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SCHWEINFURT
Reformationstag: Altbischof Axel Noack predigt Toleranz
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 |  aktualisiert: 01.11.2013 16:19 Uhr

Die Symbolik in der gut besuchten Johanniskirche könnte kaum passender sein: Linkerhand prankt auf der Grabplatte des Reichsvogts ein geharnischter Ritter, rechterhand kniet Ur-Glaubensstifter Moses, der geduldig eine schwere Kanzel tragen muss. Die Welt der Religionen ist häufig kriegerisch und voller Machtanspruch, muss viele Widersprüche ertragen, nicht nur derzeit in Nahost.

„Reformation und Toleranz“ lautete das Thema am Reformationstag, im Gedenken an den Thesenanschlag Martin Luthers an die Schlosskirche zu Wittenberg, 1517. Oberbürgermeister Sebastian Remelé ist zum Gottesdienst mit Empfang ebenso anwesend wie die Landtagsabgeordnete Kathi Petersen oder Bürgermeister der Umgebung.

„Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen“, erklingt Luthers wuchtiges Kirchenlied, Andrea Balzer an der Orgel und der Posaunenchor unter Leitung von Wolfhart Berger tragen erstklassig zur Feierstimmung bei.

„Kann christlicher Glaube deutlich und trotzdem tolerant sein?“ Mit dieser Frage leitet Dekan Oliver Bruckmann in St. Johannis zur Predigt des Magdeburger Altbischofs Professor Axel Noack über. Wer den launigen Kirchenmann, bis 2008 Bischof der dann fusionierten Kirchenprovinz Sachsen, hört, ahnt, wie der Auftakt der Reformation abgelaufen sein könnte: weniger mit dröhnendem Eifer als schnell denkendem, nüchternem, hartnäckigem sächsischem Lebenswitz.

Heute gebe es oft ein banales Verständnis von Toleranz, so Noack, Experte für Kirchengeschichte der DDR, im Sinne von Gleichgültigkeit oder Hinnehmen. „In der Gegend, aus der ich komme, haben viele mit der Religion abgeschlossen“, bedauert der unpathetische Theologe, mit Lehrauftrag an der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Axel Noack, Jahrgang 1949, legte sich als Kriegsdienstverweigerer früh mit dem SED-Regime an, war in der Wendezeit ebenso in der Bürgerbewegung aktiv wie nun bei der Neuverbreitung der evangelischen Lehre. Ideologien, die den Glauben abschaffen wollten, seien selten selbst friedfertig gewesen, von Hitler bis Pol Pot, mit entsprechenden Folgen.

„Ich weiß, wie es ist, wenn man aus einem Land kommt, das zusammengebrochen ist. Da mussten die Kinder die Eltern zum Glauben bringen“. Besser, es laufe umgekehrt, man lerne ihn wie seine Muttersprache, und dann jeden Tag dazu: „Die, die glauben, sind stabiler“. Geben nicht so schnell auf wie andere, hadern, ringen auch mal mit ihrem Schöpfer, nach dem Motto: „Gott, du blamierst dich gerade“.

Tolerieren heißt dem Wort nach „erleiden“. Meinungen aushalten können, die man für falsch hält und eigentlich ablehnen müsste: Das sei Toleranz, betont Noack, fordert Gelassenheit.

Noack erinnert an den jungen Goethe, der 1773 einen Pfarrer, im Brief an den Nachfolger, Toleranz aus Liebe fordern lässt, auch in der uneinigen christlichen Kirche. Hauptsache, es bleibt dann nicht bei bloßer Duldung. Das Anliegen des Predigers Axel Noack: „Hören Sie nicht auf, Gott in den Ohren zu liegen, damit es besser wird auf dieser Welt!“

 
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