„Den beißenden Geruch von frischem Asphalt kriegt man kaum aus dem Haus“, sagt Robert Warmuth. Er wohnt im Röthleiner Wohngebiet Am Auwald, in Sichtweite des BAM-Werks, den Bayerischen Asphalt Mischwerken. Die Anlage ist kürzlich ausgebaut worden. „Wir haben jetzt ein Lärm- und ein Geruchsproblem – das war früher nicht“, sagt Warmuths Nachbar Marco Kister.
Bislang hatte die Anlage nicht über die Bäume am Gelände herausgeragt, jetzt sind die Türme für die Anwohner deutlich sichtbar. Die Anlage steht etwa 300 Meter vom Wohngebiet entfernt. Die Röthleiner sagen, sie hätten nun auch mit Lärmbelästigungen zu unmöglichen Tages- und Nachtzeiten zu kämpfen. Sie zählen auf, wann sie sich in letzter Zeit am Lärm des Asphaltmischwerkes gestört haben: nachts um 3 Uhr, Sonntagabend nach 22 Uhr, in der Nacht von Sonntag auf Montag sei es am extremsten.
Grundsätzlich darf „die BAM“, wie sie in Röthlein genannt wird, zu diesen Zeiten sogar arbeiten. Petra Riedel, zuständige Umweltingenieurin von der Immissionsschutzstelle am Landratsamt, verweist auf die Betriebserlaubnis: „Die Anlage kann zwischen 22 und 6 Uhr unter Einhaltung der ,Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm‘ betrieben werden.“ Die sogenannte „TA Lärm“ regelt Lärmobergrenzen, etwa für Industrieanlagen. In einem Wohngebiet wie dem Auwald dürfen nachts nicht mehr als 40 Dezibel ankommen – das ist gerade einmal so laut wie der Geräuschpegel in einer Bücherei.
Ob die BAM diese Grenzwerte einhält, wird laut Riedel derzeit vom Landratsamt geprüft. Die Behörde hat den Anwohnern vorgeschlagen, dass sie die Polizei holen sollen, wenn „in der Nacht deutliche Lärmemissionen wahrgenommen werden“. Petra Riedel hat sich bereit erklärt, sich dann auch persönlich ins Auto zu setzen und nach Röthlein zu fahren. Das Angebot machte das Landratsamt, weil „die Aussagen des Anlagenbetreibers zu den jeweiligen Betriebszeiten der Anlage sich erheblich von den Zeiten unterscheiden, die von den Anwohnern angegeben werden“, erklärte Riedel.
Laut Uta Baumann, Pressesprecherin des Landratsamts, war Riedel bereits vor diesem Angebot einmal um 4 Uhr morgens vor Ort. Die BAM, deren Hauptsitz in Hofolding bei München liegt, hat Fragen zur Anlage in Röthlein bislang nicht beantwortet.
Dass die Anwohner des Wohngebietes „Am Auwald“ generell mit der BAM leben müssen, steht dabei außer Frage. Der Bürgermeister der Gemeinde Röthlein, Albrecht Hofmann, erklärt: „Alle, die seit 2004 gebaut haben, mussten das Werk schriftlich akzeptieren.“ In den Kaufverträgen der Grundstücke gibt es eine entsprechende Passage. Ob die Anwohner damit automatisch auch einer beliebigen Erweiterung der Anlage zugestimmt haben, ist unklar. Die Röthleiner sind sauer, dass der Gemeinderat der Erweiterung zustimmte, ohne sie anzuhören.
Silvia Nunn hat mit ihrem Mann Daniel ein Haus am Rand des Auwald-Baugebiets gekauft. Sie hat die entsprechende Klausel nicht gekannt, als sie das Haus kauften. Nunn ist schwanger und hat auch Angst vor möglichen Schadstoffen, die in der Luft sein könnten. „Ich will, dass die Kinder draußen spielen können“, sagt die Mutter. Iris Bretscher, auch Anwohnerin, erzählt, dass ihr Asthma seit dem Ausbau schlimmer geworden sei. Am liebsten wäre den Anwohnern, die Anlage würde gleich ganz abgebaut.
Die Röthleiner trommeln gegen die Anlage, haben unter anderem bei Facebook eine Seite namens „Röthlein: NEIN zur BAM - NEIN zum Ausbau Makadams“ angelegt. Dort hat auch ein Angler, der an einem der drei Angelseen direkt am Betriebsgelände fischt, seinem Ärger über die Anlage Luft gemacht. „Ich kann ebenfalls nur bestätigen, dass sich der Lärm und Gestank zu früher um ein vielfaches verstärkt hat“, schreibt der Mann. Er habe dort immer an Freitagmittag Ruhe gehabt. „Jetzt geht's sogar Samstag noch zur Sache. Im August war ich beim Nachtangeln und habe am See im Zelt geschlafen. Brutal, bis 22 Uhr Krach und Gestank und ab circa 4 Uhr früh ging's schon wieder los.“
Welche Auswirkungen der Betrieb auf die Natur hat, ist unklar. Laut Horst Hanselmann, stellvertretender Sachgebietsleiter am Umweltamt, sind nördlich und westlich des Betriebsgeländes Biotope kartiert. Eine Teilfläche sei auch als Naturdenkmal „Kiesgrube Röthlein“ ausgewiesen. Negative Auswirkungen auf Flora und Fauna durch den langjährigen Betrieb der BAM seien nicht bekannt. Anwohner Robert Warmuth glaubt nicht daran: „Das Wasser in den Angelseen riecht nach Teer.“
Der Röthleiner Bürgermeister Albrecht Hofmann hofft, dass es bald zu einer Klärung kommt. Er war selbst schon mehrfach bei den Anwohnern, wenn die akut über Lärm und Gestank klagten und hat die Situation live erlebt.
Auch aus finanziellen Gründen dürfte die Gemeinde an einer Verbesserung der Lage interessiert sein: Im geplanten Baugebiet „An der Tränke“ sollen 30 Bauplätze verkauft werden, nur ein paar Meter weiter von der BAM entfernt als die Häuser am „Auwald“. Foto: Fuchs-Mauder