An der Oberen Ascher haben sich Hanne und Fritz Schumm gemeinsam mit Freunden einen alten Traum erfüllt. Die „Aschergemeinschaft“ kaufte dort ein Grundstück und die beiden erinnerten sich, dass sie vor 30 Jahren zur Hochzeit einen Gutschein für zwei Schafe bekommen hatten. „Scheinbar hatten wir damals schon solche Ideen“, meint Fritz Schumm lachend. Auf Nachfrage war der Gutschein immer noch gültig, und so wurden 2014 zwei Schafe gekauft. Der Anfang einer kleinen Erfolgsgeschichte. Aus den beiden Schafen sind inzwischen acht geworden, dazu kamen noch sieben Ziegen. Zu dem einen Grundstück hoch über dem Main kamen noch andere dazu, so dass inzwischen unterstützt von den Tieren rund fünf Hektar Land in steiler Hanglage ökologisch gepflegt werden. Fritz Schumm freut sich, dass seine „vielleicht ein wenig spinnerde Idee“ in Schonungen so akzeptiert wurde und um sich griff.
Vor allem begeistert ihn die nachbarschaftliche Kooperation, die im Laufe der Jahre entstanden ist. Zwei Weiden pachteten sie von Hermann Müller, dem Landwirt des Kaltenhofs, Jürgen Dahms stellte die Plantage über seinem Weinberg zur Verfügung, mit dem Verein Levi im Kaltenhof teilen sich die Schumms den Schafbock. So kam eines nach dem anderen dazu, immer mehr Nachbar ließen sich von der Idee anstecken, ihre Grundstücke von vierbeinigen Mitarbeitern pflegen zu lassen. Im Moment stehen die Coburger Fuchsschafe, eine anspruchslose und widerstandsfähige alte Landschafrasse auf der Plantage über dem Weinberg. „Die fressen sogar das vertrocknete Gras“, erzählt Schumm und erinnert daran, dass das im vergangenen heißen Sommer sehr wichtig war.
Auch die Wolle der Schafe wird selbst gesponnen und verwertet
Hier wurde ein Streuobstlehrpfad angelegt, gesponsert von der Firma Dahms. Zusätzlich zu den schon vorhandenen Bäumen wurden alte Apfelsorten neu gepflanzt. Das Obst wird im Winter an die Tiere verfüttert. Die Wolle der Tiere wird selbst verwertet. Im Frühjahr kommt ein Schafscherer und dann ist jeden ersten Montag im Monat „Waschtag“. Während sich die Männer um die Bäume kümmern, treffen sich die Frauen zum Waschen der Wolle. Dann wird sie getrocknet, sauber gezupft und schließlich mit einer Kardiermaschine zu einem Vlies verarbeitet. Das kann dann zu Wolle versponnen werden.
„Fünf Spinnräder haben wir schon“. Erklärt Hanne Schumm. Die Wolle wird dann verstrickt. Jede der acht bis zehn Frauen habe im Laufe der Zeit so ihre besondere Begabung und Begeisterung entdeckt, meint Hanne Schumm. Immer wieder aber würden auch Kindergärten zum Waschtag eingeladen und jeder der Interesse habe könne kommen, schauen oder mittun, betont sie. Die Wolle von 20 Schafen wird hier verarbeitet, dazu kommen noch Felle von Merinoschafen, die der Scherer mitbringt, weil sie momentan auf dem Markt unverkäuflich sind.
Ziegen lieben's stachlig und kümmern sich um die Büsche
Während die Schafe als lebende Rasenmäher eingesetzt werden, kümmern sich die Ziegen vor allem ums Buschwerk, taugen also auch als „Häcksler“. Sie lieben's stachelig, Disteln, Rosen, Brombeeren, Schlehenhecken, Weißdorn, Ahorn alles zermahlen sie mit ihrer Zunge. Schon 2015 wurden die ersten Thüringer Waldziegen angeschafft. Sie kümmern sich in einem anderen Grundstück vor allem ums Buschwerk. In Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts sorgen sie auf dem steilen Hanggrundstück dafür, dass die Bäume erhalten bleiben, die Verbuschung aber eingedämmt wird. Immer wieder machen sie mit ihren menschlichen Begleitern auch Ausflüge in benachbarte Grundstücke, um dort zu fressen. „Die laufen einfach hinter uns her, erzählt Fritz Schumm und wenn wir zurück gehen, kommen sie wieder mit nach Hause.
Warum sich der Schafbock erstmal beweisen musste
Hanne Schumm hat extra ein vierwöchiges Praktikum auf einen Schaf- und Ziegenhof gemacht, um ihren vierbeinigen neuen Mitarbeitern gerecht zu werden. „Über die Ziegen könnte man Bücher schreiben“ meint sie und erzählt: Der einjährigen Bock, den sie gekauft hatten wurde von den Ziegen nicht ernst genommen, also kam er allein in ein Winterquartier. Aber auch danach setzten ihm die anderen sehr zu, so dass er einen eigenen Bereich in einem Drahtgestell bekam. „Die sollten sich erst mal beschnuppern.“ Als die Schumms am nächsten Morgen kamen, war der Ziegenbock durch den Maschendraht ausgebrochen und stand friedlich mit seinen Ziegenfrauen im Buschwerk. „Der Durchbruch war wohl für die anderen der Beweis seiner Männlichkeit“, erzählt Schumm lachend.
Eine manuelle oder maschinelle Pflege dieser Grundstücke in Steillage wäre nicht nur schwierig, sondern auch sehr teuer, durch diese Initiative mit den Schafen und Ziegen wird eine kostengünstige, ursprüngliche und ökologische Landschaftspflege betrieben und ein Stück heile Naturwelt erhalten. „Es gab auch schon Anfragen ob wir die Tiere nicht vermieten, aber das haben wir abgelehnt“, erklärt Schumm, denn der Aufwand sei zu groß.
Ohnehin schauen beide zweimal täglich nach den Tieren haben zahlreiche Zusatzausbildungen gemacht und sind mit den Tieren gebunden. „Dafür machen wir keine Fernreisen, erklärt Hanne Schumm und ihr Mann schwärmt: In der Natur zu sein, die Tiere zu beobachten das „macht Spaß und ist eine meditative Angelegenheit.“