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Oberndorf
Rechtsextremisten bleiben beim "Tag der offenen Tür" unter sich
250 Menschen stellten sich dem "Der Dritte Weg" am 1. Mai in Oberndorf entgegen. Zwei Gegenveranstaltungen und viel Polizei.
Bis zu 250 Menschen demonstrierten gegen den 'Tag der offenen Tür' der rechtsextremistischen Kleinstpartei 'Der Dritte Weg' in der Oberndorfer Hauptstraße.
Foto: Steffen Krapf | Bis zu 250 Menschen demonstrierten gegen den "Tag der offenen Tür" der rechtsextremistischen Kleinstpartei "Der Dritte Weg" in der Oberndorfer Hauptstraße.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 07.05.2023 02:27 Uhr

Es war eine durchaus skurrile Darbietung, die sich den kompletten Nachmittag des ersten Mai über in der Hauptstraße in Oberndorf abspielte. Die rechtsextremistische Kleinstpartei "Der Dritte Weg", die seit vergangenen Oktober eine ihrer nur vier Parteizentralen bundesweit in Schweinfurt betreibt, lud am Feiertag zu einem angeblichen "Tag der offenen Tür". Dagegen formierte sich ein breiter Widerstand. Der Tag wurde für die Rechtsextremisten zum Reinfall.

Die Hauptstraße in Oberndorf war am 1. Mai fast den gesamten Tag aufgrund des 'Tag der offenen Tür' der rechtsextremen Kleinstpartei 'Der Dritte Weg' für den Durchgangsverkehr gesperrt.
Foto: Steffen Krapf | Die Hauptstraße in Oberndorf war am 1. Mai fast den gesamten Tag aufgrund des "Tag der offenen Tür" der rechtsextremen Kleinstpartei "Der Dritte Weg" für den Durchgangsverkehr gesperrt.

Vor dem Parteibüro in der Hauptstraße 16 war fast über die gesamte Straßenbreite ein Pavillon aufgebaut. Die Straße musste fast den gesamten Tag für den Durchgangsverkehr gesperrt werden. Was sich im Inneren, vor und im Gebäude abspielte, blieb jedoch im Verborgenen. Die Neonazis schotteten sich mit großen Absperrzäunen und Sichtschutz ab.

Einzig durch einen etwa zwei Meter breiten Eingang, den martialisch wirkende Aktivisten des "Der Dritte Weg" bewachten, war ein kleiner Blick auf den sogenannten "Tag der offenen Tür" zu erhaschen. Eine Oberndorfer Bürgerin wollte es genauer wissen. Die ältere Dame ging bis an die Zaunöffnung heran und blickte auf die versammelten gut 30 Rechtsextremisten, die bei Kaffee, Kuchen und Bratwurst auf Bierbänken saßen.

Kritik am Vermieter der Immobilie

"Wart ihr schonmal in Auschwitz?", fragte sie die zwei mit Ordnerbinden ausgestatteten Rechtsextremisten am Eingang, die auf die Frage der Bürgerin mit einem Lächeln reagierten. Die Frau lief, nach dem sie ihren Unmut kundgetan hatte, zurück in Richtung Ortsmitte. "Es ist zum Kotzen", sagte sie auf Nachfrage dieser Zeitung, was sie als Bewohnerin Oberndorfs davon hält, dass eine rechtsextremistische Partei, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, seit mehr als einem halben Jahr im Ort ist. "Wie kann man an solche Leute vermieten?", fragt sie sich. "Wir Oberndorfer sind strikt dagegen", betonte sie, auch stellvertretend für ihre Nachbarn und Bekannte im Schweinfurter Stadtteil.

Die Oberndorfer feierten knapp 200 Meter weiter ihr eigenes Fest. Der Bürger- und Kulturverein Oberndorf und der TV Oberndorf luden am Feuerwehrhaus zur Maibaumaufstellung nebst Verköstigung – auch als Reaktion auf die Veranstaltung des "Der Dritte Weg". Auch am Bernd-Köppel-Platz versammelten sich ab 13 Uhr zahlreiche Menschen zu einer Kunstaktion gegen die Rechtsextremisten. Farben, Sprühdosen, Schablonen, Transparente lagen bereit. Die dort entstandenen Plakate sollen auch nach dem 1. Mai in Oberndorf zu sehen sein.

Am Bernd-Köppel-Platz versammelten sich viele Menschen zu einer Kunstaktion gegen Rechtsextremismus.
Foto: Steffen Krapf | Am Bernd-Köppel-Platz versammelten sich viele Menschen zu einer Kunstaktion gegen Rechtsextremismus.

