„Belogen, betrogen und veruntreut“ hat der 38-jährige frühere Rechtsanwalt Patrick S. aus Schweinfurt seine Mandanten „in einem Ausmaß, das seinesgleichen sucht“, sagt der Gerichtsvorsitzende bei der Urteilsverkündung im März 2015. Vier Jahre muss der Mann dafür hinter Gitter.
Schuldig ist der Ex-Advokat – seine Zulassung hatte er längst verloren – nach dem Urteil der Großen Strafkammer des Landgerichts wegen Untreue und Betrugs in 26 Fällen, versuchten Betrugs in sechs Fällen, sowie Vortäuschens einer Straftat. Seine 27-jährige Ehefrau und Ex-Büroleiterin Tamara S. wird für vierfachen Betrug, Beleidigungen und Vortäuschen einer Straftat zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.
Mindestens drei Jahre lang hat der Mann in einer Vielzahl von Fällen Mandantengelder für sich behalten und unberechtigt Gebühren in Rechnung gestellt. Er erschlich sich einen Bankkredit über 50 000 Euro und zahlte nie etwas zurück. Er plünderte das Konto einer psychisch kranken Frau, für die er die Betreuung hatte. Über 17 000 Euro hob er ab. Und er täuschte zusammen mit der Gattin einen Einbruch in die eigene Kanzlei vor, um die Versicherung zu betrügen. Selbst der Hochzeitsfotograf durfte gute Dienste leisten, aber bezahlt wurde er nicht.
Mit dem Prozess gehe ein Verfahren zu Ende, „das Gott sei Dank für die Schweinfurter Justizbehörden eine Ausnahme darstellt“, sagt der Kammervorsitzende. Erschreckend seien der „systematische Betrug und die Veruntreuung von Mandantengeldern“. Wenn ein Rechtsanwalt, „Organ der Rechtspflege“, einer Betreuten „scham- und skrupellos das Konto räumt“ und als „weiteres kriminelles Highlight“ einen Kanzleieinbruch fingiere, sei das eine „Kaltschnäuzigkeit, die auch das Gericht sprachlos macht“. Unter dem Betrug des Patrick S. hätten alle anderen ehrlichen Rechtsanwälte zu leiden.
In drei Jahren hatte der Betrügeranwalt einen Schaden von mehr als 100 000 Euro angerichtet. Die Taten hat er gestanden und eingeräumt, er habe „verbrannte Erde hinterlassen“. Sein Insolvenzverwalter registriert Schulden von 156 000 Euro. Nicht einmal seinen Eltern zahlte er 22 000 geliehene Euro zurück.
Die Ehefrau des betrügerischen Advokaten fiel durch eine ausgesprochen arrogante Haltung auf. Zu ihrer Bewährungsstrafe von zwei Jahren musste sie 500 Arbeitsstunden leisten und 500 Euro an die Stiftung der Polizeigewerkschaft zahlen. Sie hatte Ermittler und den Gerichtsvollzieher besonders unflätig beleidigt.