
Nur der Beiname war wirklich humanistisch, trotz aller Renaissance: Albrecht II. Alcibiades verdankte ihm einen griechischen Feldherren. Der kriegerische Markgraf von Brandenburg-Kulmbach wollte Franken für die Hohenzollern unterwerfen. Das ging schief, im Markgräflerkrieg, auf Kosten der besetzten Schweinfurter: Im Juni 1554 brannten Albrechts Gegner die Stadt nieder. Aus der Zeit des Wiederaufbaus, nach dem "Stadtverderben", stammt die ehemalige Kutschenstation in der Burggasse 17: Das historische Kleinod, entstanden ab 1563, gilt als ältestes erhaltenes Privatgebäude der Stadt. Einfach zu datieren ist das siebenmal umgebaute Bürgerhaus aber nicht. Über eine steile Treppe geht es in die Keller, die weit älter sein dürften als das Brandjahr 1554.
"EkSPDition" nennen sich die Führungen auf Einladung der SPD, rund 200 Besucherinnen und Besucher sind angemeldet. Zufällig am Tag der Wiedereinweihung von Notre-Dame de Paris zeigt Schweinfurt seine eigene "Kulturseele", mit Mainberg-Ausstellung im Erdgeschoss oder Salvatorkirche nebenan, auf geschichtsgetränktem Boden des Zürch, des einstigen (Burgbe-)Zirks.

Das Bauwerk war zeitweise mit dem Nachbargebäude, Burggasse Nr. 15, verbunden, wo das erste Gasthaus "Grüner Baum" stand: der Urbaum, sozusagen. Ein weiterer "Grüner Baum" erblühte im 19. Jahrhundert am Obertor, heute bekannt als "Chumbos Mexican Grill". Rauchspuren in der Burggasse 17 deuten für Historiker Thomas Horling darauf hin, dass hier ebenfalls gastronomisch "gegrillt" worden ist. Wenn auch noch nicht mexikanisch: Die Neue Welt wurde 1563 gerade erst nach ihren Reichtümern durchforstet. Der Bauernkrieg war nicht lange her: "Revolution 1525?!" fragt ein Plakat an der Wand – und lädt für den 24. und 25. Januar zur öffentlichen Tagung des Stadtarchivs in die Rathausdiele ein, zusammen mit dem Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsverein. 2025 ist Jubiläum.

Hennebergisch war auch die Namensgeberin der Burggasse, von der wohl noch ein Mauerstück vor der Tür steht. 1412 entstand aus der Burgkapelle die Liebfrauenkirche, das heutige St. Salvator. 1532 hat hier Luthers Paladin Spalatin gepredigt. Um 1800 gehörte das Bürgerhaus der wohlhabenden Familie Cramer, Caspar "CC" Cramer war Begründer der nach ihm benannten Mühle. 1894 zog Lohnkutscher Leonhard Bandel ein, bis 1996 waren die Nachkommen Eigentümer.
Die Expedition ist zweigeteilt: Thomas Horling und Daniela Harbeck-Barthel vom Förderverein Schloss Mainberg führen durch die Ausstellung "Gefunden-gekauft-geschenkt". Die Sammlung dreht sich insbesondere um die Zeit, als das Schloss Sitz der Industriebarone Sachs war. Vorsitzende Christine Bender rührt die Werbetrommel für den Verein.

Zu sehen ist etwa der legendäre Weinfassboden, mit Porträt von Ernst Sachs, edles Porzellan, ein unbekannter Barockpapst oder haarsträubende Werbung eines Mainberger Glatzendoktors. Auch das "Bandel-Haus" selbst zeigt seine Geheimnisse: Wandmalereien aus der Renaissance etwa, mit Friedenstaube. Ein Spiegel erlaubt es, einen bemalten Tragbalken von mehreren Seiten zu bestaunen. Die Kirchenmaler Philomena und Peter Müller haben sich mit der preisgekrönten Restaurierung Verdienste erworben. Die Wiederherstellung des Bürgerhauses, inklusive Schweifgiebel und farbenfrohem Fachwerk, war ein Wunder für sich, nach den Schäden des Bombenkriegs. "Einen Sechser im Lotto", nennt Peter Hofmann die Eigentümer.

Der SPD-Stadtrat und Chronist des "Schweinfurtführers" zeigt die Keller. Mancher Stein könnte noch von der Burg stammen, die letzten Stufen sind auffallend groß. Hier unten wurde Bier mit Eis vom Main frisch gehalten. Im Krieg waren die Gewölbe Luftschutzkeller. Ein Keller lag unter dem Hof und musste während der Renovierung verfüllt werden, der schweren Lastwagen wegen.
Die Sachs-Ausstellung oben ist noch bis 5. Januar zu sehen, Freitag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr.
