So einen kleinen Ball treffen und über eine Grünfläche in ein Loch bringen, das kann doch nicht so schwierig sein, dachte ich mir. Jetzt im Rentenalter könnte es Zeit sein, sich einen Sport zu suchen. Da von meinem Wohnort der Golfplatz Löffelsterz nur 14 Kilometer entfernt liegt, fand ich mich an einem kühlen Septembermorgen mit weiteren fünf Teilnehmern zu einem Schnupperkurs Golfen auf dem Gelände des Schweinfurter Golfclubs ein.
"Ich hoffe, dass es Ihnen Spaß macht", wünschte uns Manfred Filko, Präsident des Golfclubs, bei der Begrüßung. Mit Collin Monk, dem Head Pro hier im Golfclub, so die Bezeichnung für den Cheftrainer einer Golfschule, gehen wir zur Driving Range neben dem ehemaligen kleinen Clubhaus. Hier erzählt er uns, dass Golfsport sich im 15. Jahrhundert in Schottland entwickelt hat. Erstaunt hören wir, dass das Golfgelände in Löffelsterz 75 Hektar groß ist und die Golffläche mit ihren 18-Loch-Bahnen davon 55 Hektar einnimmt. Wir sollten uns aber nicht sorgen, dass wir angesichts solcher Distanzen zu viel Zeit für das Golfspielen bräuchten. "Wenn ihr nur just for fun neun Bahnen spielt, braucht ihr etwa zwei Stunden", erklärt Monk aufmunternd.
In der Halle erhalten wir einen Korb mit 48 Bällen und einen Golfschläger. In seiner lockern Art stellt Monk die Schläger und ihren Gebrauch vor. Alles merken kann ich mir nicht, aber ich weiß jetzt, dass es Eisen und Holz gibt und die Grundausstattung nur wenige Schläger umfasst. Die Neigung der Schlagfläche entscheidet wesentlich, wie weit der Ball fliegt. "Richtig treffen ist Voraussetzung", betont Collin Monk, der aus England stammt und im Lauf der Jahre die deutsche Sprache mit fränkischem Akzent angeeignet hat.
Wie umfasse ich den Schläger? Darum geht es jetzt, wenn der Head Pro jedem Teilnehmer die Hände richtig um den Griff legt. Nicht nur ich habe Mühe, die Anweisungen richtig umzusetzen. "Man hat plötzlich vielleicht 16 Finger", scherzt er. Dazu kommt noch die Aufforderung, in den Handgelenken locker zu bleiben. Wie den Zeiger einer Uhr sollen wir den Golfschläger mit den Händen führen.
Auf dem Abschlagsplatz der Driving Range liegt vor mir auf einem gekennzeichneten Punkt der kleine Ball. Jetzt gilt es, die Hinweise zu den Händen, zum Stand der Füße, zum Drehen der Hüfte und des Oberkörpers beim Abschlag zu beachten. Und der rechte Fuß soll sich auch noch irgendwie mitdrehen. "Spielen beansprucht den ganzen Körper", höre ich von Collin Monk. Keiner von uns ist verbissen bei der Sache, aber irgendwie passt es mir nicht, dass bei meinen beiden ersten Schlägen der Ball nur am Boden wenige Meter ins Gras kullert. Korrekte Körperhaltung umsetzen ist nicht leicht, und die Kraft in den Armen fehlt, da ich seit dem Schulsport vor 45 Jahren nur wenig sportliche Betätigung pflegte. So konzentriere ich mich darauf, beim Abschlag den Ball zu treffen und freue mich, wenn er zumindest im flachen Bogen einige Meter ins Weite fliegt.
Ohne Neid blicke ich nach vorne und hinten zu den anderen Teilnehmern, die alle erst um die 30 Jahre zählen. "Je früher jemand mit dem Golfsport anfängt, desto leichter fällt der Einstieg", weiß Manfred Filko. Pascale Schwing schlägt die Bälle fast 50 Meter bis zur Zielmarke. Und Milena Raabe oder Aline Pohli scheinen viel leichter die richtige Körperhaltung fürs Golfen einnehmen zu können. Auf dem Putting Green üben wir noch, wie wir nicht nur weit, sondern auch zielgerichtet den Ball spielen. Das Einlochen wird ebenfalls geübt, wobei hier die Schlagkraft gemindert werden muss. "Es nützt nichts, wenn man in zwei bis drei Schlägen zum Loch kommt und dann den Ball nicht rein bekommt", weiß Collin Monk aus Erfahrung.
Nach einem kleinen Turnier tauschen wir mit Collin Monk und Manfred Filko im Clubhaus unsere Eindrücke aus. Einige sind so begeistert, dass sie sogar einen Platzreifekurs machen wollen. Spaß gemacht hat das Golfen uns allen, aber der Zeitaufwand lässt Bedenken aufkommen. Vizepräsidentin Sandra Zink macht uns allen aber Mut: "Wir haben immer wieder Leute, die das Golfen erst beginnen, wenn sie in Rente gehen."
Auf dem Nachhauseweg überlege ich, wie ich meine vielfältigen Interessen, wie die gelegentliche Betreuung von vier Enkelkindern im Kindergartenalter und die Arbeit in einem großen Garten, mit Golfen in Einklang bringen könnte. Auf jeden Fall aber werde ich mit Familie und Freunden wieder zum Golfclub nach Löffelsterz kommen. Denn das Clubhaus bietet gastliche Einkehr.
Was der Wirtschaftsstandort Schweinfurt braucht, ist als Ergänzung zu Löffelsterz ein kleiner, öffentl. 6 oder 9-Loch-Cityplatz mit Driving Range, für Mittagspause/Feierabend. Den könnte man im neuen, möglichen Stadtteil Mönchkutten integrieren, der dadurch eine große Aufwertung erführe! In einer Stadt wie Schweinfurt, im Wettbewerb um Fachkräfte, sollte das volle Programm angeboten werden, von Sozialwohnungen bis zu Villen am Golfplatz! Mit dem Verkauf von Villenparzellen um geplante Golfplätze werden diese in aller Welt finanziert! Siehe Google Earth: vielerorts interessante Stadtplanungen (Golf & Wasser); dagegen struktloser Siedlungsbrei in D. Wir spielen da in der Kreisliga: ideenlos, altbacken & verkrustet. Dt. Bauamt, dt. Stadtrat & dt. Neidgesellschaft passen nicht zu Golfvillen. Auch in SW?