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SCHWEINFURT
Rallye in den Orient: Ankommen ist das Ziel
Das Rallye-Team: (von links) Markus Hundsdörfer, Manfred Beck, Peter Pfaffenberger, Henry Skodell, Klaus Hundsdorfer und Michael Summo.
Foto: Team BOB | Das Rallye-Team: (von links) Markus Hundsdörfer, Manfred Beck, Peter Pfaffenberger, Henry Skodell, Klaus Hundsdorfer und Michael Summo.
Hannes Helferich
Hannes Helferich
 |  aktualisiert: 26.04.2023 23:21 Uhr

Die Allgäu-Orient-Rallye ist eines der letzten automobilen Abenteuer und hat sich zur zweitgrößten Autotour der Welt gemausert. Fast 7000 Kilometer geht es im Mai mit dem Auto oder Motorrad von Oberstaufen im Allgäu bis nach Amman in Jordanien. 111 Mannschaften mit jeweils drei Fahrzeugen und sechs Fahrern/Beifahrern sind am Start. Mit von der Partie ist auch ein fränkisch-bayerisches Team mit den zwei Schweinfurtern Henry Skodell und Peter Pfaffenberger.

Skodell wollte seine Abenteuerlust mit einer Tour stillen. Es gab viele verrückte Ideen, schildert der 44-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung. Dann erfuhr er von einem Freund von dieser Wohltätigkeitsrallye, bei der neben dem kulturellen Austausch ein guter Zweck im Mittelpunkt steht. Die Autos werden nämlich in Jordanien verkauft und damit soziale Projekte gefördert und finanziert. Dazu aber später mehr.

Skodell fand in seinem Arbeitskollegen Pfaffenberger – beide arbeiten als Hörgeräteakustiker bei Abele in Schweinfurt – einen begeisterten Mitstreiter. Der Plan war, ein Schweinfurt-Sechser-Team auf die Beine zu stellen. Weil das nicht klappte, landete das Franken-Duo bei vier Oberbayern aus Miesbach. Man traf sich, „die Chemie stimmte“ und das SW-Duo komplettierte das Team „Bayerische Oberland Buam“ (BOB). Pfaffenberger ist mit 39 der jüngste, der ehemalige Polizist Manfred Beck mit 61 der Senior.

Die Rallye hat einige ganz klare Grundregeln. Die Autos müssen älter als 20 Jahre sein oder im Wert unter 1111 Euro liegen. Die Miesbacher „stellen“ einen 21 Jahre alten Bus und einen Audi A 6 mit fast 400 000 Kilometern. Das dritte Auto mit SW-Kennzeichen ist ein Ford Mondeo, den sich Pfaffenberger vor anderthalb Jahren „als Winterauto“ gekauft hat. Baujahr 1998, drei Jahre zu wenig. Aber der Preis „passt“: 300 Euro hat Pfaffenberger bezahlt.

Start am 10. Mai

Die Fahrstrecke mit Start am 10. Mai in Oberstaufen bis Istanbul kann jedes Team frei wählen. Zu einem festgelegten Stichtag müssen alle Mannschaften in der türkischen Metropole ankommen. Ab dann geht es etappenweise mit festgelegten Tageszielen weiter. Es geht über Schotterpisten, Gebirgspässe, Mautstraßen sind tabu. Durch die Wüste, ohne Navi oder GPS, keine Hotels.

Die Übernachtung darf pro Teammitglied nicht mehr als 11,11 Euro kosten. Wieder solch eine „Schnapszahl“. „Wir werden wohl das eine oder andere Mal im Auto schlafen“, sagt Skodell. Eine Luxusreise ist die Allgäu-Orient-Rallye also weiß Gott nicht, aber sie ist das gewünschte Abenteuer. „Ankommen ist das Ziel“, sagt Pfaffenberger.

Jeder bringt für die dreiwöchige Reise seine Fähigkeiten ein: Michael Summo etwa ist Koch, Markus Hundsdörfer Kfz-Meister. Während der Fahrt werden den Teams Sonderaufgaben gestellt, die ihnen für die Endabrechnung Punkte einbringen. Auch diese haben einen wohltätigen Hintergrund: Zum Beispiel 50 Kilogramm Reis auftreiben und in einem vorher bestimmten Flüchtlingslager abliefern.

Die Rallye wird unterstützt von den Vereinten Nationen und der jordanischen „Allianz gegen Hunger“. In eine Stiftung fließt der Erlös für die Autos, die am Ziel versteigert werden. Dass man sie loskriegt, ist sicher, weil das Königshaus auf die übliche hohe Einfuhrsteuer verzichtet. Mit über einer halben Million Euro in zehn Rallye-Jahren sind schon viele wohltätige Projekte realisiert worden, beispielsweise der Kauf von Rettungsfahrzeugen und Rollstühlen, Hilfe für Erdbebenopfer, Hörgeräte für Kinder oder Studenten-Stipendien für Beduinen in Jordanien.

Das gefällt Skodell, Pfaffenberger und Co., mal abgesehen vom Abenteuer inklusive Land und Leute kennenlernen. Ankommen muss man mit einem Auto mit allen sechs Teammitgliedern drin. Der punktbesten Mannschaft winkt als erster Preis ein Kamel, das „wir einer bedürftigen Familie in Jordanien stiften“, lacht Pfaffenberger. Das Team Oberland muss ja erst mal gewinnen.

Das Schweinfurter Duo hofft nun noch auf Sponsoren. Rund 35 000 Euro muss das Team aufbringen, allein der Sprit kostet mindestens 4000 Euro. Auch das Instandsetzen der Autos hat gekostet, wenngleich zwei Sponsoren aus Oberbayern fürs gemeinsame weiß-blau der Autos mit den Namen Balthasar, Kaspar und Melchior gesorgt haben. Und: Das Team wird einige Male Station machen und beispielsweise in einem Camp für syrische Flüchtlinge Kinderschuhe, Kleidung, Spielzeug, Fußbälle abgeben. Viele Freunde und Bekannte haben schon Dinge zur Verfügung gestellt, weitere Geld- und Sachspenden wären hilfreich. Was haben die Sponsoren davon? „Sie erhalten Werbeflächen auf unseren Fahrzeugen.“

Mehr Informationen: www.allgaeu-orient.de

Letzte Arbeiten: Die beiden Schweinfurter Henry Skodell (links) und Peter Pfaffenberger machen den Ford Mondeo fit für die lange Reise.
Foto: Team BOB | Letzte Arbeiten: Die beiden Schweinfurter Henry Skodell (links) und Peter Pfaffenberger machen den Ford Mondeo fit für die lange Reise.
 
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