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Schweinfurt
Realschüler werden fit gemacht fürs "Technik-Scouts"-Finale
Schauspieler Markus Menzel zeigt wie's geht. Und er will das Theaterstück von 21 auf nur fünf Minuten eindampfen.
Fiese Intrigen im Bauzeichner-Büro: Darum geht es im Mini-Theaterstück der "Technik-Scouts".
Foto: Uwe Eichler | Fiese Intrigen im Bauzeichner-Büro: Darum geht es im Mini-Theaterstück der "Technik-Scouts".
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:26 Uhr

"Aaaah", "Eeeh": Es klingt ein wenig nach Lockerungsübungen vor der Chorprobe, das Aufwärmtraining, das Schauspieler Markus Menzel seinen  Schülern da auferlegt. "Wir wollen 150 Leute im Publikum erreichen", schärft der Regisseur und Coach aus Lindau am Bodensee der jungen Schauspieltruppe ein, in der Wilhelm- Sattler-Realschule. Kein Drama ohne Energie – und die kommt nun mal aus dem eigenen Körper. Die Stimme soll nicht einfach "hinten hängen" bleiben, sagt Menzel.

"Technik-Scouts" nennt sich ein landesweiter Schüler-Teamwettbewerb, organisiert vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft: Am 23. Juli werden die Neuntklässler im Finale stehen, im Wettstreit mit fünf weiteren Teams, im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, in der Münchner Prinzregentenstraße.

Schulübergreifender Berufsorientierungs-Wettbewerb

Die Sattler-Schüler sind dabei Wiederholungstäter: bereits im letzten Jahr schaffte es ein Team auf Platz 3 des schulübergreifenden Berufsorientierungs-Wettbewerbs. Als erster Preis winkt eine Klassenreise nach Berlin. 140 Teams im Freistaat haben sich einen technischen Ausbildungs- oder Ingenieursberuf ausgesucht, den die Finalisten nun in einem Theaterstück präsentieren sollen: möglichst attraktiv und spannend.

Bei den Schweinfurtern geht es um den Beruf des Bauzeichners, oder auch der Bauzeichnerin. Schon das Bewerbungsvideo und die Projektmappe hat die Jury überzeugt. "Die Alternativen waren Fachinformatiker für Systemintegration oder Elektroniker für Automatisierungstechnik", sagt Wolfgang Rücker, der als Lehrer für IT (Informationstechnik) das Projekt betreut. Die doch etwas prosaische Welt des Bauzeichnens bühnenreif werden zu lassen, ist die Aufgabe von Markus Menzel. Er soll den Teenagern in einem Workshop die Grundzüge des intensiven, mitreißenden, energiegeladenen Schauspielens beibringen, wie schon 2018.

"Unsere Geschichte ist an Othello und Jago angelehnt", sagt der gebürtige Allgäuer, der die Schauspielkunst in Wien, am Max Reinhardt Seminar, studiert hat. Menzel ist bei "Marienhof" aufgetreten, bei "Sturm der Liebe" ebenso wie in der Krimiserie "Soko 5113". Sein Herzblut aber gehört dem Theater. Menzel hat den "Räuber Hotzenplotz" von Otfried Preußler ebenso gespielt wie Stücke von Fontane, Tucholsky oder eben Shakespeare: "Othello" war beim Altmeister ein schwarzer Feldherr im Dienste der Venezianer. Ein allzu erfolgreicher Mohr, der durch die Intrigen des rassistischen Neiders Jago ins Unglück gestürzt wird – ein durchaus aktuelles Thema also.

Moderne Version einer Tragödie

Die jungen Technik-Scouts haben nun gewissermaßen die moderne Version der Tragödie im Programm. Drei Bauzeichner wetteifern an ihren Schreibtischen um die Gunst ihres Chefs, mal altmodisch am Zeichenbrett, mal blitzschnell mit High Tech und 3D-Präsentation. Einer schafft es, ein Bauprojekt in Rekordzeit zu entwerfen: der Boss, der das Büro mit einer Dame aus dem "Berliner Silicon Valley" und einem reichen russischen Oligarchen besucht, ist beeindruckt. Einer der ausgebooteten Mitarbeiter rächt sich, in dem er fiese Gerüchte streut. Es geht unter anderem um Hacking und eine höchst unanständige Liebesaffäre.

Außerdem sollen in München Jazz zu Beginn und ein Saxophon-Solo zum Schluss geboten werden, im Stück von Miguel, Minu-Lucy, Lara, Albert, Karl, David, Alexander, Joel und (zweimal) Tim. Die Kunst liegt dabei auch im Kürzen: "Wir sind momentan noch bei 21 Minuten", stellt Menzel fest. Am Ende soll der Stoff auf etwa fünf Minuten zusammengedampft werden.  Hauptdarsteller ist das Berufsfeld des Bauzeichners, der für Ingenieurbüros Zeichnungen von Hoch- und Tiefbauten anfertigt: in der Regel am Computer, per CAD, dem "Computer Aided Design".

Beim großen Auftritt in der Landeshauptstadt sollen sogar Virtual Reality-Brillen zum Einsatz kommen. Den Wettbewerb der Technik-Scouts gibt es bereits seit 2007. Nach zehn Jahren wäre es wieder einmal an der Zeit, dass Schweinfurt ganz oben auf dem Siegertreppchen steht. 2009 hat schon mal das Humboldt-Gymnasium gewonnen.

 
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