„Auf einen Kaffee mit Ralf Stegner“: Wer wollte und Zeit hatte, war von der Schweinfurter SPD am Montag um 9 Uhr dazu ins Café Vorndran eingeladen. Die Rechnung wird sich in Grenzen halten, denn die Zahl der Besucher – überwiegend Sozialdemokraten – war sehr überschaubar. „Viele sind ja berufstätig“, sagt die SPD-Vorsitzende Kathi Petersen bei der Begrüßung dazu. Direktkandidat Markus Hümpfer verspricht, auf den letzten Metern vor der Bundestagswahl am Sonntag „noch mal richtig Gas“ zu geben.
Wo sich Union und SPD unterscheiden
„Politiker sind alle gleich.“ Dieses Pauschalurteil nimmt der Vizevorsitzende der Bundes-SPD aus Schleswig-Holstein anhand vieler Beispiele auseinander. Die Union wolle Geld in die Rüstung stecken, die SPD in Familien und Bildung. CDU/CSU versprächen Steuererleichterungen, von denen die Gutverdiener am meisten profitierten – die SPD die besonders Reichen zur Kasse bitten. Die SPD möchte Bildungsgebühren von der Kinderkrippe bis zum Meisterabschluss abschaffen – „die Union tut nur, so , ob sie sich kümmert, macht's aber nicht. Gleicher Lohn für Männer und Frauen? Für die SPD ein zentrales Anliegen – „die Union bremst“. Nur einige Beispiele.
Merkel eine Sozi-Kanzlerin? - „Völliger Quatsch“
Während die Kanzlerin Merkel durch die Land reise mit der Parole „Uns geht's gut, alles lassen, wie es ist“, zeige SPD-Kandidat Schulz die Probleme auf; wer einen prekären Job habe, dem gehe es nicht gut. Merkel als soziademokratische Kanzlerin zu bezeichnen, sei „völliger Quatsch“. Sie habe „ein taktisches Verhältnis zu dem, was ihr wichtig ist“, und welche Meinung Horst Seehofers vertritt, sei „eine Frage der Tageszeit“, ätzt Stegner. Hätten Willy Brand und Egon Bahr die Ostpolitik nicht aus tiefster Überzeugung betrieben, sondern nach Umfragen, hätte sie nie stattgefunden.
Zur AfD: „Um die Verunsicherten müssen wir uns kümmern“
Zu den AfD-Sympathisanten sagt Stegner: „Die Stimmen der überzeugten Nazis wollen wir nicht, aber um die Verunsicherten müssen wir uns kümmern.“ Zum Diesel-Skandal: Die Kunden müssten von den Autobauern entschädigt und der Druck auf diese verstärkt werden, emissionsarme Fahrzeuge zu bauen. Beim Umweltschutz müssten Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit zusammenkommen. Aber, so Stegner: „Wer sich Schwarz-Gelb oder Jamaika wünscht, kriegt alles Mögliche, aber weder wird's gerechter, noch umweltfreundlicher.“
SPD zur „Partei des Gemeinwohls“
Die SPD muss die „Partei des Gemeinwohls“ sein
Auf einen Nenner gebracht, müsse die SPD „die Partei sein, die dem Gemeinwohl verpflichtet ist“, keine „Egoistenpartei wie die FDP“. Diese Grundüberzeugung dürften die Sozialdemokraten niemals momentanen Stimmungslagen opfern.
Nach 50 Minuten hat Ralf Stegner den Unterschied zwischen der SPD und den anderen sozusagen auf den Punkt gebracht – und muss weiter. In Kitzingen ist der nächste Termin. Der Wahlkreisdirektkandidat Markus Hümpfner begleitet ihn.
Gleicher Lohn für Frauen und Männer? Selbstverständlich gern. Dass allerdings auf den Plakaten der "Gender"-Lohn-Gap mit 21 % angegeben wird, obwohl er laut Statistischem Bundesamt 6 % beträgt (Kann man auf der dortigen Internetseite nachprüfen), wird vom Wahlvolk als glatte Lüge erkannt. Wen wundert es also, dass niemand mit Herrn Stegner Kaffee trinken möchte?