"Die Herrschaften da drüben dürfen das dann besichtigen", kündigte Agnes Conrad vom Bündnis "Schweinfurt ist bunt" in ihrer kurzen Ansprache an. Gemeint waren die Mitglieder des "Der Dritte Weg". Aber nicht nur an die waren die Sprüche und Parolen gerichtet. Auch der Vermieter der Immobilie wurde auf einem Transparent unter vollständiger Namensnennung aufgefordert, das Mietverhältnis mit den Rechtsextremisten zu beenden.

Gegenbewegungen "umstellten" die Rechtsextremen

Während am Bernd-Köppel-Platz noch gemalt wurde, schrie ein Mann, der sich alleine dem von massig Polizei bewachten Gebäude des "Der Dritte Weg" näherte, mit voller Lautstärke "Nazis raus". Kurz danach setzten sich auch etwa 250 Menschen vom Bernd-Köppel-Platz aus in Bewegung in Richtung der Hauptstraße Nummer 16, bis zu der von der Polizei errichteten Absperrung. Über ein, zwei Stunden hinweg durften sich die Rechtsextremisten umstellt vorkommen.

Lautstark und mit Transparenten ausgestattet, zeigten Menschen aus Kultur, Politik und der gesamten Bürgerschaft ihren Widerstand. Mit dabei auch die DGB-Jugend, die zuvor auf der Kundgebung am Markplatz war. Publikumsverkehr hatte "Der Dritte Weg" auf seinem "Tag der offenen Tür" keinen zu verzeichnen. Einzig vereinzelt Personen aus dem rechtsradikalen Spektrum, unter anderem Andreas S. Aus Urspringen, der den "Hammerskins", einer besonders militanten und gewaltbereiten Neonazi-Organisation angehört, bahnten sich ihren Weg zum Neonazi-Treffen. Die Polizei zog mit dem störungsfreien Verlauf der einzelnen Kundgebungen am Ende eine positive Bilanz.

 
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Kommentare
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  • krug.klaus@t-online.de
    Am Dach des Hauses hängt unverändert eine Videokamera, die rechtswidrig öffentliche Bereiche (Gehsteig, Straße) aufnimmt. Das wurde bereits vor vielen Wochen an die Datenschutzbehörde gemeldet und auch die städtischen Behörden wissen darüber Bescheid. Getan hat sich da bisher nichts.
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  • Martin.Heberlein@gmx.de
    Übrigens: Warum stellen die Journalisten die Frage nach der Rechtmäßigkeit dieser Aktion der Nazis nicht?
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  • Martin.Heberlein@gmx.de
    Warum eigentlich darf eine Nazi-Gruppe einfach einen Pavillon über die Straße bauen, so dass diese gesperrt werden "muss"?? Als ich in Schweinfurt Infostände über die Schulpolitik beantragte und genehmigt bekam, war die strikte Auflage, dass weder der fahrende noch der Fußgängerverkehr behindert werde darf. Wer hat das also genehmigt? Mit welchen Gründen? Und wenn es nicht genehmigt war: Warum schreitet da die Polizei nicht ein??
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  • robertstriesow@web.de
    Ein sehr gutes Statement! Ich hoffe, dass der Spuk bald ein Ende hat. Danke an alle Unterstützerinnen und Unterstützer die in Oberndorf Flagge gezeigt haben. Diese Partei ist gefährlich und militant. Der Sprecher M.Fischer stand nicht umsonst auf der Kontaktliste des NSU.
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  • Auf eigenen Wunsch gesperrt.
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  • steve67
    Jetzt fürchten sich die Drittwegler bestimmt vor den bunten Nazijägern....
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  • Eos123456
    Das sind knallharte Ukraine-Unterstützer. Der eine oder andere von denen kämpft(e) sogar schon mit der Waffe in der Hand für den Sieg über Russland.

    https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-891710

    https://taz.de/Neonazi-Partei-III-Weg/!5850506/
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  • Franz.Bacon
    Haben Sie den Artikel in der Taz vollständig gelesen?
    Dann wäre es angebracht hier etwas differenzierter zu kommentieren.

    Eine wertvolle Aktion der Gegenbewegung, die hier in Oberndorf auf die Beine gestellt wurde!

    Fremdenhass darf einfach keinen Platz in unserer Gesellschaft haben.
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  • Hery.Mennig@web.de
    Super gemacht liebe Oberndorfer!
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