Die Stadt Schweinfurt will sich künftig mit einer eigenen, periodisch erscheinenden Zeitung/Zeitschrift darstellen. Pressesprecher Martin Baldauf bestätigte auf Anfrage eine entsprechende mündliche Information von Oberbürgermeister Sebastian Remelé im nicht öffentlichen Teil des Haupt- und Finanzausschusses.
Die Planungen für die Rathaus-Zeitung, die Baldauf ein „Bürgermagazin“ nannte, sind offensichtlich weit gediehen. Sie soll 24 bis 32 Seiten umfassen und erstmals zur Landesausstellung Main und Meer erscheinen, die im Mai eröffnet wird. Geplant ist ein Dreimonats-Rhythmus, also vier Ausgaben pro Jahr. Die Stadt ist Herausgeber, arbeitet aber mit der Kommunikationsagentur Gerryland (Würzburg) zusammen, die von der Stadt schon mehrfach Aufträge erhielt. Erinnert sei an das Hochglanzheft „Sport in Schweinfurt“, das statt der früher eher bescheidenen Information im Jahr 2010 reich bebildert auf 28 Seiten über die Sportarten der 84 Schweinfurter Vereine informierte.
Dieses Sportheft stand damals sogar in der politischen Kritik, weil das Grußwort noch Gudrun Grieser sprechen durfte, obwohl beim Erscheinen im April/Mai 2010 längst Remelé im Chefsessel saß. Das dürfte sich beim neuen Heft nicht wiederholen, zur Begrüßung der neuen Rathaus-Postille wird wohl der amtierende OB zu Wort kommen.
Die neue Rathaus-Zeitung soll sich durch Werbung tragen, pro Ausgabe sind acht Anzeigenseiten geplant, beantwortete Baldauf die entsprechende Frage. Er wies gleichwohl darauf hin, dass der genehmigte Werbeetat der Stadt dafür nicht erhöht werde.
Kostenneutral
Extrageld soll also keines ausgegeben, nur dann, wenn die Stadt Anzeigen schaltet, bestätigte Baldauf. Bei der ersten Ausgabe wird das schon der Fall sein, eine größere Annonce wird fürs Volksfest werben.
Und die Töchter Stadtwerke, Stadt- und Wohnbau und Leopoldina? „Auch sie können die Möglichkeit nutzen, die eine oder andere Werbung zu schalten“. Was erscheint im Heft? Informationen aus dem Rathaus und der Töchter, lautet die Antwort. Baldauf nannte als Beispiele das Thema Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz oder die Konversion, sprich die Nachnutzung der US-Gelände.
Die Stadt werde die Themen liefern, aber keine Artikel schreiben. Das werden von der Gerryland Advertising GmbH, der unter anderem der von Stadt oft für Moderationen eingesetzte Sven Schröter angehört, beauftragte Autoren sein. Gerryland soll auch auf die Stadt zugekommen sein. Auflage? Alle Haushalte oder 23 000 Exemplare. Im Haupt- und Finanzausschuss sei die Information des OB „überwiegend positiv aufgenommen worden“, wenngleich es auch kritische Stimmen gab, so Baldauf.
Keine Hofberichterstattung
Ungefragt teilte der Pressesprecher mit, dass das Heft als Bürgerinformation auf den Markt komme, keine Hofberichterstattung geplant sei und die Stadt-Zeitung schon gar nicht „zum Wahlkampf missbraucht wird“. Zur Erklärung: 2014 werden der Stadtrat und der OB neu gewählt.
Oder geht es darum, die gerichtlichen Niederlagen der Stadt wie beim Fall "Schaffner- Wohnung" oder dem Bürgerentscheid zum Gesundheitspark schön zu schreiben? Wie auch immer. Zahlen werden letztlich die städtischen Töchter über "angeordnete" Werbung, bzw deren Kunden, also wir, zB über die Stromrechnung. Freuen wird sich die beauftagte Agentur über ein Zubrot und CSU/ OB über ein zusätzliches Werbeblättchen, ohne den eigenen Etat zu strapazieren.