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Schweinfurt
Romantisches Ballett "Giselle" in Schweinfurt: Liebe über den Tod hinaus
Die Tänzerinnen und Tänzer des Ukrainian Classical Ballets begeisterten im Evangelischen Gemeindehaus mit 'Giselle'.
Foto: Shalva Beniashvili | Die Tänzerinnen und Tänzer des Ukrainian Classical Ballets begeisterten im Evangelischen Gemeindehaus mit "Giselle".
Manfred Herker
 |  aktualisiert: 09.03.2023 03:23 Uhr

Verstörend. Mit den Bildern des Grauens und Mordens in der Ukraine im Kopf begibt man sich ins Evangelische Gemeindehaus, um das Gastspiel des 2017 in Kiew gegründeten "Ukrainian Classical Ballet" zu genießen. Aber: Der Auftritt der Company ist auch ein Zeichen des "Trotzdem" und der Hoffnung. "Es werden bessere Zeiten auch für uns kommen, jetzt aber möchten wir für unser Publikum tanzen und es erfreuen."

Und das gelang dem 25-köpfigen Ensemble aufs Beste: Nach dem Gastspiel des Bayerischen Juniorballetts München mit einem Modern Dance-Abend kamen nun die Freunde des klassischen Balletts auf ihre Kosten: Mit einer soliden und konventionellen Version des romantischen Balletts "Giselle" mit der Musik von Adolphe Adam. Das Werk gilt als das Paradebeispiel des romantischen Balletts, in dem die Ballerina zur zentralen Figur des Geschehens wird. Erzählt wird eine Geschichte um Liebe, Zurückweisung und Tod, eine Geschichte von den Tag- und Nachtseiten des Lebens.

Giselle (Tatiana Svetlichna) lebt mit ihrer Mutter in einem Winzerdorf. Herzog Albrecht (Egor Azarkench), unter falschem Namen und als Bauer verkleidet, macht ihr ebenso den Hof wie der Wildhüter Hilarion (Ivan Zhuravlov). Albrecht und Giselle verlieben sich ineinander, doch bald wendet er sich einer Anderen zu. Rivale Hilarion deckt den Betrug auf und Giselle – entsetzt von Albrechts Doppelspiel – verliert beim Tanzen den Verstand, stirbt mit gebrochenem Herzen.

Eine fantastische Geschichte

Im zweiten "weißen" Akt erscheinen nachts Wilis an Giselles Grab, Geister von Bräuten, die vor ihrer Hochzeitsnacht betrogen wurden und gestorben sind. Sie tanzen jede Nacht mit ihrer Königin Myrtha (Viktoriia Pohribna), um ihrer Tanzlust zu frönen. Auch Myrtha wurde in ihrem Leben von ihrem Liebhaber verschmäht, jetzt nimmt sie grausige Rache. Jeder Mann, der den Wilis begegnet, wird gezwungen zu tanzen, bis er vor Erschöpfung stirbt.

Der erste Akt ist bis zur so genannten Wahnsinnsszene bunt, fröhlich, hier werden Soli, Duette und Corps de Ballet-Auftritte durch ausgedehnte pantomimische Szenen ergänzt. Besondere Höhepunkte sind hier Giselles Spitzentanz, voll schwebender Grazie und Schönheit. Im Pas de Deux zeigt Albrecht seine beeindruckende Sprungkraft, Giselle gefällt mit wunderschönen Arabesken und gestützten Drehungen auf Spitze. Ein Augenschmaus sind die 16 Tänzerinnen und Tänzer des Ensembles: In ihren orange- und petrolfarbenen Kostümen verströmen sie in immer neuen Bildern Eleganz und Ästhetik.

Ätherische Traumstimmung

Das Vorspiel zum zweiten Akt mit seinen unheilschwangeren Klängen kündigt Unheimliches an: Während Hilarion, später Albrecht, am Grab Giselles betet, schwebt Wilis-Königin Myrtha auf Spitze durch die Bühnendiagonale, erntet dann mit ihren "geschlagenen" Sprüngen Extrabeifall. Eindrucksvolle Momente voll hauchzarter Aura dann mit dem Auftritt der Wilis in ihren weißen Kostümen, die in manchmal erstarrenden Bewegungen eine ätherische Traumstimmung verbreiten. Hier sind Synchronität und Standfestigkeit nach Sprüngen besonders zu erwähnen.

In dem letzten (verkürzten) Pas de Deux der Liebenden tanzen die nachts sichtbare Giselle und Albrecht nebeneinander, nie sich zugewandt. Ist auch ihre irdische Liebe gescheitert, hier im Land der Geister schenkt Giselle Albrecht noch einen letzten Beweis ihrer Zuneigung. Sie vergibt ihm und rettet ihm das Leben.

Langer begeisterter Beifall und Jubel für die Solisten standen am Ende des Abends. Die Tänzerinnen und Tänzer des Ukrainian Classical Ballets genießen es – sie haben ihr Heimatland würdig vertreten. Danke für diesen Abend.

 
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