Feucht-fröhlich ging es beim Honky Tonk in den letzten drei Jahrzehnten immer zu. Das Honky Tonk letzten Freitag, war aber ein gänzlich anderes als gewohnt. Nichts scheint weniger kompatibel zu sein als ein Kneipenfestival und eine Pandemie. Im Rahmen des Schweinfurter Kultursommers stieg auf dem Kessler-Field im Schweinfurter Stadtteil Yorktown als corona-konforme Open-Air-Veranstaltung jetzt endlich wieder ein Honky Tonk. Das mit dem feucht-fröhlich wurde auch diesmal befolgt, allerdings in einem ganz anderen Wortsinne als üblich.
Es hatte schon etwas von Festivalfeeling. Jeder Festivalgänger wird sich an Festivals erinnern, bei denen das Wetter nicht mitspielte, dort dann vor der Bühne aber trotzdem gefeiert wurde. Daheimbleiben ist da keine Option. Ganz nach dem Motto, es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung, enterten die treuen Honky Tonk-Gänger am Freitagabend um 19 Uhr das Gelände, ausgestattet mit Regenponchos, Gummistiefeln und Schirmen. Manch Hartgesottener verzichtete auf all das und trotzte den zum Beginn des Konzerts stark einsetzenden Regen unbeeindruckt ohne jeglichen Wetterschutz. Über 300 Besucher ließen sich vom Regen nicht abhalten, das Live-Comeback des Honky Tonk zu etwas ganz besonderen werden zu lassen.
Als erste von drei Bands eröffnete die Monkeyman Band bei "ostfriesischen Wetter", wie Frontmann Marcus Schniedermeyer die schmuddelige Witterung bezeichnete, den Auftakt der Hony Tonk Night. Mit ihrem Mix aus Funk, Soul und ein bisschen Pop, verbreite das Trio, das schon seit gut zwei Jahrzehnten auf den Bühnen steht und vielfach Gast beim Honky Tonk war, Party-Flair auf ganz hohem musikalischen Niveau. Mit dem Hit von Sting "If you love somebody set them free", beendete die Monkeyman-Band bei prasselnden Schauer ihr energiegeladenes Set.
"Es ist was ganz ganz Besonderes, dass ihr alle trotz des Wetters hier seid und mitfeiert", sagte Veranstalter und Honky Tonk-Mitbegründer Ralf Hofmann auf der Bühne während der Umbauphase, bevor das Honky Tonk-Urgestein Mad Bob mit Band, bei dann allmählich nachlassenden Regen mit Cover-Songs und Eigenkompositionen die Stimmung weiter anheizten. Als Headliner rundete Steffi List, "einer der größten Musikerinnen, die wir in Schweinfurt und Umgebung haben", so Hofmann, mit ihrer Band den Honky Tonk-würdigen Abend gebührend ab. Dem Publikum sprach auch Steffi List ein "Riesenkompliment" aus, dass sie "bei so einem Sauwetter runter vom Sofa, raus aufs Feld" gekommen sind auf das "Wacken von Schweinfurt".
Die erste Honky Tonk-Live-Veranstaltung vor Publikum seit eineinhalb Jahre wurde für Veranstalter, Bands und den vielen Zuschauern ein erfolgreicher und auch sehr emotionaler Abend.
In den Tagen vor der Veranstaltung riefen auf Facebook Personen, mutmaßlich aus dem "Querdenken-Milieu" noch dazu auf, den Veranstalter zu boykottieren, nach dem das Honky Tonk sich unter anderem den Impfaufrufen diverser bekannter Bands, wie "Die Ärzte" und "Die Toten Hosen", angeschlossen hatte.
In der realen Welt, fernab sozialer Medien, erwiesen die Schweinfurter ihrem Honky Tonk trotz widrigster Wetterumstände die Treue. Dankbar zeigte sich Hofmann auch für die Rahmenbedingungen, die der Kultursommer bietet. "Dass das Ganze hier möglich geworden ist, ist dem Mut zu verdanken, den die Stadt Schweinfurt hatte, insbesondere dem Kulturamt der Stadt Schweinfurt unter der Federführung von Andrea Brandl", betonte der SPD-Stadtrat. "Dies wurde hier in kürzester Zeit auf die Beine gestellt und damit wurde der Kultur ins Schweinfurt ein kleines Hoffnungszeichen gegeben."