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Schweinfurt
Rettungseinsatz in Corona-Zeiten: Mit 30 Kilo Gepäck unterwegs
Nicht nur das Corona-Virus sorgt beim BRK für Belastungen. Die Retter müssen sich immer öfter mit Beschimpfungen auseinandersetzen. Und mit Gaffern.
BRK-Rettungsdienst mit Covid-19-Schutzanzug im Einsatz: Das kann körperlich ganz schön anstrengend werden.    
Foto: Thomas Lindörfer | BRK-Rettungsdienst mit Covid-19-Schutzanzug im Einsatz: Das kann körperlich ganz schön anstrengend werden.    
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:30 Uhr

"Wir sind ein verdammt gutes Team", sagt Andreas Wagner, stellvertretender Wachleiter in der Abteilung Rettungsdienst des BRK-Kreisverbandes.  Das habe sich gerade in Corona-Zeiten gezeigt, stimmen ihm Kreisgeschäftsführer Thomas Lindörfer und Sebastian Firsching, ebenfalls stellvertretender Wachleiter zu. Es gab keine Engpässe, alles lief wie gewohnt, auch dank der Flexibilität der Mitarbeiter. "Wir sind maximal stolz", so Andreas  Wagner. 

Im Covid-19-Vollschutzanzug im Einsatz, dann vielleicht hoch in den den fünften Stock müssen: Das forderte viel von den Mitarbeitern, betonen die drei. Gut 30 Kilo wiegt die Ausrüstung insgesamt. Und wenn's dann noch schwierig wird, den Einsatzort zu finden, weil  keine Hausnummern an den Fassaden stehen, wird die Situation auch noch seelisch belastend.

Als klar war, dass Corona einiges verändern wird, wurden Ehrenamtliche angeschrieben, gefragt, ob sie bei Engpässen helfen würden.  Zum Beispiel im Büro, im Fahrdienst, bei Essen auf Rädern. Die Bereitschaft, sich zu engagieren sei beeindruckend gewesen, so Lindörfer.  105 Helfer standen auf der Liste. Gebraucht hat man sie dann aber doch nicht.  

Gesten der Dankbarkeit für das Engagement 

Gefreut haben sich die Mitarbeiter über den Zuspruch, den sie von außen bekommen haben. Von der Überraschungs-Pizza bis zu Schokolade-und Limo-Lieferungen: "Unser Einsatz ist schon bemerkt worden", sagt Lindörfer. Rettungseinsätze, strenge Hygiene: das ist klar alles Alltag beim BRK. "Hygiene ist immer wichtig." Durch Corona wurde aber alles intensiver: "Es  wird alles mehr", sagt Sebastian Firsching. An-und Ausziehen dauert länger, das Auto nach dem Einsatz zu desinfizieren "ist jetzt besonders aufwendig." Danach ist der Einsatz auch noch nicht beendet, es muss noch dokumentiert werden, kommt einiges an Nachbearbeitung dazu. 

Was sich noch geändert hat: Der Anteil an Reanimationen habe sich während der Ausgangs-und Kontaktbeschränkungen erhöht. Das könnte damit zusammenhängen, dass viele Leute Angst hatten, in eine Klinik oder zum Arzt zu gehen. 

Mehr werden aber auch generell die Einsätze, zeigt die Statistik für den Zeitraum von 2006 bis 2019. 2006 wurden 8219 Krankentransporte gezählt, 2019 waren es 11053. Waren es 2006 noch 1975 Notarzteinsätze, sind es 2019 bereits 2788. "Die Menschen werden älter und wollen so lange wie möglich daheim bleiben", deutet Lindörfer die Statistik. Beeindruckend auch die Zahl der bei allen Einsätzen gefahrenen Kilometer im  Bereich des Kreisverbandes: 2011 waren es 461 314, 2019 dann 596 547. 

Beschimpfungen gehören fast schon zum Alltag 

Mehr wird aber auch etwas, das für die Rettungskräfte die Belastung erhöht: Beschimpfungen, Bedrohungen.  "Gaffer, Leute, die  Videos machen, sind das größte Übel", sagt Wagner. "Polizei und Feuerwehr müssen uns oft den Rücken freihalten." Vielen fehle der Respekt, nicht nur vor den Einsatzkräften, sondern auch vor den Verletzten. Beschimpfungen, verbale Attacken, weil jemand nicht einsieht, dass ihm ein Rettungswagen im Weg steht, weil ein Mensch um sein Leben kämpft: Fast schon Alltag, auch im Bereich Schweinfurt Stadt und Land. Was sind das für Leute? "Das geht quer durch alle Schichten und Altersgruppen", sagen die drei. 

Körperliche Gewalt ist dagegen eher selten. Wagner, Firsching und Lindörfer ist allerdings ein Mann im Gedächtnis geblieben, der im März  unter anderem die Scheiben eines Rettungswagen eingeschlagen hat. Patient und Retter hatten sich im Wagen verschanzen müssen, während der Mann randalierte. Verletzt wurde niemand.  

Deeskalation, Kommunikation ist daher ein großes Thema bei der Ausbildung. Bei einem Einsatz brauche man auch einen Blick für die Situation, meint Andreas Wagner. Sich umschauen, überlegen, wie man am schnellsten aus der Wohnung rauskommt,wenn die Situation bedrohlich wird, auch das gehört zum Alltag. Auch hier gilt: Kann in den besten Familien vorkommen. "Man darf nicht in  Schubladen denken", ist Wagners Erfahrung. 

 
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