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Schweinfurt
Raffinierte Veredelung der Klarinettenkunst
Es gibt Konzerte, bei denen man nach zehn Sekunden weiß, dass eine musikalische Offenbarung begonnen hat. Der Abend mit dem Schumann Quartett im Schweinfurter Theater war ein solcher. Zum exzellenten Streichquartett mit den Brüdern Erik, Ken (Violine) und Mark Schumann (Violoncello) sowie Liisa Randalu (Viola) gesellte sich mit Andreas Ottensamer ein Klarinettist erster Güte.
Elke Tober-Vogt
 |  aktualisiert: 19.10.2020 11:11 Uhr

Es gibt Konzerte, bei denen man nach zehn Sekunden weiß, dass eine musikalische Offenbarung begonnen hat. Der Abend mit dem Schumann Quartett im Schweinfurter Theater war ein solcher. Zum exzellenten Streichquartett mit den Brüdern Erik, Ken (Violine) und Mark Schumann (Violoncello) sowie Liisa Randalu (Viola) gesellte sich mit Andreas Ottensamer ein Klarinettist erster Güte.

Was bleibt an Eindrücken nach zwei Stunden, die durch zwei Quintettbearbeitungen aus Felix Mendelssohn Bartholdys "Lieder ohne Worte" als Zugaben abgerundet wurden? Carl Maria von Webers Klarinettenquintett B-Dur op. 34 war vorbeigehuscht, gekennzeichnet von ungeheurer Virtuosität, abschattierter Tongebung und lockerem Drive.

Mendelssohns Streichquartett Nr. 1 Es-Dur op. 12 beglückte durch glühende, empfindsame Leidenschaft. Leoš Janáeks Streichquartett Nr. 2 "Intime Briefe" präsentierte sich als kontrastreiches Werk voller Überschwang. Allein die mutige Gegenüberstellung zweier solch unterschiedlicher Kompositionen macht den Anspruch deutlich, dem das Schumann Quartett sich stellt und den es mühelos erfüllt.

Vier Musiker, ein rundum funktionierender Organismus, flexibel im Detail, bauten an den lebendigen musikalischen Architekturen Mendelssohns, sprudelten sich durch durchsichtige virtuose Passagen, rahmten diese in würdevolles Schreiten oder übten sich in rastlos impulsiver Ausgelassenheit. Schöpferisches Musizieren, ausgefeilte Perfektion waren selbstverständlich, kein Ton entkam da dem Konzept größtmöglicher Dezenz im Andante espressivo, bevor man ins Finale stürmte.

Janaceks Streichquartett bekam vom Schumann Quartett die gesamte Palette an Ausdrucks- und Gestaltungselementen, gespenstisch dünne Tongebung, opulentes und akzentuiertes Spiel, innige Tiefe, Zwitschern und Trillern, alles in rastloser Abfolge. Im einsatzfreudigen, doch kontrollierten Spiel des Quartetts fanden die überschäumenden, widersprüchlichen Gefühle eines verliebten Komponisten ihren kongenialen Ausdruck!

Gemeinsam mit Andreas Ottensamer entfaltete das Schumann Quartett den tänzerischen Impetus, die herzhafte Volksmusikantik, das elegante Virtuosentum des Weberschen Klarinettenquintetts. Ottensamer als zurückhaltender, absolut souverän musizierender Solist, gestaltet Kantilenen von absoluter Schönheit. Die Kunst des Klarinettenspiels zeigt sich bei ihm in raffinierter Veredelung.

Vom Tempo her kann man sich jedoch manches ruhiger, ja weniger überzogen vorstellen. So folgte auf ein Menuett, in dem die Spontaneität eines bestens abgestimmten Ensembles, ein sich gegenseitig aus der Reserve Locken, ganz viel verschmitzter Humor beim Musizieren zutage trat, ein Rondo, in dem Ottensamer zur Attacke blies: Sein spektakulär katzenhaftes Musizieren in Verbindung mit dem federnden Temperament der Streicher geriet zum kultivierten Exzess, dem Jubel und lang anhaltender Applaus folgten.

 
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