Auf dem T-Shirt, das Markus K. Korb zum Pressegespräch trägt, steht "Blade Runner". Nicht ohne Grund: Der Röthleiner Autor hat kürzlich mit "Sourcecode" ein neues Buch veröffentlicht, das Auftakt zu der Trilogie "Finstere Stadt" bildet, mit der sich Korb in das Genre des Cyberpunks begibt, jener düster-dystopischen Science-Fiction-Richtung, für die das filmische Meisterwerk steht.
Seit 2003 schreibt der Röthleiner spannende, phantastische und – ja – manchmal auch ziemlich gruselige Werke. Zuerst veröffentlichte er Kurzgeschichten, seit 2021 auch Romane; allen Werke gemein ist die thematische Ansiedlung auf der dunkleren Seite unserer Welt. Dafür hat er schon viele Preise erhalten, darunter den Deutschen Phantastik Preis und den Vincent-Preis.
Faible für das Dunkle, Phantastische und Abgründige
Doch warum ist es eigentlich immer so düster und schaurig in seinen Geschichten? Könnte es nicht auch mal ein Liebesroman werden, "was Nettes halt", wie es sich wohl seine Mutter, verrät Korb mit einem Schmunzeln, schon lange wünscht. Er schließt literarische Ausflüge in andere Genres nicht aus, stellt aber auch klar, dass er nun einmal ein Faible für das Dunkle, Phantastische und Abgründige hat; das gepflegte Grauen eines Edgar Allan Poes, gerne gewürzt mit Krimielementen des Film Noir - das liest er selbst am liebsten.
Der Cyberpunk bietet Korb nun in "Sourcecode" neue futuristische Möglichkeiten. Ihn fesselt das Düstere und Dekadente, das Technikaffine – perfekt für seine im Jahr 2055 angesiedelte Geschichte über den Fluch des Geistes in der Maschine, über Outlaws, Triaden und unheimliche Vorgänge, die langsam zutage treten. Es geht um eine dystopische Welt nach Kriegen und Katastrophen, um Künstliche Intelligenz, Hybridmenschen und Cyberwahn, um Selbstbestimmung und Eradikation – auf nahezu unheimliche Weise greift Korb im ersten Teil seiner Trilogie, an der er seit 2018 arbeitet, viele Themen auf, mit denen wir uns ganz aktuell beschäftigen müssen.
Korb liebt das Spiel mit Realität und Fiktion. Science Fiction und Cyberpunk kommen ihm da entgegen: nah am Horror und der Frage, was echt ist und was nicht. Seine Vorbilder, die er in "Sourcecode" mit den Worten "Ich steh auf den Schultern von Giganten" ehrt, sind die Wegbereiter des Cyberpunks; Autoren wie William Gibson und Phillip K. Dick, der die Vorlage zu Ridley Scotts "Blade Runner" lieferte.
Das Vorbild für die "Finstere Stadt" gibt es nicht mehr
Das Vorbild für seine "Finstere Stadt" ist Kowloon Walled City, ein nicht mehr existenter Stadtteil Hongkongs, ein anarchistischer Hort der Dunkelheit, der einst als die am dichtesten besiedelte Stadt der Welt galt. Wie er darauf gekommen ist, weiß Korb nicht mehr, das Computerspiel "Observer" dagegen, inspirierte ihn zur Romankonzeption mit den Hologramm-Graffitos, die er den einzelnen Handlungssträngen mit seinen fünf Protagonisten voranstellt. Entworfen hat diese Icons Kim Davey wie auch die einzige Innenillustration, angelehnt an Piranesis "Kerker der Phantasie"; das Science Fiction-Titelcover dagegen stammt vom Künstler Jack Moik.
Korb bezeichnet sich selbst als "kreativer Chaot", die einzelnen Handlungsstränge auch über drei Bände im Blick zu behalten, fordert ihn. Daher ist er dankbar, wie er sagt, dass seine Lektorin Vanessa Kaiser stets den Überblick behält, Ungenauigkeiten aufdeckt und ihn zum Kürzen animiert. Als Deutschlehrer weiß Korb natürlich, dass das Streichen, das "kill your darlings", wie es in Schreiberkreisen so schön heißt, das Werk nur besser macht. Und auch in der eigenen Familie findet er Anregungen, so hat ihm sein Sohn, ein IT-Spezialist, ziemlich genau erklärt, was "Google eigentlich macht", das findet sich nun im Buch wieder.
2024 soll übrigens der zweite Teil "Mainframe" erscheinen, ein spannender Cliffhänger zum Ende des ersten Teils hat jetzt schon Lust auf mehr gemacht.
"Finstere Stadt - Sourcecode" ist im Verlag Thorsten Low erschienen und kostet 14,90 Euro.