Die Dinger waren meist schwarz, rund, gerillt und nannten sich Schallplatten: In der vollbesetzten Schulturnhalle blickte Moderator Peter Halbig zurück auf die fernen Zeiten vor Erfindung der digitalen Musik „aus der Dose“. In diesem Fall waren es die „Rivers of Babylon“ des Produzenten Frank Farian, die Peter Halbig und seine Mitfeiernden in der Silvesternacht von 1978 auf 1979 pausenlos in die Juke Box gelegt haben, bis die Scheibe in den frühen Morgenstunden des Neuen Jahres den Geist aufgegeben hat.
Rund 350 Zuhörer hatten es da beim Frühjahrskonzert des Musikvereins einfacher. Sie durften die legendäre Disco-Mucke von „Boney M.“ frisch von den Instrumenten weg hören, mit Günter Fuchs als Dirigenten.
In Hambach soll die Musik zwar nur ein Hobby sein für die rund 30 Mitwirkenden im Blasorchester. Aber Stimmung und gute Laune kommen dabei nicht zu kurz, wie in der guten alten Zeit der Unterhaltungsmusik. Schon seit Herbst wurde geübt, mit hörbarem Erfolg.
Nach der Begrüßung durch Vereinsvorsitzende Hannelore Ruppert ging es hochkarätig los mit dem Mussinan-Marsch aus der Feder von Carl Karl. Der Trompeter des wackeren bayerischen Ritters von Mussinan hatte zwar keinen allzu einfallsreichen Namen, widmete seinem Chef dafür aber den gleichnamigen Militärmarsch, ob dessen Tapferkeit im Schlachtgetümmel von Sedan 1870. Ob der vielen Bässe ist der etwas schwerblütige Klassiker auch als „Ochsenmarsch“ bekannt.
Es folgte ein deutsch-jugoslawischer „Waldzauber“ von Peter Fihn, Walzerkomponist aus Donauschwaben. Ein Wiederhören gab es dann mit der „Pennsylvania-Polka“. Die Titelmusik der Zeitschleife-Komödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ könnte bei manchen für ein Déja-Vu gesorgt haben. Unterm Hennenwappen der Gemeinde Dittelbrunn erklang die Sehnsuchtspolka vom „Karl Hahn“. So ließe sich der tschechische Name Karel Kohout übersetzen: Das immergrüne Werk zählte zum Stammrepertoire von Ernst Mosch und seinen Egerländer Musikanten.
Dann gab es einen großen Sprung ins Jahr 1995 mit dem „Earth Song“ von Pop-Titan Michael Jackson: eine Anklage gegen Krieg und globale Umweltzerstörung. Gefolgt von den Superhits von Boney M.
Nach der Pause stürmte die Jugend der Musikschule die Bühne. Unter Leitung von Wolfgang Düringer und mit einigen jungen Oerlenbachern im Team zeigte der Nachwuchs sein Können, mal schneller, mal langsamer. Der zeitgenössische niederländische Komponist Jacob de Haan steuerte dazu den „March Along“ und „Slow Motion“ sowie Stücke wie „House Party“ und „Quick Time“ bei.
Schnell ging es dann auch bei den Großen weiter, mit Alfred Burgers „Flotten Musikanten“. Passend zum Aprilwetter draußen, mit Sonnenschein, gefolgt von herunterprasselnden Regengüssen, durfte ein frischer „Frühlingswind“ alle dunklen Wolken verwehen, zumindest stimmungsmäßig. Komponiert wurde der böhmische Walzer von Holger Bachmann. Bevor das Publikum von russischer Leidenschaft überrollt wurde: „Wo die Wolga fließt“ nannte sich das Potpourri, aus Säbeltanz, Kalinka, Katjuscha, Dr. Schiwago, einer Ode an die Taiga, mit Ivan Rebroff und einigen östlichen Rhythmen mehr. Nicht nur Bürgermeister Willi Warmuth klatschte bei diesem ausdauernden Kosakenritt durch die musikalischen Weite Russlands mit.
Bei „Purple Rain“ griff Günter Fuchs zur „Gießkanne“ und präsentierte ein einfühlsames Saxofon-Solo. Popstar Prince wurde wie Michael Jackson 1958 geboren und ist erst letztes Jahr verstorben. Zum großen Finale erklang der „Final Countdown“ der schwedischen Rockgruppe Europe um Joey Tempest, bevor sich die Zuhörer aus den einzelnen Stücken ihre Zugabe wünschen durften – per Applaus. Die Wahl fiel nicht überraschend auf die mitreißenden Melodien aus Russland. Nach „zwei wunderbaren Stunden“ (Peter Halbig) wurde gemeinsam das Frankenlied gesungen, vor dem wohlverdienten Schlussapplaus.