Vor der Einführung des Euro waren Preise von knapp über 20 Mark – also gut 10 Euro – für eine Kiste Bier keine Seltenheit. Heute gibt es in Supermärkten No-Name-Biere schon ab 4,44 Euro – wohlgemerkt für 20 0,5-Liter-Flaschen. Das geht den regionalen Brauern gegen den Strich. „Mit den Angebotsbieren wird willentlich unsere Wertschöpfungskette zerstört“, schimpft Friedrich Düll, Präsident des Bayerischen Brauerverbands aus dem unterfränkischen Krautheim. Landwirte, Mälzer, Brauer und nicht zuletzt der Handel wollten an dem Produkt Bier Geld verdienen. Weil dieses aber insbesondere im Lebensmittelhandel gerne als „Lockvogelangebot“ vermarktet werde, schätze der Verbraucher nicht mehr die harte Arbeit und hohen Qualitätsansprüche, die hinter der Biererzeugung stünden.
Braumeister Ulrich Martin hat seine Privatbrauerei mit Braugaststätte im Schonunger Ortsteil Hausen erst 2008 eröffnet. Er produziert regionale Spezialitätenbiere, seine Vorzeigesorte heißt sogar so: „Spezial“. Ein dunkles Märzen ist das, sehr süffig und sehr beliebt im Landkreis Schweinfurt. Und nicht billig. Bislang kostete der Kasten für den Endverbraucher 12,99 Euro, seit Mai sind es 13,49 Euro. „Wir müssen die gestiegenen Produktionskosten weitergeben“, sagt Martin. Daran führe kein Weg vorbei.
Eigentlich habe er diesen Schritt schon 2010 vorgehabt. Damals seien die Bezugspreise für das Wasser drastisch gestiegen, weil der Versorger Rhön-Maintal-Gruppe die Kosten für die Erneuerung des Leitungsnetzes in Hausen auf die Verbraucher umlegt. „Wir verbrauchen hier so viel, wie der Rest von Hausen“, schätzt Martin und ist nicht gerade begeistert, dass es für ihn als Großabnehmer keinen anderen Tarif gibt. Er spricht gar von einer „Verdoppelung der Wasserkosten“.
Für 100 Liter Bier – rechnet Friedrich Düll vor – braucht man 300 bis 400 Liter Wasser (nicht nur als Rohstoff, auch in der Produktion). Außerdem zehn Kilowattstunden Strom und drei bis fünf Liter Heizöl. Hier und auch im Bereich des Personals hätten sich die Bezugskosten in den letzten Jahren teils drastisch erhöht. Wenn sich das nicht im Bierpreis niederschlage, beiße irgendjemand in der Verwertungskette ins Gras.
Ins Gras gebissen haben schon viele mittelständische Brauereien von der Größenordnung wie die der Dülls in Krautheim mit 20 Mitarbeitern und rund 2,5 Millionen Euro Jahresumsatz. „Seit 1993 wurden in Deutschland 40 Prozent der Braubetriebe geschlossen“, zitiert Düll die Statistik; in der Region war die Poppenhäuser Werner Bräu prominentestes Beispiel.
Auch bei den Mälzern gebe es Konzentrationsprozesse und teils existenzgefährdende Rahmenbedingungen. „Die werden durch die Großbrauereien regelrecht erpresst“, sagt Friedrich Düll. „Wenn die 80 Prozent des Umsatzes bei einem solchen Betrieb ausmachen, können sie auch den Preis willkürlich festsetzten.“
Ähnlich die Situation in der Landwirtschaft, weshalb die klassischen Hopfenanbaugebiete – wie das mittelfränkische Spalt, aus dem Ulrich Martin seinen Aromahopfen bezieht – immer mehr zurückgedrängt würden und auch die Bauern sich aus dem früher halbwegs lukrativen Braugersteanbau zurückzögen. Die Krautheimer Brauerei geht einen anderen Weg, verfolgt konsequent ein „Regionalitätskonzept“ mit eigener Mälzerei, Braugerste aus der Umgebung, die im Vertragsanbau erzeugt wird und Hopfen aus der Hallertau. Außerdem setzt Düll mit 50 Prozent seines Ausstoßes überdurchschnittlich viel Bier in der Gastronomie ab, den Rest im Getränkehandel, „nicht beim Discounter“.
