Ein noch nie dagewesenes Jubiläum konnte kürzlich in Burghausen gefeiert werden. Der 92-jährige Josef Full wurde für seine 65 Dienstjahre als Feldgeschworener von der örtlichen Siebenergruppe, angeführt von Obmann Stefan Schmitt, geehrt. Full wurde im Jahr 1956, als Konrad Adenauer noch Bundeskanzler in Deutschland war, zum „Siebener“ vereidigt – mit gerade einmal 27 Jahren. Dieses Ehrenamt hat er damals von seinem Vater Ludwig übernommen, wurde doch früher die Aufgabe und Tradition meist innerhalb der Familie weitergegeben.
2002 in die zweite Reihe gerückt
Full gab im Jahr 2002 sein Amt an Martin Plößner weiter und gehört seitdem der Ortsgruppe passiv an. Die Kollegen sind froh, dass ein Siebener aus ihrer Gemeinschaft ein so seltenes Jubiläum feiern kann. Mit großem Stolz kann Full sich sogar bayernweit als dienstältester Feldgeschworener bezeichnen. In dieser langen Zeit hat der Jubilar so einiges mitgemacht und vor allem unzählige Grenzsteine gesetzt, gilt dies ja als Hauptaufgabe eines „Siebeners“.
Gerade vor der Zeit der Flurbereinigung im Jahr 1970, waren die Grundstücke viel kleiner gewesen als heutzutage. Umso öfter musste dabei noch in mühevoller, anstrengender Handarbeit und mit schwerem Gerät gearbeitet werden. Auch die Ausweisung des neuen Siedlungsgebietes in Burghausen mit dazugehöriger aufwendiger Neuvermessung fiel in die Amtszeit des 92-Jährigen. Eine schöne Abwechslung waren dazu die vielen Grenzgänge in der heimischen Flur und die Siebenerfeste, an denen Full immer gerne teilgenommen hat.
Die Hüter des Siebener-Geheimnisses
Unabhängig davon, kam es 1995 zu einem großen Personalwechsel innerhalb der Burghäuser Ortsgruppe. Dabei kamen gleich drei neue „Grenzhüter“ in den Genuss des gut gehüteten Siebener-Geheimnisses. Mit Walter Bauer, Walter Schmitt und Stefan Schmitt wurde die Gruppierung damals enorm verjüngt. Nach jahrzehntelangem und arbeitsreichen Engagement, gaben Arthur Schmitt, Frido Fasel und Karl Bauer ihr Amt in jüngere Hände ab.
Die Feldgeschworenen wachen über die Grenzen und unterstützen hierbei vor allem das Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung. Sie sind zur gewissenhaften und unparteiischen Tätigkeit, sowie zur Verschwiegenheit und Bewahrung durch Eidesform auf Lebenszeit verpflichtet. Das „Feldgeschworenenwesen in Bayern“, wurde als lebendige und traditionsreiche Kulturform im Jahr 2016 als immaterielles Kulturerbe aufgenommen.
Hightech bei den Siebenern
Seit den frühen Anfängen im 13. Jahrhundert hat sich bis heute natürlich viel verändert. Ohne modernste Technik geht es auch auf diesem Gebiet nicht mehr. So wird die Arbeit der „Siebener“ mittels „GPS“ unterstützt, was eine satellitenunterstützte und exakte Navigation mit sich bringt. Zur weiteren Auffindung der Grenzsteine wird auch gerne der Metalldetektor angewendet. Nichtsdestotrotz muss aber auch im 21. Jahrhundert– wie eh und je– noch zur Schaufel gegriffen werden.