Die Kultur ist weiblich. Mit Kulturleistungen werden häufig aber nur Männer in Verbindung gebracht. Dabei sind Frauen doch die Inspiration für Männer, weshalb ihnen bei der Eröffnung des Wernecker Kulturfrühlings das einzige Augenmerk galt.
Im katholischen Pfarrzentrum Werneck wurde am Sonntagabend Tacheles geredet. Nicht nur von Bürgermeisterin Edeltraud Baumgartl, die mit einem Augenzwinkern auf das Thema des Abends – starke Frauen – hinleitete. Sie erinnerte vor 150 Besuchern auch an das starke, umfangreiche Programm des 15. Kulturfrühlings der Marktgemeinde mit 24 Veranstaltungen. Darunter auch neue Formate wie der erste Wernecker Poetry-Slam, eine musikalische Fotoschau oder die Revolutionspoesie im Himmelsaal des Schlosses.
Dann traten starke Frauen auf: Martin Luthers Ehefrau Käthe und Goethes Geliebte Christiane Vulpius trauten sich, das zu sagen, was sie zu Lebzeiten vermutlich nicht so deutlich äußerten. Gehorsam gegenüber dem Mann? Beugsam gegenüber den Konventionen? Nein, beiden Frauen sogenannter großer Männer stand der Sinn nicht danach. Zumindest vermittelte dies gekonnt und glaubhaft Hildegard Driesel, ehemalige Aktive des Hans-Sachs-Theaters und der Schwarzen Elf Schweinfurt. Sie hatte recherchiert, schlüpfte in historische Kostüme und ließ die beiden taffen Frauen des 16. und 18. Jahrhunderts unverblümt sagen, was sie bewegt.
„Dich erfrischt ein kräftiger Zorn? Mich auch!“ Katharina von Bora, die aus dem Kloster geflohene Nonne und Ehefrau des Mönchs Martin Luther, erklärte ihrem Mann, was sie leisten muss: Sich täglich um die Versorgung der sechs Kinder und weiterer 40 Personen auf ihrem Anwesen kümmern, Felder bewirtschaften, Bier brauen, Apfelbäumchen pflanzen. „Es ist schwer genug, dich zu lieben und zu ertragen, verlange nicht auch noch Gehorsam von mir“, verdeutlichte Hildegard Driesels Käthe.
Nicht minder resolut und selbstbewusst geriet ihre Figur der Christiane Vulpius, die – aus ärmlichen Verhältnissen stammend – 20 Jahre lang in „wilder Ehe“ mit dem 16 Jahre älteren Johann Wolfgang von Goethe in Weimar gelebt hatte, bevor er sie heiratete. Die feine Oberschicht akzeptierte sie jedoch zeitlebens nicht.
Ihrer Intimfeindin, Charlotte von Stein, wollte sie so richtig die Meinung geigen und erklärte dabei ihre besondere Beziehung zum Dichterfürsten Goethe. Geliebte, Gefährtin, Pflegerin, die spritzig-frische Christiane, beziehungsweise Hildegard vermittelte dies dem Publikum und sprach dabei ordentlich dem Portwein zu. Was allerdings tatsächlich zur Linderung ihrer Schmerzen aufgrund einer ominösen Krankheit diente.
Mittlerin zwischen den brillanten Schauspielszenen war die Folk-Musikerin Ange Hauck aus Würzburg, die mit Flöte, Leier und Harfe das Publikum in die Lebenszeit der starken Frauen versetzte. Der anschließende Stehempfang der Gemeinde bot schließlich Gelegenheit, über heutige starke Frauen, aber auch Männer zu diskutieren.