Ähnlich Ulrich Martin, der einen nicht unbeträchtlichen Anteil seiner Jahresproduktion von rund 2000 Hektolitern in der eigenen Braugaststätte ausschenkt, wenige weitere Gastronomen beliefert und natürlich den regionalen Getränkefachhandel. Nur so – glauben die beiden Experten – könne man mittelfristig den benötigten, kostendeckenden Preis erzielen. „Wir wollen 14 Euro für die Kiste Bier – das ist mal Fakt“, sagt Friedrich Düll und nennt dies angesichts der Preise vor der Euroeinführung einen „normalen, inflationsbereinigten Wert“.
Nur so – darauf weist Ulrich Martin hin – könnten die Brauer auch Rückstellungen bilden, Investitionen tätigen, ihre Anlagen auf modernstem Stand halten. Und das diene der Qualität des Bieres. Außerdem – erzählt er – sei das Anspruchsdenken an brauereifremde Dienstleistungen seitens der Gastronomie und der Festveranstalter enorm hoch. Biertischgarnituren, Schankanlagen, Kühlungen, Krüge, Gläser oder Bierfilze – all' das erwarte ein Wirt oder Kirchweihausrichter fast automatisch von „seinem Brauer“, dazu oft auch noch die Finanzierung einer Gaststätteneinrichtung.
„Die Brauereien sollen den Kredit gewähren, den die Banken niemals geben würden“, klagt Friedrich Düll. Er ist aus diesem „Rattenrennen“ um die eigene Marke auf dem Wirtshausschild schon ausgestiegen; Ulrich Martin hat nie mitgemacht.
Die beiden scheinen ziemlich genau zu wissen, wo sie hin wollen. Die angekündigte Bierpreiserhöhung erfolgt deshalb fast im Gleichschritt – die Krautheimer folgen einen Monat nach dem Hausener – und die Preise für Pils oder Weizen sind exakt gleich. Was in Supermärkten oder bei Discountern passiert, blenden sie weitgehend aus. Sie adressieren mit ihrem regional erzeugten und vermarkteten Gerstensaft eine andere Zielgruppe, die Wert lege auf „Qualität, Nachhaltigkeit und einen unverwechselbaren Geschmack“.
ja ja, so ist es in der Marktwirtschaft. Wenn der eine nicht mithalten kann, so geht es nur noch über die Qualität. Aber alle Biere werden in Bayern nach dem Bay. Reinheitsgebot gebraut.... so viel zur Qualität. GESCHMACK muss daher überzeugen, lieber Herr Düll.
Und das Krautheimer.... Na ja.....
Alles Märchen, lässt sich schon auf fast jeder Bierflasche nachlesen: Im Billig-Bier ist regelmäßig Hopfenextrakt, so etwas gab es im Jahr 1516 sicher noch nicht. Und die zur Produktion unabdingbar erforderliche Hefe ist - wie vieles andere - auch nicht als Inhaltsstoff aufgeführt. Ich kenne einen Braumeister, der beruflich mit so ziemlich jeder großen Brauerei in Deutschland zu tun hat. Die Produktionsprozesse sind dort – auch hinsichtlich der eingesetzten Hilfs- u. Zusatzstoffe - ganz anders als in kleineren, traditionell arbeitenden Brauereien. Der würde privat lieber Durst leiden, bevor er so ein Industriebier trinkt.
welche Brauerei hat heutzutage noch eine eigene Mälzerei und Verarbeitet regionale Braugerste? es gibt nicht viele...und es gibt auch nicht viele die eine Eigene Brauschänke mit Biergarten betreiben.
Ich trinke auf jeden Fall kein Bier das mit Braugerste aus Kanada und div.künstlichen Zusatzstoffen verseucht ist.........