inszenierung Romeo, Julia und der Tod heißen. Der Tod ist hier eine reale Figur. Wenn er, ganz in schwarz, mit einer roten Rose in der Hand auf der Bühne steht, ist er weniger bedrohlich, sondern fast ein Verbündeter der beiden Liebenden. Er bringt sie beide zusammen. Und ihr Tod versöhnt die verfeindeten Familien Montague und Capulet.

Man kann darin ein Happy-End sehen. Oder eine Lehre: Man sollte Menschen nicht in gut und böse einteilen, wegen eines willkürlichen Kriteriums wie Familienzugehörigkeit. „Was ist eine Name?“, fragt Julia. Vor ihrem und Romeos Tod alles, was zählt.

Dass Stebbings Version funktioniert, ist auch den ausgezeichneten Schauspielern zu verdanken. Die wenigen Momente, in denen Romeo und Julia (großartig Jerome Dowling und Aimee Hislop) zusammen sind, sind magisch, innig, besonders in der Nachtigall/Lerche-Szene – und wenn die bodenständige Amme (Rosie Strobel) dazukommt, auch komisch. Cameron Harle als Tybalt und Mönch, Andrew Nance als Mercutio geben ihren Figuren ebenfalls Charakter, wechseln locker von der Posse zur Tiefe. Das sorgt für einen gelungenen Abend mit einem Klassiker, der einem tief zu Herzen geht.

 
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