Das Öko-Brot und der Apfelsaft schmeckt. Das bestätigten die drei Jury-Mitglieder, die sich im Oberen Werntal den biologischen Landbau und zwei verarbeitende Betriebe, eine Kelterei und eine Bäckerei, ansahen. Die Interkommunale Allianz bewirbt sich um den Titel als „Staatlich anerkannte Öko-Modellregion“. Mit dem Wettbewerb will die bayerische Staatsregierung den Bio-Landbau und Öko-Lebensmittel hierzulande fördern.
Wer den Titel erhält, bekommt die Chance, mit staatlicher Förderung Vorschläge zur Entwicklung des ökologischen Landbaus auch umzusetzen. Insgesamt zwölf konkrete Maßnahmenideen reichte die Allianz Oberes Werntal ein.
Aus Zeitgründen machte sich die Jury nur mit drei Betrieben vertraut: Dem landwirtschaftlichen Schlossgut Obbach, der Kelterei Keß in Greßthal sowie der Feinbäckerei Wolz ebenfalls in Greßthal. Der Obbacher Naturlandbetrieb ist nicht nur ein großer Erzeuger für Hülsenfrüchte, Saatgut oder Kartoffeln. Dort soll auch ein überregionales Seminar- und Tagungszentrum zum Thema Bio- und Ökolandbau entstehen. Was wiederum Ausstrahlung auf die ganze Region hätte.
Zur Jury zählten Christian Novak vom Institut Agrarökologie des Landesamts für Landwirtschaft (LfL), Marion Ruppaner als Agrarreferentin des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und Professor Werner Gamerith vom Lehrstuhl für Regionale Geografie der Uni Passau. Sie wollten Strukturen, Wünsche und Ziele der beteiligten Erzeuger und Verarbeiter kennenlernen. Und feststellen, ob die Antragsteller wirklich hinter ihren Ideen stehen. „Da ist auch viel Psychologie dabei“, verdeutlichte Gamerith.
Dass die Allianz Oberes Werntal und die 39 Ökolandwirte sowie viele Verarbeiter „alles engagierte Leute sind, die den Ökobereich weiter voranbringen wollen“, betonte Wasserlosens Bürgermeister Anton Gößmann. Er ist in der Allianz Sprecher für den Themenbereich Landnutzung. Für sich selbst sprachen die enthusiastischen Ausführungen der Beteiligten. Bernhard Schreyer und Professor Andreas Schäfer für das Schlossgut Obbach oder Ewald Keß für die Greßthaler Kelterei und Thomas Wolz für die Bäckerei.
Dass Apfelsaft aus eigenen Früchten ein boomender Markt ist, erläuterte Keß bei der Führung durch seine Kelterei. Viele kleine Erzeuger aus einem Umkreis von 40 Kilometern lassen bereits ihre Äpfel keltern. Aber viel Obst bleibe auch liegen, könne preislich nicht konkurrieren mit Billigimporten aus Osteuropa.
Die Mehrheit der Kunden bringe konventionelle Äpfel, obwohl deren Erzeugung auch ökologisch sei, so Keß. Eine gemeinsame Bio-Zertifizierung im Verband sei eine Möglichkeit, ökologischen Apfelsaft zu bekommen, der dann teurer verkauft werden könne. „Ziel ist es, einen höheren Wert im Obst zu erzielen“, so der Greßthaler. Wertvoll sei die Kelterei aber auch, weil damit die Streuobstbestände erhalten bleiben, ergänzte Biobauer Udo Rumpel.
Bereits seit zehn Jahren ist die Feinbäckerei Wolz bio-zertifiziert, erklärte Besitzer Thomas Wolz. Sein Brot, das 25 Prozent des Umsatzes neben Brötchen und Gebäck ausmacht, wird nur aus ökologischen Zutaten hergestellt. Problematisch ist, dass die benötigten Mehlmengen für die großen Mühlen zu gering sind, deshalb bekommt er Mehl von einem örtlichen Öko-Landwirt.
Wolz möchte den Bio-Sektor weiter ausbauen. Aber dafür müssten zertifizierte Mühlen auch kleinere Mengen Ökogetreide verarbeiten. Und er müsste die Kommunikation mit den Kunden intensivieren, ihnen kurze Wege, regionale Erzeugung und Verarbeitung oder Preisentstehung deutlicher machen. Alles verbunden mit Zeit und Aufwand, wofür er sich in einer Öko-Modellregion Unterstützung verspricht.
Bis Ende April will die Jury bekannt geben, welche der acht bayerischen Bewerber den Titel erhalten.