Dass Geschichte meist mitten unter uns stattfindet, zeigte auch in diesem Jahr wieder der Tag des offenen Denkmals in der Region. Der Riehlshof in Herlheim war einer der vielen Orte, die an diesem Sonntag ihre Tore für Besucherinnen und Besucher mit Führungen sowie Kaffee und Kuchen geöffnet hatten.
Nachdem 2008 das Dach des Hauses teilweise eingestürzt war und der Besitzer des Hauses schon über den Abbruch des Gebäudes nachgedacht hatte, erwarb die IG Bauwerkserhalt den Riehlshof, um ihn vor dem Abriss zu retten. Seit Februar 2009 kümmert sich die Interessensgemeinschaft unter dem Vorsitz von Matthias Braun um den Erhalt des geschichtsträchtigen Hofes.
Der Hof inmitten von Herlheim erzählt nämlich eine lange Geschichte: Erbaut im Jahr 1604 ist es eines der wenigen Häuser dieser Region, das aus einer Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg stammt, diesen und viele weitere Kriege überdauert hat und einiges über die Geschichte ihrer Bewohner zeigen kann.
Über eine steile, knarzige Holztreppe gelangt man in das erste Geschoss des Hofes. Hier befinden sich gleich zwei Besonderheiten des Hauses: So sticht zum einen das für die damalige Zeit gut ausgebaute Zimmer mit bunter Verputzung der Wände und Stuckelementen auf dem Türrahmen ins Auge. Laut Braun könnte es sich bei diesem Raum um die Amtsstube eines möglichen Schultheis, also des Vorsitzenden oder Bürgermeisters des Ortes, gehandelt haben.
Zum anderen findet sich hier eine Ritzung im Putz der Fachwerkwand – womöglich einzigartig in dieser Region. Sie stellt eine Person mit Pluderhose und Federhut dar, die so sonst nur in Gemälden aus der Zeit erscheint. Laut der IG Bauwerkserhalt ist eine derartige Darstellung in einer Wand sonst nirgendwo in der Fachwelt bekannt.
Der Erhalt des Riehlshofes ist im Lauf der letzten Jahre zu einem Gemeinschaftsprojekt geworden: So beteiligt sich seit 2019 auch die Jugendbauhütte Regensburg daran, einzelne Abschnitte des Hofes wieder zu sanieren. Immer wieder kommen junge Menschen im Alter von 16 bis 26 Jahren auf den Hof, um bei der Instandsetzung zu helfen. So hat die Jugendbauhütte sich im letzten Jahr um die Sanierung einer Außenwand sowie der Decke im Stall des Hofes gekümmert.
Im nächsten Jahr sollen wieder Jugendliche kommen, um weiter am Erhalt des Hauses zu arbeiten. Bis dahin will man sich in einem nächsten Projekt um das Hoftor kümmern. Auch dieses soll wieder so hergerichtet werden, wie es vor mehreren Jahrhunderten gestanden hat.