Über den Wert einer Wetter-App ließ sich am Freitag trefflich streiten. Zumindest an diesem ersten Weinfesttag tendierte er gegen Null. Den ganzen Tag über zogen auf dem Display bedrohlich blaue Niederschlagsfelder gen Gerolzhofen, doch am Abend lösten sie sich bis auf einen kurzen, schwachen Schauer in die Luft ei
ner ziemlich linden Sommernacht auf.
Sehr zur Freude der Veranstalter, der ausschenkenden Vereine und der Eröffnungsgäste. Letztere versammelten sich erst einmal im idyllischen Garten der Familie Sperling in der Östlichen Allee. Bei einem opulenten Büffet, das zahlreiche Frauen hergerichtet hatten, musste Weinprinzessin Julia Fuchs einen kleinen Wermutstropfen in den Begrüßungswein gießen. Sie gab nach drei Jahren als charmante Werbeträgerin für den "Gerolzhöfer Arlesgarten" das Ende ihrer Amtszeit bekannt. "Ich habe mich in diesem drei Jahren wirklich wie eine Prinzessin gefühlt", sagte eine sichtlich gerührte Julia Fuchs.
Dann setzte sich der Zug der Hoheiten und Honoratioren unter den Klängen der Blaskapelle Mönchstockheim von der Östlichen Allee über die Weiße-Turm-Straße bis zum Marktplatz in Bewegung. Auf der großen Bühne auf der Südseite eröffnete Bürgermeister Thorsten Wozniak das 45. Gerolzhöfer Gebietsweinfest. Er begrüßte viele seiner Amtskollegen bis hin zu Friedl Heckenlauer, der aus Stadtlauringen gekommen war, und eine neunköpfige Delegation aus der französischen Partnerstadt Mamers, die seit Jahren zum Weinfest kommt. Dabei war der neue Präsident des Partnerschaftskomitees, Jacky Vrammout.
Landrat spricht Französisch
Bereits auf dem Empfang waren die Franzosen mit Landrat Florian Töpper ins Gespräch gekommen, bei dem der Landrat sehr gute Französischkenntnis unter Beweis stellte. Ausgerechnet das Wort für Landrat (sous-préfet) fiel ihm allerdings nicht sofort ein.
Bürgermeister Thorsten Wozniak bedankte sich am Marktplatz besonders bei den Anwohnern und Gewerbetreibenden, die über die vier Weinfesttage viele Einschränkungen hinnehmen müssen. Weinprinzessin Juli I bat dann 21 Symbolfiguren und Weinprinzessinnen, sich vorzustellen. Sie kamen auch von weiterher, so aus Schweinfurt, Himmelstadt und Gaustadt.
Markgraf Gerold (Peter Popp) eröffnete das Fest wieder in wohlgesetzten Reimen und Landrat Florian Töpper sah im Weinfest ein Fest, das reich an Atmosphäre und besonderen Menschen ist. "Dass es sich im Landkreis gut leben lässt, dazu trägt die Gerolzhöfer Stadtgemeinschaft viel bei." Landtagsabgeordneter Paul Knoblach (Bündnis 90/Die Grünen) hat inzwischen gelernt, dass es in Gerolzhofen keine einfache Kirche, sondern einen Steigerwalddom gibt. In seinem Schatten lasse sich gut feiern. Zweiter Bürgermeister Erich Servatius, der zusammen mit Beate Glotzmann von der Tourist-Information die Festleitung innehat, listete die große Zahl von Sponsoren für das Weinfest auf.
Je später der Abend...
Als der Zug der Ehrengäste auf dem Marktplatz eintraf, war das Festzentrum höchstens halb gefüllt (der Spitalgarten vielleicht nur zu einem Drittel). Mit Einbruch der Dunkelheit und dem Erstrahlen der Lichterketten an den Dachgiebeln füllten sich beide Plätze aber zusehends. Es gehört eben heutzutage bei jungen Leuten dazu, erst später am Abend wegzugehen. Gerade die Jungen sind es auch, die sich keinen festen Sitzplatz suchen, sondern im Stehen ihren Schoppen trinken, sich unterhalten und dann weiterlaufen.
Die Band "Hot Oven & The Briketts" spielte an diesem Abend ihre Songs überwiegend in angenehmer Dezenz. Auch im Spitalgarten ließ es sich zu den Klängen von"Alegria" gut plaudern.
Am Samstag sah es tagsüber wieder nach Schlechtwetter aus. Doch am Abend hellte sich der Himmel auf, so dass die Feierlustigen abermals unbeschwerte Stunden verbringen konnten. Auf dem Marktplatz trat die Partyband Hesslar auf, im Spitalgarten sorgten die Cavallinis für Stimmung. Rekordverdächtig war die Besucherzahl diesmal zwar nicht, aber beide Plätze waren am Samstagabend dennoch gut gefüllt.
Rekordverdächtig stark besucht war der Frühschoppen am Sonntag am Marktplatz, der dann gleich ins Mittagessen mündete. Hier war der Andrang so stark, dass schon nach kurzer an einem Stand die 400 vorbereiteten Klöße weg waren und es zum Sauerbraten nur noch Pommes gab. Zum Mittagstisch spielte abermals die Blaskapelle Mönchstockheim, die auffallend viele junge Leute in ihren Reihen hat. Die Mönchstockheimer Kapelle lösten am frühen Nachmittag die Herlheimer Musikanten ab, und am Abend war "Overdrive" an der Reihe.
Nachmittag für Familien
Der Sonntagnachmittag war gedacht für Familien mit Kindern. Gut genutzt war der kleine Vergnügungspark in der Marktstraße mit Karussell und Auto-Scooter. Im Spitalgarten traten die Schautanzgruppe Gerolzhofen, die Tanz AG der Grundschule Gerolzhofen, die Zumba-Kids unter Leitung von Martina Heggemann und der Zauberer Manolo auf. Am Abend spielte das Trio Boulevard Ensemble im Spitalgarten und Heaven auf dem Marktplatz.
Festleiterin Beate Glotzmann zeigte sich am Sonntag sehr zufrieden mit der Resonanz. Trotz schlechter Wetterprognosen und vieler anderer Feste in der Umgebuung haben sich viele Menschen auf den Weg nach Gerolzhofen gemacht. Von größeren negativen Begleiterscheinungen blieb das Fest bisher verschont. Die Polizei sprach von lediglich einer Auseinandersetzung zwischen Jugendlichen, deren genauer Hergang aber noch nicht geklärt ist.
Das Weinfest endet an diesem Montag. Auf dem Marktplatz spielt dabei die Gruppe "Heaven", im Spitalgarten "Die Kellermäster".